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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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sie aus dem Auto stiegen, hörten sie Geschrei und Babyweinen.
    »Nein, nein, du kannst ihn nicht mitnehmen!«
    Dann lautes Gepolter. Und splitterndes Holz.
    Dirks Hand wanderte unbewusst zu seinem Holster und tastete nach seiner Pistole. Er blickte zu dem Freund, der beinahe regungslos auf die Haustür starrte. Natürlich hielt Haie sich nicht an seine Anweisungen und folgte ihm zum Haus, anstatt beim Wagen zu warten. Dirk war sich unsicher, sollte er klingeln und damit in das Geschehen im Haus eingreifen oder war es besser, vor der Tür auf Verstärkung zu warten?
    Die Entscheidung wurde ihm jäh abgenommen, als die Haustür aufgerissen wurde und Ole Lenhardt plötzlich vor ihnen stand. In der Hand hielt er einen Maxi-Cosi, in dem ein Baby erbärmlich brüllte. Von der Frau hingegen war nichts mehr zu hören. Thamsen wunderte sich, den Mann hier zu sehen. Wieso war er überhaupt schon wieder auf freiem Fuß? Die Husumer Kollegen hatten ihm doch Bescheid geben wollen, daher hatte er nicht damit gerechnet, hier auf den Anführer der rechtsradikalen Gruppe zu treffen.
    Und auch Ole Lenhardt war überrascht. Einen kurzen Moment hielt er inne und blickte zwischen Haie und Thamsen hin und her. Man konnte förmlich an seinem Gesicht ablesen, wie es in seinem Kopf ratterte.
    Ehe er jedoch reagieren konnte, griff Thamsen ein. »Wo ist Frau Andersen?«
    Doch mit seiner harschen Frage löste er Ole Lenhardt geradezu aus seinem Überraschungszustand. »Es geht ihr nicht gut. Sie hat sich hingelegt. Ich nehme ihr den Kleinen ab.« Er schaukelte den Maxi-Cosi vor ihrer Nase herum, doch das beruhigte das schreiende Kind keineswegs.
    Thamsen jedoch ließ sich nicht irreführen. Beherzt griff er nach dem Sitz. Da Ole Lenhardt nicht damit gerechnet hatte, war es ganz leicht, ihm das Baby wegzunehmen.
    »Davon überzeuge ich mich mal lieber selbst.«
    Mit dem Maxi-Cosi in der Hand lief er ins Haus. Im Wohnzimmer war eine Tür eingetreten, Sonja Andersen lag auf dem Boden, sie hatte eine Platzwunde am Kopf.
    Blitzartig reichte er Haie, der ihm auf den Fersen gefolgt war, das Baby und stellte sich schützend vor die beiden, während er sein Handy zückte und den Notarzt rief.
    »Das wird Konsequenzen haben«, sagte er, nachdem er aufgelegt und anschließend die Nummer seiner Dienststelle gewählt hatte, zu Ole, der inzwischen auch wieder im Haus war.
    Doch dieser ließ sich nicht beeindrucken. »Wieso? Ich habe sie hier so gefunden. Muss ihr Kerl sie wohl wieder zusammengeschlagen haben. Ich wollte nur den Kleinen hier rausholen.«
    Dass er das Kind hier rausholen wollte, bezweifelte Thamsen nicht. Irgendwie hatte es Ole Lenhardt ja mit Babys. Erst Julia Völler, dann seine angebliche Freundin und nun auch Sonja Andersen. Hier ging es doch ganz offensichtlich nicht mit rechten Dingen zu.
    »Kennen Sie zufällig auch Birgit Giesler?«, fragte er, obwohl er sich die Antwort beinahe denken konnte.
    »Ja«, erklang es auch sofort aus Oles Mund, den er dabei zu einem Grinsen verzog. »Wieso?«
    Thamsen schüttelte den Kopf. Er ahnte bereits jetzt, sie würden dem Neonazi nichts nachweisen können. Wahrscheinlich bedrohten sie die Frauen, damit diese nichts sagten. Die Frau auf dem Boden stöhnte. Haie hatte sich neben sie gekniet und seine Jacke unter ihren Kopf geschoben. Langsam kam sie zu sich und öffnete die Augen. Ihr erster Gedanke galt dem Kind.
    »Wo ist er? Wo ist Kevin?« Sie versuchte, sich aufzurappeln, sank aber sofort wieder zu Boden.
    Haie beruhigte sie: »Alles in Ordnung«, während Thamsen weiterhin Ole Lenhardt in Schach hielt. So harrten sie aus, bis der Notarzt eintraf. Thamsen zerrte den Neonazi nach draußen, während die Helfer sich um die Verletzte kümmerten.
    Und endlich trafen auch die Kollegen ein. »Sollen wir ihn direkt nach Husum bringen?«
    Thamsen nickte.
    Während er zur nächsten Adresse fuhr, klingelte erneut sein Handy. Es war Dr. Prust.
    »Können Sie kommen?«
    »In die Praxis?«
    »Nein, können wir uns woanders treffen?« Thamsen wunderte sich über den ängstlichen Unterton in der Stimme des Mannes, fragte aber nicht weiter nach. Er ahnte, es musste etwas vorgefallen sein, und unter Garantie hatte es mit den Neonazis zu tun. Diese Kerle schafften es, beinahe jeden hier einzuschüchtern. Und das einzig und allein durch eine altbewährte primitive Methode: Gewalt. Das musste ein Ende haben.
    »Gut, dann sagen Sie mir, wo wir uns treffen sollen.«
    »Stollberg. In einer Stunde?«
    Thamsen fragte

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