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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Einzelaspekte zu berücksichtigen,
deren Zusammenspiel nicht immer vorhersagbar ist.«
    Menno zuckte mit den Schultern.
Was er in diesem Moment dachte, konnte allenfalls Rehna ahnen. Sie sah ihren
Mann böse an. Immer diese negative Haltung.
    »Also, viel Erfolg«, Scholz hatte
wohl keine Lust mehr, das Gespräch weiterzuführen. Er bemerkte nur noch: »Seien
Sie nachsichtig mit ihr, vorsichtig, so, wie Sie es waren, als sie noch ganz,
ganz klein war.« Das gefiel Rehna, wie er das ausgedrückt hatte. Menno zeigte
keine Reaktion.

     
    Sie betraten das
Zimmer. Freya starrte fortwährend an die Decke. Mit Wohlwollen registrierten
Rehna und Menno, dass nicht mehr ganz so viele Geräte ihren Dienst taten. Das
war ein deutliches Zeichen dafür, dass es aufwärts ging. Der Eindruck, in einem
Elektroniklabor zu sein und nicht in einem Krankenzimmer, war deutlich
abgeschwächt. Rehna musste schlucken und sie wusste nicht genau, ob es Tränen
der Traurigkeit oder Freudentränen waren, die gerade über ihre Wangenknochen
rannen, als sie die Augen ihrer Tochter geöffnet sah.

     
    »Freya, wir sind’s,
Mama und Papa«, sagte sie, ihrer Tochter ganz nah. »Du … du hattest einen
Unfall, aber es ist alles nicht so schlimm. Es wird wieder, bestimmt.« Kurz
dachte Rehna an Alex Aldenhoff. Sie schluckte erneut. »Bitte, Freya, du musst
weiterkämpfen. Es ist so schnell besser geworden. Weil du stark bist. Und es
wird sicher nichts zurückbleiben«, Rehna zögerte kurz, dann fuhr sie fort, »… sagen
die Ärzte. Bitte, sag etwas, oder zeig, dass du uns hörst.«
    Rehna und Menno sprachen
abwechselnd zu ihr. Rehna kann es viel besser, dachte Menno, doch immer, wenn
sie sich kurz erholen musste, sprang er ein. So sanft er konnte, erzählte er
irgendwelche Geschichten. Wie er damals ein Baumhaus in der alten, knorrigen
Kiefer auf dem Hof gebaut hatte und das erste Mal mit Freya dort oben gewesen
war und die Strickleiter hochgezogen hatte, als Rehna sie zum Essen holen
wollte. Er erzählte vom Nachbarhof, wo im Schuppen, inmitten von Schränken,
Bierflaschen mit Ploppverschluss, Kartons und einem alten, italienischen
Motorrad immer wieder Katzennachwuchs geboren wurde. Freya hätte am liebsten
gleich alle mitgenommen, doch Menno sagte nur dazu: ›Holl mi up mit Katten!‹.
Doch am Ende durfte sich Freya ein schwarz-weißes Kätzchen aussuchen. Oder als
er sie das erste Mal auf dem Mähdrescher mitgenommen hatte und sie dort nicht
etwa angstvoll oder gar begeistert, der Arbeit des Vaters und der
Riesenmaschine zugeschaut hatte, sondern eingeschlafen war und Menno die Ernte
unterbrechen musste, um seine Tochter ins Haus zu tragen. Jetzt stand das
Vehikel kaputt in der Scheune. Kein Geld für die Reparatur. Da dachte er an
Alex Aldenhoff. Freya reagierte nicht. Für einen Moment hatte Rehna gemeint,
sie habe eine Bewegung der Pupillen gesehen, als wolle Freya sie ansehen. Dann
wurde ihr bewusst, dass sie sich das wohl nur eingebildet hatte. Schließlich
betrat die Schwester das Zimmer: »Frau Reemts, Herr Reemts, es ist jetzt genug.
Kommen Sie morgen wieder, allenfalls heute Abend noch einmal. Man darf es nicht
übertreiben.« Schweigend erhoben sich die beiden. Sie verabschiedeten sich von
ihrer Tochter und von der Schwester.
    »Wir kommen heute Abend noch
einmal kurz vorbei«, versprach Rehna.
    »Aber ich muss melken«, warf Menno
ein.
    »Wir kommen vorbei!«, entgegnete
Rehna energisch. Die Schwester sah die beiden etwas erstaunt an und nickte
bestätigend.
    Sie gingen zur Tür und schauten
noch einmal kurz zurück. Freya starrte an die Decke.

36
    »Mal
ganz im Vertrauen: Herr Aldenhoff stand, gelinde gesagt, schon mit einem Bein
auf der Abschussliste. Er war für einen höheren Posten in der Bank vorgesehen
gewesen, überregionale Aufgaben. Er hat jahrelang hervorragende Arbeit
geleistet. Doch als wir ihm mitgeteilt hatten, dass sein zukünftiger
Verantwortungsbereich einen großen Teil Nordwestdeutschlands einnehmen könnte,
änderte sich sein Verhalten …«
    Dr. Vahrenholz hatte
die Kommissarin um ein Gespräch gebeten. Als stellvertretender Vorsitzender des
Aufsichtsrates wollte er sich Klarheit über den Fall verschaffen und
gleichzeitig die Polizei auf eine vertrauliche Behandlung der Sache Aldenhoff
hinweisen. Die Banken hatten genug Probleme in diesen schweren Krisenzeiten,
dann brauchte man nicht noch derartige Geschichten mit vielen Gerüchten dazu.
Tanja Itzenga sah versonnen auf die Granitelefanten, die Dr.

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