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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie siehst du das, Haie?«
      Der Freund, der während ihrer Diskussion stumm am Tisch gesessen hatte, fuhr erschrocken auf. Er war mit seinen Gedanken weit zurück in die Vergangenheit gereist und hatte sich mit den anderen Kindern auf dem Schulhof herumtollen sehen. Barne war wie immer nicht dabei. Er spielte nicht mit ihnen, hielt sich abseits und spießte lieber mit einem abgebrochenen Zweig eine der zahlreichen Nacktschnecken auf, die bei feuchtem Wetter den Schulhof bevölkerten.
      »Ich weiß nicht. Ein starkes Motiv hätte er zumindest gehabt.«
      Das konnte auch Marlene nicht abstreiten. Barne musste Kalli gehasst haben. Egal ob der Landwirt wirklich für den Krebs verantwortlich war, aus der Sicht des verzweifelten Mannes sah es jedenfalls so aus. Und das war nicht alles. Der vermeintlich Schuldige nutzte dann auch noch die schreckliche Situation aus und erkaufte sich Barnes Schweigen. Sie hätte nachvollziehen können, wenn der Witwer sich nun rächte. Aber irgendetwas in ihrem Innersten sagte ihr, dass der ehemalige Dorfbewohner das nicht getan hatte.
      »Er hat sich doch geschämt, dass er sich von Kalli kaufen ließ. Scham und Rache, das passt nicht zusammen«, versuchte sie ihr Gefühl zu begründen.
      Wer ihr denn sage, dass diese Scham nicht nur vorgetäuscht war? Tom hatte sich sowieso gewundert, dass der Mann so schnell gesprächig geworden war. Das sei doch verdächtig. So eine persönliche Geschichte erzähle man schließlich nicht jedem Dahergelaufenen.
      »Wahrscheinlich hatte er sich das Ganze schon zurechtgelegt. Musste ja damit gerechnet haben, dass früher oder später jemand wegen der Sache bei ihm auftauchen würde.«
      Dass Barne in der Tat so schnell sein Misstrauen ihnen gegenüber abgelegt hatte, war auch Haie merkwürdig erschienen. Außerdem kannten sie einander wirklich nicht so gut, als dass man sich derart persönliche Dinge anvertraut hätte. Er stimmte Tom zu, das Ganze hatte auf ihn ebenfalls wie eine Inszenierung gewirkt. Wenn Barne mit Kallis Tod nichts zu tun hatte, wieso reagierte er dann derart übertrieben, stellte sofort eine Verbindung zu der Anzeige her und führte anschließend gleich die detaillierte Darstellung des damaligen Sachverhaltes an?
      »Also, das finde ich überhaupt nicht verdächtig«, hielt Marlene dem entgegen. Es sei doch nur logisch, wenn Barne ihren Besuch mit dem einstigen Vorfall in Verbindung brachte. Schließlich hatten sie selbst, als sie von der Anzeige erfuhren, sofort eine Parallele zu dem Mord an Kalli gezogen. Dass der ehemalige Dorfbewohner ihnen allerdings anschließend gleich seine halbe Lebensgeschichte in aller Ausführlichkeit darlegte, fand sie jedoch ebenso wie die beiden Freunde äußerst sonderbar. Sie selbst käme nie auf die Idee, einem Unbekannten vom Mord an ihrer Freundin zu erzählen. Das war doch viel zu persönlich.
      Dennoch war sie nach wie vor davon überzeugt, dass Barne die Wahrheit gesagt hatte. Die Bedienung kam, um ihre Bestellung aufzunehmen.
      »Was schmeckt denn bei Ihnen am besten?«, fragte Haie, der aufgrund seiner Grübeleien noch keine Wahl getroffen hatte. Die freundliche Dame empfahl ihm eine der zahlreichen Pizzen.
      »Giovanni macht einen Teig … Sie werden begeistert sein!«
      Während sie auf das Essen warteten, lenkte Tom noch einmal das Thema auf ihren Besuch bei dem Verdächtigen.
      »Mich würd' ja interessieren, ob dieser Barne überhaupt ein Alibi hat. Ich mein, seine traurige Geschichte hat er uns ja in epischer Breite dargelegt, aber wo er am Dienstagabend gewesen ist, hat er mit keiner Silbe erwähnt.«
      »Hm«, entgegnete Haie, merkte jedoch an, dass sie ihn dazu wohl kaum hätten befragen können. Derartige Befragungen oblägen nun einmal der Polizei. Sie konnten froh sein, dass Barne ihnen überhaupt Auskunft zu der damaligen Sache gegeben hatte. Dazu sei er schließlich in keinerlei Weise verpflichtet. Er schlug vor, am Montag Kommissar Thamsen einen Besuch abzustatten und ihm zu erzählen, was sie bei ihren Erkundigungen herausgefunden hatten.
      »Wenn die Geschichte überhaupt wahr ist, die uns Barne Christiansen da erzählt hat.«
      »Darüber kann er sich dann selbst eine Meinung bilden«, beschied Haie und sah damit die Diskussion um den Wahrheitsgehalt von Barnes Aussage für beendet an. Sie hatten sowieso keinerlei Möglichkeit festzustellen, ob das, was sie am Nachmittag erfahren hatten, der Realität entsprach.
      »Außerdem

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