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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Niklas nicht lang allein bleiben sollte.
    Schon kam Haie über den Schulhof auf sie zugeeilt und winkte ihnen dabei zu. Sein Lächeln war ansteckend. Automatisch winkten Tom und Marlene zurück, obwohl sie nur noch wenige Meter trennten.
    »Und, alles klar?«, erkundigte sich Haie, nachdem er auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
    »Na, wie das halt so bei Behördengängen ist«, bemerkte Tom und gab Gas. »Aber jetzt ist alles offiziell und Niklas eingetragener Bürger Risum-Lindholms.«
    »Ein waschechter Nordfriese.« Haie drehte sich, so gut es ging, um. Niklas schlief in seinem Maxi-Cosi. »Habt ihr schon etwas gegessen oder wollen wir kurz bei Calli Schaschlik anhalten?«
    »Da war ich schon ewig nicht mehr!«, stimmte Tom zu und auch Marlene nickte, obwohl sie keinen großen Hunger verspürte. Der Imbiss lag quasi direkt am Weg und bot eine Möglichkeit, schnell eine Kleinigkeit zu essen. Ursprünglich war der Schlachtermeister für seine Fleischstücke am Spieß bekannt, aber es gab natürlich auch andere Speisen.
    Doch die Männer entschieden sich wie immer für das berühmte Schaschlik, während Marlene einen großen gemischten Salat wählte.
    »Habt ihr was von Dirk gehört?«
    Marlene kaute und schluckte. »Nee, habe heute Morgen noch versucht, bei ihm anzurufen, der war aber unterwegs.«
    »Na, die werden nun auch ordentlich Druck haben. Bin gespannt, was die Zeitungen schreiben.«
    Die beiden Freunde nickten. Bereits die letzten Berichte waren nicht gerade nett gewesen, aber nun, mit dem toten Baby, hatte sich die Lage noch einmal verschärft.
    »Aber dass der Leichnam auch in Ladelund gefunden wurde, ist ja wirklich merkwürdig«, bemerkte Marlene. Vor allem, weil die Polizei noch keinen Zusammenhang zwischen den Fällen der Entführung des Kindes und der Ermordung des Arztes, bei dem ja auch Miriam Kuipers in Behandlung gewesen war, gefunden hatte. Dabei hatte Marlene selbst schon relativ früh vermutet, die beiden Verbrechen könnten etwas miteinander zu tun haben.
    »Na ja, und dann die ganzen Neonazis in der Praxis«, fügte Haie an. »Das ist doch eigentlich klar, dass da ein Zusammenhang besteht.«
    »Bleibt nur eine Klitzekleinigkeit«, bemerkte Tom. »Es gibt keine Beweise.«
    Sie rätselten noch eine Weile über die Hintergründe der Taten. Merkwürdig war es ja schon, wieso die Nazis ausgerechnet den Arzt umgebracht haben sollten, von dem sich ihre Frauen oder Freundinnen behandeln ließen. Warum hatten sie überhaupt einen Ausländer gewählt?
    »Vielleicht hat es was mit seinem Fachgebiet zu tun«, mutmaßte Marlene.
    Haie runzelte die Stirn. »Künstliche Befruchtung?«
    »Na ja, Dr. Merizadi war da immerhin Spezialist.«
    »Ja, aber die Jungs sind doch kräftig und gesund und sicher haben die auch junge, gesunde, ›arische‹ Frauen. Da achten die doch unter Garantie drauf.« Das Wort ›arisch‹ betonte Haie besonders. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Kerle viel von diesen im Reagenzglas gezeugten Kindern hielten. Sprach das denn nicht gegen ihre Prinzipien? Er kratzte sich am Kopf.
    »Aber Miriam Kuipers ist auch jung und wirkt gesund. Trotzdem war es schwer für sie, schwanger zu werden«, gab die Freundin zu bedenken.
    »Na, die hatte ja auch keinen Kerl. Oder hast du die mal mit einem Mann gesehen?« Haie war sich nicht so sicher, ob es nur gesundheitliche Gründe gab, die Miriam Kuipers dazu getrieben hatten, sich künstlich befruchten zu lassen.
    »Was weiß ich. Wenn das einer weiß, dann ja wohl du.«
    In Dorfangelegenheiten war schließlich Haie der Experte. Tom und Marlene waren lediglich Zugezogene und in die Dorfgemeinschaft bei Weitem nicht so integriert wie Haie, der sein gesamtes Leben in Risum verbracht hatte. Obwohl die meisten Dorfbewohner sehr freundlich waren, spürten Tom und Marlene deutlich, wie sehr ihnen dieser Makel anhaftete. Die Leute verhielten sich ihnen gegenüber oftmals distanziert. Schließlich waren sie keine von hier. Nicht so wie Haie.
    »Also, ich kann mich nicht erinnern, die jemals mit einem Mann gesehen zu haben«, hielt der daher an seiner Meinung fest.

21.
     
    »Und, habt ihr etwas aus dem Ole Lenhardt herausbekommen?« Thamsen war nach dem Besuch bei Julia Völler nach Husum zu den Kollegen gefahren. Da die Befragung dort stattgefunden hatte, baten die Beamten diesmal um eine Besprechung bei ihnen.
    »Ach, wo denkst du hin«, winkte Lorenz Meister ab. Ole Lenhardt war mit allen Wassern gewaschen und hatte natürlich für jede

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