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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Diesmal gab Haie nach. Auch ihn interessierte das Goting Kliff, von dem er schon in mehreren Nordfrieslandbüchern faszinierende Bilder gesehen hatte.
      Doch als sie auf der etwa neun Meter hohen Abbruchkante standen, war von der Faszination des Kliffs nichts zu sehen. Haie war enttäuscht. Etwas beeindruckender hatte er sich das südwestliche Ufer der Insel schon vorgestellt.
      »Bestimmt hat der Blanke Hans auch hier jede Menge Land gefordert«, vermutete Marlene. »Sieh nur, wie das Meer hier tost und an der Küste leckt.«
      Die See war aufgewühlt. Der Wind hatte erneut aufgefrischt und fegte zum Teil in Böen über das Wasser. Weiße Schaumkronen thronten auf den anmutig herantosenden Wellen. In der Ferne sahen sie ein Schiff, das sich durch das unruhige Gewässer kämpfte.
      »Dann sind die Bilder in meinen Büchern vermutlich älteren Datums. Dieser breite Strand war jedenfalls auch noch nicht darauf zu sehen.«
      »Wo kommt der denn plötzlich her?« Tom beugte sich über die Abbruchkante.
      »Plötzlich?« Haie grinste und erklärte, dass dies zum größten Teil kein natürlicher Strand war, sondern durch Sandvorspülungen zum Küstenschutz angelegt worden war. Wahrscheinlich hatte man auch hier in Goting wie inzwischen fast überall, wo die Nordsee auf überwiegend ungeschützte Küstenstreifen traf, in den letzten Jahren regelmäßig Sand aus dem Watt vor das Kliff gespült.
      »Ansonsten sähe es hier inzwischen wahrscheinlich noch ganz anders aus.«
      Schweigend betrachteten sie das Naturschauspiel, welches sich wenige Meter unter ihren Füßen abspielte. Unnachgiebig rollten die mächtigen Wellen an den Strand. Schon beim bloßen Hinschauen erkannten die drei Freunde, dass hier das Meer einen hohen Tribut von der Insel forderte. Dabei waren weder beim Wasserpegel noch der Windstärke auch nur annähernd Sturmflutwerte erreicht. Um wie viel mehr wurde die Küste hier vom Meer zerstört, wenn besonders die im Frühjahr und Herbst auftretenden schweren Sturmfluten die Insel heimsuchten? Eine Naturgewalt, welcher der Mensch sich zwar seit Jahrhunderten zu widersetzen versuchte, aber der er sich schon so oft hatte ergeben müssen. Tausende von Menschen hatten die tosenden Fluten bereits mit sich genommen, besonders während der Marcellusfluten. Seit der Zeit hatte sich zwar der Deichbau und Küstenschutz rasant verbessert, aber keiner konnte sagen, welche Auswirkungen die globale Erderwärmung auf die Küstenbereiche letztendlich haben würde. Das Ansteigen des Meeresspiegels sowie eine Erhöhung der Sturmintensität könnten das Aus für Nordfriesland und noch weitere Küstenländer bedeuten. Marlene schluckte, als ihr bewusst wurde, wie unbesorgt man doch manches Mal mit der Umwelt umging. Sie schwor, sich in Zukunft umweltfreundlicher zu verhalten. Ihre Fahrradtour stellte zumindest einen Anfang dar.

8

    Barne Christiansens Augen weiteten sich merklich, als er die drei Freunde vor sich erblickte. Ganz offensichtlich hatte er keinen Besuch erwartet, und schon gar nicht jenen, dem er soeben auf ein Klopfen hin die Tür geöffnet hatte.
      »Moin Barne«, grüßte Haie und streckte ihm zur Begrüßung die Hand entgegen, »wir verbringen das Wochenende auf Föhr und dachten, wir schauen mal bei dir vorbei.«
      Wie abgesprochen, gab er vor, rein zufällig auf der Insel zu sein. Von dieser Vorgehensweise erhofften sie sich, leichter an Informationen zu kommen. Wenn sie Barne gleich auf Kalli Carstensens Tod ansprachen, würde er wahrscheinlich misstrauisch werden und ihren Besuch mit dem Mord in Verbindung bringen. Ihr angeblich durch einen Zufall begründeter Besuch war ohnehin schon verdächtig genug. Erst recht, wenn der ehemalige Dorfbewohner bereits etwas von der Leiche im Maisfeld erfahren hatte.
      »Wir dachten, du lädst uns vielleicht auf einen Kaffee ein? Wir haben nämlich gerade die komplette Insel umradelt und haben ordentlich Durst«, versuchte Haie, seine Geschichte möglichst glaubwürdig zu untermauern und die Zweifel seines Gegenübers zu zerstreuen.
      Der schien zwar misstrauisch, bat sie aber dennoch herein.
      Sie warteten im Wohnzimmer, während Barne in der Küche den Kaffee zubereitete. Der Eindruck, den sie durch ihren spähenden Fensterblick gewonnen hatten, bestätigte sich im Inneren des Hauses. Aus der Nähe betrachtet, wirkte die Einrichtung noch teurer und äußerst antik.
      »Schön haben Sie es hier«, lobte Marlene Barnes guten

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