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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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ab, schon wieder ging es um die
Wirtschafts- und Finanzkrise. Vor vergleichsweise kurzer Zeit war doch noch
alles wunderbar gewesen – die Steuern sprudelten, die Arbeitslosenzahlen
sanken, das Bruttosozialprodukt stieg. Und dann, ganz plötzlich, war alles
genau andersherum? War das das richtige Wirtschaftssystem, wenn es derart
schnell ging, vom Aufstieg in den Abgrund und zurück? Und wann begann das
Zurück? Und was war die Antwort der Politik? Wachstum, Wachstum, wir brauchen
Wachstum. Sind jedoch nicht jedem Wachstum irgendwann Grenzen gesetzt?
Irgendwann musste Schluss sein! War nicht das der Grund für die Krise? Sie
schüttelte die Gedanken ab: Konzentration auf das Gespräch! Sie musste mehr aus
Sommer herauskriegen, doch er zeigte sich verschlossen. Er schaffte es, sie immer
wieder zu anderen Themen zu leiten, was ihm vermutlich gar nicht bewusst war.
Tanja Itzenga gestand sich ein: Ihre Befragungsstrategie klappte nicht. Sie
führte nicht das Gespräch, ihr Gegenüber schien die Fäden in der Hand zu
halten.
    »Herr Sommer, nehmen wir mal an,
Sie hätten eine ganz große Wut, einen Riesenzorn auf Aldenhoff gehabt, hätten
zufällig mitbekommen, dass er derjenige war, der einen Unfall hatte, hier, ganz
in der Nähe …«, weiter kam sie nicht.
    »Alles dummes Zeug, entschuldigen
Sie, Frau Hauptkommissarin, Sie konstruieren sich Ihre Fakten. Ich habe keine
Lust, mir das weiter anzuhören.«
    »Sie werden sich das anhören
müssen! Und ich möchte Erklärungen von Ihnen. Überzeugen Sie mich, dann ist
alles in Ordnung. Bisher bin ich allerdings alles andere als überzeugt.«
    Sommer blickte für einen Moment
ins Leere. Dann sagte er, etwas entspannter wirkend: »Klar war ich sauer auf
Aldenhoff. Aber, Frau Itzenga, deshalb bringe ich doch niemanden um.«
    »Immerhin ging es um einen nicht
geringen Kredit und um Ihre Zukunft. Sie wollten sich einen Lebenstraum
realisieren, dem hat Aldenhoff einen Riegel vorgeschoben.«
    »Kann sein, ist mir egal. Ich war
auf dem Hof, hier gibt’s genug zu tun.«
    »Haben Sie nachts bemerkt, dass
ein Auto vorbeigefahren ist?«
    »Was für ein Auto?«
    »Hier nehmen doch ab und an sicher
Leute eine Abkürzung, wenn Sie, sagen wir, nach … Manslagt wollen.«
    »Ja, ab und an. Ich habe nichts
bemerkt.«
    »Gehen Sie früh zu Bett?«
    »Warum fragen Sie mich das? Was
soll das?«
    »Ich will wissen, ob Sie zur Tatzeit
geschlafen haben oder nicht?«
    »Weiß nicht. Manchmal schlafe ich
früh, manchmal später. Kann mich nicht erinnern, wie es in der Nacht war.«
    »Und was tun Sie, wenn Sie nicht
einschlafen können?«
    »Himmel, ich lese, ich höre Musik,
ich schaue nach den Schafen, trinke Tee oder Bier oder Wein. Ich rede ab und zu
mit mir selbst, ehrlich, oder mit den Bäumen … für verrückt halte ich mich
eigentlich nicht. Und: Ich bringe normalerweise niemanden um, falls Sie jetzt
gleich nochmals danach fragen.« Sommers Gesichtsausdruck spiegelte den
zunehmenden Sarkasmus des Gesagten immer besser wider.
    »Normalerweise … normalerweise
vielleicht nicht. Morde finden nicht in normalen Situationen statt.«
    »Es war ein Scherz, Frau Itzenga.«
    »Das wird sich noch zeigen, Herr
Sommer. Okay, fürs Erste ist es genug. Bitte halten Sie sich für uns bereit.
Wir haben sicher noch nicht alles besprochen.«
    »Meinetwegen. Ich wüsste
allerdings nicht, was es noch zu besprechen gäbe.«
    »Wir werden sehen.«
    »Verdacht ist das eine, das andere
sind die Beweise. Und die sollten Sie herausfinden, nicht vage Verdächtigungen
oder wilde Theorien in den Raum stellen. Viel Glück bei der Beweissicherung.«
Marten Sommer war froh, dass die Hauptkommissarin sich anschickte, zu gehen.
    ›Wilde Theorie‹, schoss es Tanja
durch den Kopf. Das Gespräch war nicht richtig rund verlaufen. Bevor sie nach
Aurich zurückfuhr, würde sie kurz an den Deich fahren und einen kleinen
Spaziergang machen. Frische Luft und Weitblick würden helfen, die Gedanken zu
ordnen.

     

     

     

     

20
    »Und wie war Ihre
Beziehung zu Freya Reemts?« Ulfert Ulferts saß vor einer Tasse dampfenden Tees.
Wenn der Unterricht von Rainer Manninga so gut war wie sein Tee, dann konnte
man die Schüler in der Grundschule beneiden.
    »Wir waren zusammen, Freya und
ich, etwa anderthalb Jahre. Ich war in sie verliebt … wie genau hätten Sie es
denn gern?« Rainer Manninga war sichtlich genervt. Wieder stand ein
Polizeiwagen vor dem Haus.
    »War?«
    »Wie ›war‹?«
    »Waren Sie verliebt?«
    »Wie meinen Sie

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