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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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vom Segel. Bei seinem Bruch war es eingerissen. Wie nur aus
dieser Lage herauskommen? Er hatte doch nur einen Schlag segeln wollen! Marten
resignierte. Es gelang ihm, einige Schlucke zu trinken – Regenwasser, das
hatten seine Eltern noch zum Teemachen genutzt, allerdings ohne Blut, das sich
vor Martens Augen mit Regen und Dreck vermischte. Er versuchte, noch einen Schluck
zu nehmen. Es schmeckte zum Kotzen. Nur einen Schlag segeln, mehr nicht. Marten
drehte sich langsam auf den Rücken. Der Regen nahm ab, wie durch eine Nebelwand
bemerkte er erste Wolkenlöcher. Das Unwetter verzog sich allmählich … Es würde
noch einige Zeit hell sein, wie lange, vermochte er im Moment nicht
abzuschätzen. Schließlich hatte der Herbst begonnen. Tausend Gedanken gingen
ihm durch den Kopf. Dann verlor er das Bewusstsein.

     

     

     

     

26
    »Wie die Anfänger,
Frau Itzenga, wie die Anfänger!« Polizeipräsident Eilsen war wutschnaubend in
Ulferts’ Büro gestürmt. Der hatte in Erwartung schwerster Vorwürfe mit Tanja
Itzenga zuvor in Ruhe eine Tasse Tee trinken wollen. Doch so weit waren sie
nicht gekommen. Es war ihnen klar, dass, sobald sie die Tür des Gebäudes in
Aurich durchschreiten würden, jeden Moment damit zu rechnen war, dass Eilsen
sie zum Rapport bestellen würde. Nun kam er selbst.
    »Wir mussten doch zunächst alles
prüfen«, begann Itzenga leise. Sie versuchte, beschwichtigend zu wirken.
    »Prüfen? Was, bitte? Wir hatten
zwar nicht genügend Fakten. Aber einen Verdächtigen so laienhaft laufen zu
lassen, nein. Sommer erzählt Ihnen ein paar nette Geschichten und büxt aus wie
ein kleiner Junge, der Hausarrest hat. Ich fasse es nicht! Wenn der nun einen
Last-Minute-Flug nach Papua Neuguinea gebucht hat – wie sollen wir ihn da
kriegen?«
    Der Polizeipräsident war sichtlich
erregt, gelinde gesagt. Das war eine Schlappe, so musste man das wohl sehen.
Das durfte nicht nach außen gelangen. Trotz arger Bemühungen, die Ermittlungen
vor der allgegenwärtigen Presse geheim zu halten, standen fast tagtäglich
Artikel über den Unfall an der Landstraße zwischen Norden und Pewsum in der
Zeitung. Da den Journalisten jedoch kaum brauchbare Informationen zur Verfügung
standen, wurde viel spekuliert. Und schnell waren die Journalisten bei den
Defiziten bei der Polizei, der Schwerfälligkeit des Apparates und vielen
anderen Aspekten, die letztlich nichts mit dem Fall als solchem zu tun hatten.
Die Gerüchteküche brodelte und Falschmeldungen taten ihr Übriges.
    »Das ist so unglaublich, dass es
keiner glauben würde, wenn es so in der Zeitung stünde – obwohl es einer
der wenigen wahren Aspekte wäre, die in den letzten Tagen zu diesem Fall
veröffentlicht wurden.« Eilsen wusste selbst nicht, was zu tun nun das Beste
wäre, und er entlud seine ganze Wut über sein Unvermögen, das er mit den beiden
Mitarbeitern im Moment teilte, über eben diesen ab. Die fanden seine Reaktion
völlig überzogen und wussten nicht, wie ihnen geschah. Marten Sommer hatte sich
aus dem Staub gemacht – das konnte eine Flucht sein, gleichzeitig hatte
jeder die Freiheit, sich immer überall hinzubegeben. Sommer war nichts anderes
mitgeteilt worden. Also bitte. Es gab nicht genug Beweise, also hatte man
nichts gegen ihn in der Hand. Auf vagen Verdacht hin konnten sie schließlich
niemanden festnehmen. Was hätte der Staatsanwalt dazu gesagt? Es ging um
laufende Ermittlungen, ganz normales Polizeihandwerk, und diese waren eben noch
nicht abgeschlossen – was regte sich Eilsen so auf? Nur kurz ging Tanja
Itzenga der Gedanke durch den Kopf, ob es richtig gewesen war, Marten Sommer so
massiv mit ihrem Verdacht zu konfrontieren.
    »Vielleicht ist das ja eine gute
Seite …« Ulferts kam nicht weiter.
    »Gute Seite? Verstehe ich Sie
richtig? Gute Seite? Sie haben Räuber und Gendarm gespielt. Und verloren haben
die Gendarmen, und das ärgert mich … Nur leider ist das kein Spiel. Und wir
können uns solche Pannen nicht leisten. Wie stehen wir denn da? Wie die dummen
Jungen! Himmelherrgott! Wenn das in die Presse kommt. Ich darf den Mist
ausbaden, verstehen Sie? Sehen Sie zu, dass Sie diesen Sommer finden. Und
lassen Sie die anderen Verdächtigen nicht auch noch weglaufen. Wir können bei
Verdacht zumindest erwirken, dass die Leute erreichbar sein müssen – das
haben Sie wohl nicht bedacht, wie? Bei der aktuellen Sachlage ist es nun noch
wahrscheinlicher, dass Marten Sommer den Aldenhoff umgebracht hat. Der ist auf
der Flucht

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