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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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später dann, ja … Er musste lächeln, als er an den restlichen Abend dachte.
    »Dirk?«
    Marlene holte ihn aus seinen Gedanken. »Hast du gehört?« Sie hatte ihm von dem gestrigen Vorfall im Dorf berichtet. Die Äußerung von Miriam Kuipers bestätigte Marlenes Bauchgefühl, der Mord an dem Gynäkologen könne etwas mit dem Verschwinden des Babys zu tun haben. »Ihr müsst unbedingt diese Typen genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Ich weiß«, antwortete Dirk, doch ihm graute davor. Mit denen war nicht zu scherzen und vor allem, so befürchtete er, würde man ihnen wieder nichts nachweisen können, weil sie sich alle gegenseitig deckten. Aber die Kerle hatten sich genug geleistet. Der Übergriff auf die Taverne und die Drohungen gegen Haie, dann die Flugblätter, die Aussage der Putzfrau und nun auch die Vermutung Miriam Kuipers. Er musste handeln.
    Gleich, nachdem er das Gespräch mit Marlene beendet hatte, rief er die Kollegen in Husum an. Die sahen zwar ein, dass man den Brüdern mal etwas auf den Zahn fühlen sollte, überließen diese Aufgabe aber gern ihm. »Wenn du etwas Konkretes hast, kommen wir dazu.«
    Das war mal wieder typisch für die Beamten von der Kripo. Er durfte die Arbeit machen und sie würden wie immer die Lorbeeren dafür einheimsen. Aber nicht mit ihm. Er würde das diesmal allein in die Hand nehmen.
    Er trank noch einen Kaffee und blätterte schnell die Berichte der Kollegen vom Wochenende durch. Viel war nicht passiert. Ein Einbruch und eine Schlägerei in einer Discothek. Ansonsten war es ruhig geblieben. Was zum Glück ja auch normal war, denn Mord und Totschlag gab es hier im Vergleich zu einer Großstadt doch eher selten.
    Er fuhr zunächst über die B5, bog aber gleich hinter Klixbüll Richtung Ladelund ab. Es war ein außergewöhnlich schöner Tag. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein, beinahe ungewohnt, denn in den letzten Tagen hatte ein hartnäckiges Grau das Wetter dominiert und er hatte beinahe das Gefühl, die Sonne seit Wochen nicht gesehen zu haben.
     
    Da es noch recht früh am Tag war, hoffte er, Ole Lenhardt zu Hause anzutreffen. Aus den Unterlagen wusste er, dass der Mann arbeitslos war. Sicher lag er bis mittags im Bett und war um diese Zeit auf jeden Fall daheim. Anschließend konnte er noch in der Gedenkstätte bei Dörte vorbeischauen und sich noch einmal für den netten Abend bedanken. Bei dem Gedanken an das gestrige Treffen kribbelte es angenehm in seinem Bauch.
    Dörte hatte, nachdem Dirk angefangen hatte, auch noch über die Kfz-Steuern zu schimpfen und dass man als Autofahrer nichts als schlechte Straßen dafür zurückbekam, irgendwann »Stopp« gesagt. Sie wolle nichts über Benzinpreise und Steuern hören, sondern wissen, wer er war und wie es ihm ging. Zunächst war Dirk überrascht und wie vor den Kopf gestoßen gewesen, dann aber hatte er gedacht, alles oder nichts, und von sich, den Kindern und seinem Leben erzählt. Dörte hatte ihm aufmerksam zugehört und seit Jahren verspürte er zum ersten Mal wieder das Gefühl, eine Frau interessiere sich ernsthaft für ihn. Für ihn als Mensch, nicht nur als Mann, mit dem man eine nette Nacht verbringen konnte.
    Seinetwegen hätte der Abend ewig dauern können, er fühlte sich sehr wohl in ihrer Gegenwart, aber irgendwann waren die Teller leer und die Bedienung kam, da sie die letzten Gäste waren, dezent mit der Rechnung. Auf dem Parkplatz hatte Dörte sich mit einem Kuss von ihm verabschiedet.
     
    Er erreichte das Ortsschild und bremste den Wagen ab. Gleich die nächste Straße bog er ein. Hier sollte laut Angaben aus der Akte der Anführer der Neonazis wohnen.
    Wider Erwarten wurde die Tür bereits nach dem ersten Klingeln geöffnet. Doch vor ihm stand nicht, wie erwartet, Ole Lenhardt, sondern eine kleine, schmächtige Frau. Sie war hochschwanger.
    »Guten Morgen.« Er hielt ihr seinen Ausweis vor die Nase. »Ich möchte gern mit Ole Lenhardt sprechen.« Auf ihrem Gesicht zeichnete sich keinerlei Regung ab. Sie strich sich ihre blonden Haare, die reichlich ungepflegt wirkten, aus dem Gesicht und sagte: »Moment mal.« Dann grölte sie mit einem Organ, das man dieser zierlichen Frau gar nicht zugetraut hätte: »Ole, Polizei!«
    Gleich darauf erschien der glatzköpfige Mann. Beinahe so, als hätte er Thamsen bereits erwartet. Beim Anblick der breiten Schultern und des feindlichen Ausdrucks auf Ole Lenhardts Gesicht wurde es Dirk leicht mulmig zumute, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. Das

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