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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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hatte er bereits auf der Polizeischule gelernt und in seinen vielen Dienstjahren verinnerlicht. Niemand konnte ihm seine wahren Gefühle ansehen, wenn er es nicht wollte.
    »Guten Tag. Herr Lenhardt?« Obwohl eigentlich klar war, wer vor ihm stand, musste er sich offiziell immer rückversichern. Zumal ihm der Mann eben nicht persönlich bekannt war.
    Ole Lenhardt nickte stumm. Thamsen hatte nichts anderes erwartet.
    Er kramte aus der Tasche das Flugblatt hervor. »Kennen Sie das?«
    Wider Erwarten nickte der Mann. Thamsen wusste das nicht recht einzuordnen, doch Ole Lenhardt klärte das sofort auf. »Gab’s ja am Samstag als Beilage in der Tageszeitung.« Er grinste. »Wer kennt das also nicht?«
    »Und den Verfasser kennen Sie nicht auch zufällig?« Diesmal fiel die Reaktion wie erwartet aus. Ole Lenhardt schüttelte den Kopf.
    »Gut.« Dirk nickte und steckte den Zettel wieder ein.
    »In der letzten Zeit hat es einige Übergriffe und einen Mord gegeben. Ich nehme an, Sie haben davon gehört.« Er formulierte keine Frage, sondern stellte fest. »Laut Zeugen treffen einige Beschreibungen durchaus auf Sie zu, und ich muss Sie deshalb fragen …«
    »Ist ja klar!«, fuhr Ole Lenhardt dazwischen. »Kaum wird irgendeiner von irgendjemandem mit wenig Haaren bedroht, sind es gleich wieder wir gewesen.« Er blickte Thamsen feindselig an, der sich erneut eingestehen musste, dass er tatsächlich nichts Konkretes gegen den Mann in der Hand hatte. Aber irgendwo musste er anfangen und in diesem Fall war das hier und jetzt. »Wo waren Sie in der Nacht von Donnerstag auf Freitag der letzten Woche?«
    »Hier.«
    »Und das kann jemand bezeugen?«
    »Meine Freundin. Oder haben Sie keine Augen im Kopf? Die Frau ist hochschwanger, da lasse ich sie doch nicht allein!«
    »Und am letzten Mittwoch? So gegen 23:00 Uhr?«
    »Hallo? Ich weiß ja nicht, ob Sie was an den Ohren haben.« Er zerrte die zierliche Frau, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, am Arm zur Tür. »Das Kind kann quasi stündlich kommen, da fahre ich nicht in der Gegend rum.«
    »Und ich weiß nicht, ob Sie richtig verstehen. Dies ist eine polizeiliche Ermittlung und wenn Sie nicht kooperieren, kann ich Sie auch gern auf die Dienststelle beordern.«
    Mit solch einer scharfen Reaktion hatte Ole Lenhardt wohl nicht gerechnet. Wahrscheinlich, weil die Polizei sich aufgrund von Gunter Sönksens Manipulationen bisher gegenüber den Neonazis sehr zurückgehalten hatte. Aber das hatte jetzt ein Ende.
    »Und?«
    »Was, und?«, raunzte Ole zurück, allerdings in einem schon etwas friedlicheren Ton.
    »Wann kommt das Baby denn?«, wandte Thamsen sich nun an die Frau, um die Situation noch weiter zu entspannen. »Der Termin ist übermorgen.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Besonders glücklich wirkte sie nicht, aber er konnte sich gut an Iris erinnern, die letzten Tage der Schwangerschaft waren ohnehin beschwerlich, sodass einem nicht zum Lachen war, sondern man nur noch endlich die Geburt hinter sich bringen wollte. Obwohl einem der Gedanke daran vermutlich auch gleichzeitig Angst machte. Er erinnerte sich an die Geburten von Anne und Timo, bei denen er seiner Exfrau selbstverständlich beigestanden hatte. Doch wenn er an Iris’ Schreie dachte, war er froh, ein Mann zu sein und diese Strapazen nicht aushalten zu müssen.
    »Und bei wem sind Sie in Behandlung?«
    Der Frau wich plötzlich sämtliche Farbe aus dem Gesicht. Man konnte förmlich zusehen, wie sich das Blut aus ihrem Kopf verzog. Und auch Ole Lenhardt war unvermittelt ganz bleich.
    »Ich bin …«, sie räusperte sich, »… ich war bei Dr. Merizadi in Behandlung.«
     
    Tom hatte sich eigentlich in dieser Woche noch freinehmen wollen. Schließlich war Marlene mit Niklas erst seit ein paar Tagen zu Hause und so ungestört hatten sie ihr neues Familienglück durch die Umstände der letzten Tage noch nicht wirklich genießen können. Doch wie es halt den Selbstständigen ging, irgendwie hatte man nie richtig frei und war letztlich für alles selbst verantwortlich. Und als am Morgen sein Auftraggeber angerufen hatte, war natürlich klar gewesen, er würde zu dem angesetzten Meeting nach Westerland fahren.
    Daher hatte er sich nach einem kurzen Frühstück von den beiden verabschiedet und war mit dem Auto zum Bahnhof in Niebüll gefahren.
    Irgendwie kostete Marlene diesen Moment aus. Sie und Niklas ganz allein. Der Kleine schlief, nachdem sie ihn gestillt hatte, und sie genoss diese herrliche Ruhe,

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