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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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mehrfach gebrochen. Menno sah sich die
ganze Situation an, ohne etwas zu sagen. Schließlich hörte Rehna auf, mit Freya
zu sprechen, die keinerlei sichtbare Reaktion zeigte. Nach langen Minuten der
Schweigsamkeit sah sie zu ihrem Mann auf.
    »Menno?«
    »Hm?« Er schien abwesend.
    »In dieser Nacht – hast du
wirklich nichts gehört oder gesehen?«
    »Nein, sag ich doch. Fängst du
wieder damit an?«, antwortete er genervt.
    »Menno, wir leben seit fast 30
Jahren gemeinsam auf dem Hof. Ich kenne ihn genauso gut wie du. Wenn nachts ein
derartiger Unfall passiert, dann kannst du mir nicht erzählen, du hättest
nichts bemerkt, zumindest, wenn du nicht geschlafen hast. Du standest an der
richtigen Seite des Hofes. Es muss einen furchtbaren Lärm gegeben haben.«
    »Kann sein.«
    »Du hast nichts bemerkt?«
    »Glaubst du mir nicht?« Er sah sie
nicht an.
    »Wenn du drauf bestehst … Versetz
dich doch mal in meine Lage: Würdest du mir glauben?«
    Menno schwieg.
    »Du mochtest Alex nicht.«
    »Allerdings!«
    »Er ist nun tot.«
    »Ich kann nicht richtig traurig
drüber sein.«
    »Menno!«
    »Mein Gott, man muss die Dinge
realistisch sehen.«
    »Freya liegt hier – im Koma
…«
    »Aber ihre Situation wird gut
eingeschätzt.«
    »Sie könnte uns hören. Sie weiß
doch noch nichts …«
    »Sie wird es erfahren, daran führt
kein Weg vorbei.«
    »Das wird hart für sie.«
    »Am Anfang bestimmt. Auf Dauer ist
es gut, dass er nicht mehr da ist.«
    »So darfst du nicht reden.« Rehna
sagte das fast zornig.
    »Kann sein. So rede ich nur mit
dir. Weil wir uns über 30 Jahre kennen.«
    »Bitte sei doch mal ehrlich!«
    »Bin ich. Was soll das? Bist du
jetzt bei der Polizei?«
    Menno sah seine Frau mit
zusammengekniffenen Augen an, dann fuhr er fort: »Glaubst du auch, ich sei
nachts zur Unfallstelle und habe nachgeholfen, weil Aldenhoff eben nicht tot
war? Warum hätte ich das tun sollen? Nur, weil ich mir einen anderen
Schwiegersohn hätte vorstellen können?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Ich
will nur wissen …«, Rehna blickte nach unten. »Ich will doch nur wissen«,
begann sie erneut, »warum du so …, so anders bist, in letzter Zeit.«
    »Anders, anders, es sind Dinge
passiert, die vorher nicht einmal denkbar waren! Meine Tochter ist ohne
Bewusstsein. Da liegt sie. Sie hat Verletzungen. Es gab einen Toten in der
Marsch. In dieser Situation kann man sich wohl ein bisschen anders verhalten
als sonst, oder?«
    »Wenn du mir nichts sagst, Menno,
kann ich nur Vermutungen anstellen. Und die sind womöglich falsch. Aber
darunter ist leider die Möglichkeit, dass du es gewesen sein könntest, du
hattest eine Wut im Bauch, du hattest …«
    »Weißt du eigentlich, was du da
sagst? Meine Frau verdächtigt mich. Ich fass es nicht!« Menno stand auf, sagte
weiter nichts mehr. Er ging zur Tür, schlug sie hinter sich zu. Rehna nahm die
Hand ihrer Tochter wieder in die ihre, drückte sie sanft. Warum können die
Kerle nicht offen reden?, dachte sie. Dann flüsterte sie Freya ins Ohr: »Mien
Deern, du musst wieder gesund werden. Bitte!« Und begann leise zu weinen.

     

     

     

28
    Rainer
Manninga hatte die Musik so laut wie möglich gestellt. Sein alter Käfer machte
bei knapp 130 Stundenkilometern einen Krach, dass er die Musik kaum hören
konnte, wenn er nicht ordentlich aufdrehte. Und die Scorpions musste man eh
laut hören: ›I’m still loving you-u-u-u-u …‹. Der Käfer war sein Ein und Alles.
Er hatte ihn von einem Onkel geschenkt bekommen, als der es sich aufgrund
seines Alters nicht mehr zutraute zu fahren. Das war einige Jahre her, der
Onkel lebte immer noch, und Rainer schwor sich schon damals, das Auto so lange
zu erhalten, wie es eben ging. Vor einem Jahr brachte er ihn wieder durch den
TÜV. Ein Bekannter aus Upgant-Schott war Kfz-Mechaniker und hatte ihm zwei,
drei Samstagnachmittage geholfen, das Vehikel den Anforderungen gemäß
aufzumöbeln. Dabei hatten sie im Radio die Fußballbundesliga bis zur
Schlusskonferenz gehört – es war wie früher gewesen, wenn sie an ihren
Motorrädern geschraubt hatten.

     
    Rainer
Manninga hatte gerade die Raststätte Buddikate an der A 1 hinter sich gelassen.
Neben ihm saß Tjark, den er seit der siebten Klasse kannte. Er war in Bremen
zugestiegen. Hinten hatte sich Heiko breitgemacht, den sie in Hamburg
aufgegabelt hatten. Er war Künstler, breit gefächert, malte und schrieb mit
bescheidenem wirtschaftlichen Erfolg und lebte seit einiger Zeit in der Nähe
von

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