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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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nicht nach dem Grund für diesen seltsamen Treffpunkt, sondern blickte kurz auf seine Uhr. Eventuell schaffte er es vorher noch, die dritte Frau zu besuchen. Die Adresse lag quasi auf dem Weg, da Haie vorerst bei Sonja Andersen geblieben war, musste er auch keinen Umweg über Risum machen.
    »In Ordnung«, bestätigte er daher das Treffen.
     
    Sonja Andersen hatte darauf bestanden, zu Hause zu bleiben.
    »Es besteht aber die Gefahr einer Gehirnerschütterung«, hatte der Notarzt gesagt und sie vor einem Verbleib zu Hause gewarnt. Doch die Frau war nicht zu überzeugen gewesen, ins Krankenhaus zu gehen. Beinahe verzweifelt hatte sie sich an den Säugling geklammert.
    »Meine Mutter kann kommen«, hatte sie schließlich als Kompromiss vorgeschlagen. Gemeinsam hatten sie die Frau angerufen und Haie hatte angeboten, bis zu deren Eintreffen bei Sonja Andersen zu bleiben.
    »Ich mach uns mal einen Tee«, schlug er vor, nachdem die Rettungssanitäter verschwunden waren.
    In der kleinen Küche herrschte ein wahres Chaos. Überall standen Geschirr, dreckige Babyflaschen und Packungen mit Essensresten herum.
    »Wohnst du allein«, fragte Haie und fügte hinzu, »ich meine, mit dem Kleinen?«
    »Ich brauche keinen Kerl.«
    Haie nickte. Diese Haltung erklärte auch die künstliche Befruchtung.
    »Und was wollte Ole dann hier?«
    Plötzlich wurde die junge Frau ganz still. Es war nun beinahe ein Flüstern. »Mir Kevin wegnehmen.«
    »Warum? Was hat er denn damit zu schaffen?«
    »Nichts. Gar nichts!« Der ruhige Moment war schlagartig wieder vorbei.
    »Das ist mein Kind. Meins, und das bleibt es auch.«
     
    Die Adresse der anderen Frau auf seiner Liste lag in Langenhorn, ganz in der Nähe vom vereinbarten Treffpunkt mit Dr. Prust.
    Thamsen fuhr ab Sande über die B5 und bog dann am Kreisel an der Ortseinfahrt links ab. Nur wenige Meter weiter hatte er die angegebene Adresse gefunden.
    »Suchen Sie wen?«
    Thamsen drehte sich erschrocken um. Er stand vor der Eingangstür und hatte kurz gezögert zu klingeln. Auf dem Namensschild stand nicht der Name der gesuchten Patientin. Um die Hausecke schauten ihn ein paar neugierige Augen an, die zu einem Mann um die Fünfzig gehörten. Der Blick war nicht unfreundlich, aber enthielt die gewöhnliche Portion Misstrauen, wie sie für die Bewohner dieser Gegend typisch war.
    Thamsen räusperte sich. »Ich wollte eigentlich zu Angela Lützen. Wohnt die nicht mehr hier?«
    Der Mann schüttelte lediglich seinen Kopf. Auch dieses Verhalten war üblich für hier oben. Besonders mitteilsam waren die Leute gegenüber Fremden meist nicht. Obwohl Thamsen ja kein Unbekannter war. Aber der Mann schien ihn nicht zu kennen und dementsprechend zurückhaltend war er mit eventuell vorhandenen Informationen.
    Thamsen zückte langsam seinen Dienstausweis und hielt diesen dem Mann entgegen. »Und können Sie mir vielleicht verraten, wo ich sie jetzt finde?«
    Der andere zeigte sich seltsamerweise wenig beeindruckt. Dirk führte das nicht zuletzt auf die Berichterstattung der Zeitung in den letzten Tagen zurück. Die Polizei wurde als ziemlich inkompetent dargestellt und von den Journalisten geradezu durch den Kakao gezogen. Kein Wunder also, wenn die Menschen ihnen kaum noch Respekt für ihre in der Tat nicht ganz einfache Aufgabe zollten.
    Daher beschränkte sich die Antwort des Mannes auch jetzt lediglich auf ein Schulterzucken.
    Thamsen drehte sich um und drückte den Klingelknopf. Vielleicht gab es ja irgendjemanden in dem Haus, der sich ihm gegenüber gesprächiger zeigte, wenngleich seine Hoffnung nicht besonders groß war. Doch wider Erwarten wurde die Tür geöffnet und eine junge Frau blickte ihn zwar fragend, aber immerhin lächelnd an.
    »Guten Tag«, grüßte er. »Ich suche Angela Lützen. Können Sie mir sagen, wo sie sich jetzt aufhält?« Um erneute Missverständnisse zu vermeiden, zeigte er diesmal gleich seinen Ausweis, den er nach wie vor in der Hand hielt.
    Das Lächeln auf dem Gesicht der Angesprochenen blieb, dennoch verneinte sie seine Frage.
    »Das ist sehr merkwürdig. Sie ist nach der Entbindung gar nicht wieder hergekommen.«

23.
     
    Völlig in Gedanken lenkte Thamsen den Wagen über die B5 Richtung Husum. Der Stollberg lag direkt an der Bundesstraße und war mit 43,3 Metern über NN die vierthöchste Erhebung des Kreises Nordfriesland. In diesem Fall von ›Berg‹ zu sprechen, war jedoch vermessen, aber man hatte eine gute Sicht auf die Umgebung, insbesondere, wenn man die 20

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