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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Männern in Verwahrung, hatte
der Inselpolizist gemeldet. Im Übrigen sei Herr Sommer viel zu schwach, um
ernsthaften Widerstand zu leisten.

     
    »Dass wir Sie hier
wiedertreffen, Herr Sommer, darauf hätte ich nie und nimmer gewettet!«, sagte
Tanja Itzenga, als sie in die Praxis eingetreten waren, und Ulfert Ulferts
fügte hinzu: »Niemals, aber Sie haben uns eine schöne Seereise beschert. Ihre
war offensichtlich nicht so von Erfolg gekrönt!«
    »Sie können mich mal«, erwiderte
Sommer, der nur langsam wieder zu Kräften kam. Doch seine Erwiderung klang fast
so, als habe er schon mindestens drei Grog intus. Das Beruhigungsmittel wirkte.
    »Sie haben sich mit Ihrem
Fluchtversuch nicht nur selbst gefährdet, er war außerordentlich dumm«, fuhr
Itzenga fort.
    »Das war kein Fluchtversuch.«
Sommer wurde, nachdem er gerade einen Hauch von Farbe im Gesicht bekommen
hatte, wieder käsebleich.
    »Was war es dann?«
    »Ach, Ihre ewigen haltlosen
Anschuldigungen. Was man sagt, es wird gegen einen verwendet. Ich brauchte Zeit
zum Nachdenken.«
    Ulferts musste ein Prusten
unterdrücken, die anderen blickten sich vielsagend an.
    »Nachdenken. Ein
bisschen schwach, diese Begründung Ihres raschen Abgangs. Und uns auf falsche
Fährten locken, das müssen Sie uns erklären. Dass Sie sich eine Jolle nehmen
und aufs Wattenmeer hinaussegeln – zugegeben, darauf sind wir nicht
gekommen. Ihr letzter Törn scheint lange her zu sein …«
    »Ich habe niemanden auf irgendwelche
Fährten gelockt. Sie sind auf dem Holzweg, verdammt noch mal!«, rief Sommer,
der wünschte, dass er weiter Richtung Südamerika getrieben wäre. Was allerdings
als weiteres Indiz hätte gewertet werden können. Immerhin hatte sich in der
Vergangenheit so mancher Verbrecher dorthin abgesetzt. Er lehnte sich zurück.
Die plötzliche, erneute Aufregung sprengte fast seinen Kopf, der mittlerweile
fachmännisch verbunden worden war.
    »Sei’s drum. Das klären wir noch.
Jetzt müssen wir die Tide nutzen.« Tanja Itzenga sagte mit ruhiger Stimme:
»Also, Herr Sommer. Wir nehmen Sie jetzt mit nach Aurich und auf dem Weg
dorthin gehen wir, soweit es Ihre Gesundheit zulässt, noch einmal alles Schritt
für Schritt durch.«
    »Das ist ja eine tolle
Verheißung!« Sommer wünschte sich fast in sein Boot und auf das Nordland
zurück.

     
    Marten Sommer erhob
sich mühsam. Ihm schwindelte und die Anwesenden nahmen ihn, unterstützt von den
Kollegen aus Aurich, in die Mitte. Diese kleine Ansprache der Hauptkommissarin
hatte seiner kurzfristigen Erholung einen erneuten Dämpfer gegeben. Mithilfe
aller wurde Sommer in den Krankenwagen gesetzt, der ihn das kleine Stück zum
Hafen fuhr. Dann wankte er mühevoll auf das Schiff. Der Kapitän wurde schon ein
wenig nervös: Heute würde das Wasser etwas niedriger als normalerweise
auflaufen, sie mussten die Tide nutzen und es gab bereits Verspätung wegen der
Polizei! Tanja Itzenga und Ulfert Ulferts stiegen die kleine Gangway hinauf,
die Motoren liefen und die Frisia IX legte ab. Die gerade vorher eingelaufene
Frisia II wartete bereits darauf, anlegen zu können. Es war sehenswert, wenn
die Kapitäne ihre Schiffe in dem vergleichsweise kleinen Hafen manövrierten;
für die Urlauber war es eine prima Vorstellung, wenn zwei Dampfer gleichzeitig
im Hafen waren, der eine ab-, der andere anlegte, zusätzlich allerlei
Segelboote herumfuhren, das Frachtschiff entladen wurde und die ›Wappen von
Juist‹ von einer Tagesfahrt nach Norderney zurückkehrte. Manchmal ging es um
wenige Zentimeter, wenn die Schiffe sich sortierten.

     
    Die Frisia IX fuhr
langsam aus dem Hafen, gleich hinter dem großen Wahrzeichen an der Seebrücke
wurde der 12-Zylinder Deutz-Diesel auf höhere Touren gebracht. Die beiden
Männer vom Rettungsboot, Hauke von der Anna, der Arzt und der Inselpolizist
schauten der Fähre hinterher.
    »Wat’ so aalens gifft …«, sagte
Hauke, erst jetzt wich sein Realismus einer gewissen Verblüffung.
    »Das machst wohl sagen!«,
bestätigte Wilko.
    Eine Pause entstand.
    »Jungs, ich lad’ euch erst mal auf
einen Tee ein«, brach Hauke das Schweigen. Er wollte die Stimmung heben. Ein
ungewöhnliches Ereignis, viel Gesprächsstoff, aber nun war der Fall gegessen.
Nun musste der normale Betrieb weitergehen.
    »Een Lüttjen vörweg kann nicht
schaden, oder?«, warf der Inselpolizist ein.
    »Wenn du das sagst.«
    Bevor sie sich in die Kajüte
begaben und Hauke eine dunkle Flüssigkeit aus einer Flasche ohne Etikett

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