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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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in Ruhe. Ich bin todmüde. Sonst war nichts, oder?«
     
    Olli fluchte innerlich, denn jetzt musste er notgedrungen die Litanei für Lollo noch einmal wiederholen, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. »Im Prinzip ist das richtig, Patrick. Aber vor seinem Tod hat Robert noch eine letzte Botschaft für dich hinterlassen. Ich fühle mich in der Pflicht, ihm seinen letzten Wunsch zu erfüllen, aber gestern im Café Mondragon mochte ich dich nicht ansprechen, weil du zu sehr mit den Hühnern beschäftigt warst.«
    Patrick Immel lachte laut auf. »Ja und? Ich war noch die ganze Nacht mit den Hühnern beschäftigt. Was meinst du denn, warum ich heute so kaputt bin?«
    Vom Schnee, fuhr es Olli sofort durch den Kopf, aber dafür war es noch zu früh. Er musste erst das Vertrauen dieses Aufschneiders gewinnen. »Hat es sich denn wenigstens gelohnt?«
    Immel brauste höhnisch auf. »Gelohnt? Warum willst du ausgerechnet jetzt deinen Frust in meine Seele ziehen? Hast du denn mit dem Witwenstecher eine bessere Zeit als ich verlebt? Hat sich Roberts Tod gelohnt? Was lohnt sich schon im Leben?«
    Bei solchen philosophischen Fragen war es eigentlich immer am besten, den Mund zu halten, aber Patrick Immel ließ die Stille misstrauisch werden. »Lollo behauptet, dass du ein Hetero bist. Der hat eigentlich eine gute Nase für so etwas.«
    Natürlich fiel Olli sofort die Andeutung mit der Nase auf. Es roch nach Schnee am Telefon. Olli redete beschwichtigend mit säuselnder Stimme auf ihn ein. »Mensch, Patrick, meinst du denn, der Robert hätte mir eine Botschaft für dich hinterlassen, wenn er mir nicht blind vertraut hätte?«
    Es blieb eine Zeit lang still in der Leitung, bis Immel nachdenklich zurückfragte. »Du warst mit ihm eng verwandt, oder?«
    Endlich sah Olli eine Möglichkeit, Immel vorsichtig einzuwickeln. »Richtig, Patrick. Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht. Dennoch, Robert hat mir vertraut. Du verstehst, was ich meine?«
     
    Das Schweigen am Telefon quittierte Olli als Zustimmung.
    Wenig später folgte Pimmels zögerliche Nachfrage. »Was hatte Robert mir so Wichtiges mitzuteilen? Hatte er seinen Tod etwa geplant? Das muss man bei letzten Botschaften ja fast annehmen.«
    Jetzt legte Olli seinerseits eine Kunstpause ein, bevor er den von Kommissar Hansen übermittelten Versuchsballon preisgab. »Geplant anscheinend nicht, Patrick, aber vermutlich geahnt, sonst hätte er mich kaum gebeten, dich zu treffen.«
    Sein Gesprächspartner wirkte interessiert. »Sag mal ein Stichwort, Kleiner.«
    Olli zückte seinen ersten Trumpf. »Weißes Gold. Oder Schnee. Ganz wie du willst.«
    Die Stimme von Patrick Immel klang jetzt gedehnt. »Auch Friesenschnee?«
    Diese Andeutung verstand Olli nicht. Er überging sie. »Robert hat jedenfalls mir gegenüber geäußert, dass er über kurz oder lang aussteigen wollte. Er wollte aber keinen Stress mit dir, und deswegen war es seine Idee, dich zu bitten, mit mir genauso weiterzuarbeiten, wie ihr beiden zusammengearbeitet habt.«
    Das verdeckte gegenseitige Auskundschaften fand jetzt seinen Höhepunkt, denn Immels Antwort kam ausgesprochen zögerlich. »Warum sollte ich das um Himmels willen tun?«
    Mein Gott, dachte Olli, was war der nur für eine harte Nuss? Olli setzte jetzt entsprechend dem Rat von Kommissar Hansen die restlichen Trümpfe auf die Karte Schnee. »Weil du wieder und wieder Geld verdienen musst, Patrick, genau wie ich. Du brauchst Leute, die dein Zeug absetzen. Verteiler, Händler, Dealer.«
    Die folgende Pause war vermutlich nicht nur der Nachdenklichkeit geschuldet, denn Immel begann nun zu flüstern. »Solche Geschäfte bespricht man doch nicht am Telefon, Olli. Leider hat Nöffi gestern seinen vierten Herzinfarkt gezogen, deswegen ist unten heute dicht. Komm einfach nach oben in die Erika-Stuben, ich sitze ab neun dort am Tresen. Wir sind völlig unbeobachtet, ich halte Anteile an dem gesamten Etablissement.«
     
    Aus taktischen Gründen zögerte Olli mit einer Zusage.
    Immel machte ihm den Besuch jedoch auf seine Art schmackhaft. »Wenn Robert wirklich gesagt hat, dass wir ins Geschäft kommen sollen, dann müssen wir uns einmal tief in die Augen schauen. Du wirst dich mit gewissen Ritualen anfreunden müssen, doch wenn es mit uns beiden passt, wie Robert gemeint hat, dann können wir ein verschworenes Team werden. Ansonsten …«
    Die folgende bedrohliche Pause stimmte Olli nachdenklich, und er wagte es nicht, die fehlenden Satzteile

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