Friesenrache
zahlreichen Affären, einschließlich Sophie.
Friedhelm hatte anfänglich versucht, mit seinem Bruder darüber zu sprechen. Ihn aufgefordert nicht nur an sich selbst, sondern auch an Frau und Kind zu denken. Natürlich war es zum Streit zwischen ihnen gekommen.
»Das geht dich nichts an!«, hatte er ihn angeblafft. »Halt dich da raus!« Doch das war ihm schwergefallen. Und so kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinem Bruder. Und je öfter er Kalli auf sein unmögliches Verhalten ansprach, desto schlechter behandelte der seine Frau. Daraufhin hatte er sich letztendlich zurückgezogen, obwohl er sich sicher war, dass ihm das Ausmaß der miserablen Situation, in welcher sich die Schwägerin befand, nicht einmal zur Hälfte bekannt war. Kalli behandelte Sophie nicht nur in aller Öffentlichkeit wie den letzten Dreck. Was sich dort hinter geschlossenen Türen abspielte, das hatte er zwar nur erahnen können, verborgen war es ihm dennoch nicht geblieben.
»Sie hat was?« Haie schaute den Freund ungläubig an, als der von Monikas unerwartetem Besuch berichtete.
»Na ja, ich denke, es war gut, dass ich ihr endlich die Wahrheit gesagt habe.«
Tom füllte sich noch einmal von dem köstlichen Eintopf nach.
Er hatte gestern Abend nach dem klärenden Gespräch mit seiner Exfreundin lange wach gelegen und über sein Verhalten nachgedacht. Wieso hatte er Marlene und Monika derart belogen? Nicht den Mut gehabt, zu seinen Gefühlen zu stehen? Diese Frage hatte ihn bis tief in die Nacht beschäftigt. Wenn er damals ehrlich zu den beiden Frauen gewesen wäre, wären ihm die ganzen Probleme, mit denen er sich zurzeit herumschlagen musste, einfach erspart geblieben. Müsste er nun nicht um Marlenes Verlust bangen. Ob sie ihm überhaupt jemals verzeihen würde? Er war sich nicht sicher.
Dabei war für ihn seine Beziehung in München so gut wie beendet, als er Marlene kennenlernte. Mental hatte er damals bereits einen Schlussstrich unter die Partnerschaft mit Monika gezogen. Er liebte sie nicht mehr, und seiner Ansicht nach passten sie auch nicht wirklich zueinander. Er konnte ihr nicht geben, wonach sie sich in der Beziehung so sehr sehnte. Vielleicht weil er nicht bereit dazu war. Auf jeden Fall aber hätte er offen mit ihr darüber sprechen müssen, zumindest bei der Trennung. Er hingegen hatte sich jedoch mehr oder weniger sang- und klanglos aus dem Staub gemacht und sie mit ihren Fragen und Kummer völlig verzweifelt sitzen lassen. Ein Fehler, den er heute mehr als bereute. Ebenso wie die Tatsache, damals nicht ehrlich mit Marlene über Monika und sein Verhältnis zu ihr gesprochen zu haben. Er hätte ihr erzählen sollen, wie es damals um seine Partnerschaft bestellt war und dass er sich seiner Ansicht nach niemals in Marlene hätte verlieben können, wenn seine Beziehung zu Monika noch intakt und er sie noch geliebt hätte. Sie hätte sicherlich Verständnis gezeigt, vielleicht von ihm gefordert, zunächst für geordnete Verhältnisse zu sorgen, aber sicherlich auf ihn gewartet, ihn mit offenen Armen empfangen, wenn er frei und ungebunden aus München zurückgekehrt wäre.
Aber irgendwie war er damals unsicher, oder war es schlichtweg Feigheit, die ihn dazu veranlasste, den beiden Frauen jeweils nichts von der Existenz der anderen zu erzählen und ehrlich zu seinen Gefühlen zu stehen?
Die quälenden Gedanken hatten ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, und so war er erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen.
Das Frühstück hatte er ausfallen lassen, da er erst um 11.30 Uhr aufgewacht und bereits um 12.30 Uhr bei Haie zum Mittagessen eingeladen war.
»Trotzdem, da gehört schon was dazu, hier aufzukreuzen.«
Tom zuckte mit den Schultern. Für ihn war das Thema erledigt. Monika war gestern, nachdem er sich endlich mit ihr ausgesprochen hatte, wieder abgereist. Er hatte, als ihm bewusst wurde, wie ernst es ihr mit der Bitte um eine zweite Chance war, endlich reinen Tisch gemacht. Warum er damals gegangen war. Ob sie wirklich verstanden hatte, was er ihr gesagt hatte? Er wusste es nicht. Aber als er seine ausführliche Erklärung beendet hatte, in welcher er diesmal nicht seine Liebe zu Marlene und auch nicht ihrer beider Verhältnis zueinander verschwieg, hatte sie traurig genickt. Zum Abschied hatte sie ihn sanft auf die Wange geküsst und ihm alles Gute gewünscht. Er hoffte nur, dass sich wirklich alles zum Guten wenden, Marlene zu ihm
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