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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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Vahrenholz vor
Jahren von einer Reise nach Kenia und Tansania mitgebracht hatte. Sie liebte
die großen, stolzen Dickhäuter und träumte von einer ebensolchen Reise.
Irgendwann einmal, irgendwann.
    Vahrenholz fuhr fort: »Er
ließ – ja, wie kann man das sagen – es plötzlich so raushängen, dass
er steil auf dem Weg nach oben war. Charakterlich wie äußerlich …«
    »Der Porsche?«
    »Ja, zum Beispiel. Er wurde, ich
sag’s mal so, wirklich unsympathisch. Im Bankgewerbe fallen manchmal harte
Worte, doch man muss dabei Mensch, oder menschlich, bleiben, wissen Sie?
Außerdem mangelte es ihm an Professionalität, fand ich. Ich habe ihn nicht oft
gesehen, hatte ihn jedoch positiv in Erinnerung. Aber bei den folgenden
Besprechungen gab er sich zunehmend so, als sei er der direkte Vertreter von
Josef Ackermann.«
    »Ist ihm die Aussicht, ins
Management zu gelangen, zu Kopf gestiegen?«
    »Man gewann zunehmend
den Eindruck. Dann kam die miserable Bilanz seiner Filiale ins Spiel, die
Bredouille, in die er die Hauptstelle damit brachte, und, und … Das fiel auf
seine Tätigkeit zurück. Das war sein Verantwortungsbereich, größtenteils
jedenfalls. Und das schon vor der allgegenwärtigen Krise.«
    »Irgendwie ist diese Krise ja
entstanden. Die Fehler wurden doch nicht erst jetzt gemacht, ein Missstand
fällt ja nicht vom Himmel. Das haben die Bankleute verbockt, in den Jahren
zuvor.« Tanja Itzenga sagte dies mit viel Nachdruck. Sie sah dem Aufsichtsratsvorsitzenden
direkt in die Augen.
    »So einfach ist das
nicht. Banking ist ein internationales Geschäft, alles ist mit allem verwoben.
Man muss superschnelle Entscheidungen treffen, ohne dass man alle
Randbedingungen abklopfen kann. Schauen Sie sich das Geschäft an den Börsen an.
Das ist ein knüppelharter Job, sag ich Ihnen. Da kann mal etwas schiefgehen,
Frau Hauptkommissarin.«
    »Es ist also zufällig ganz viel,
und alles gleichzeitig, schiefgegangen? Alle haben, natürlich unwissentlich und
plötzlich, Fehlentscheidungen getroffen? Oder wie ist der Kollaps zu
verstehen?«
    »So plötzlich kam das nicht. In
den USA haben wir ja schon seit Längerem der Immobilienkrise entgegengesehen.
Dass das nicht gut gehen konnte, wusste ja eigentlich jeder. Dass es einigen
Großbanken allerdings das Genick brechen könnte, das war wirklich nicht
vorauszusehen …«
    »Wer«, unterbrach Tanja Itzenga
forsch, »soll so etwas eigentlich voraussehen, wenn nicht Sie, die
Verantwortlichen in den Banken, in den Aufsichtsräten, und was weiß ich wo? Ich
verstehe das nicht. Ich meine aber auch, nicht alles verstehen zu müssen. Sie
hingegen, Herr Dr. Vahrenholz, Sie müssen verstehen, wie die Krise zustande
gekommen ist und wie man sie bewältigt.«
    »Wie sie entstanden ist, könnte
ich Ihnen schon erklären, weitgehend zumindest …«, er kam nicht weiter.
    »Weitgehend? Heißt das, Sie selbst
können nicht alles nachvollziehen? Mal anders gesagt: Sie agieren in einem
Markt, treffen Entscheidungen, die Sie letztlich nicht vollständig verstehen?«
    »Ich kann nur für meine Bank
sprechen, Frau Itzenga, nicht für andere. Und wenn die anderen Fehler machen …«
    »Klar, immer die anderen. Sie
haben also alles richtig gemacht?«
    »Natürlich nicht. Sie sehen ja an
einem Fall wie Aldenhoff: Auch in unserer Bank wurden Fehler gemacht. Wo
Menschen agieren, werden Fehler gemacht! Aber wir haben ihm mitgeteilt, dass
aufgrund seiner nicht akzeptablen Vorgehensweise im Kreditbereich die Sache mit
der Führungsposition erst einmal auf Eis gelegt werden würde. Und nicht nur
das. Wir haben ihm mit weiteren Restriktionen gedroht, wenn sich herausstellen
sollte, dass noch andere negative Konsequenzen aus seinem Handeln entstehen
würden.«
    »Sehr diplomatisch ausgedrückt.
Entschuldigen Sie, aber mein Vertrauen in das Bankwesen ist in den vergangenen
Monaten auf den Nullpunkt gesunken und bislang haben Sie das nicht wieder
steigern können.« Tanja Itzenga lehnte sich zurück und bemerkte, dass sie
erneut auf einem ganz anderen Dampfer war. Aldenhoff, seine berufliche
Situation, sein Standing in der Bank, gleichermaßen sein Gemütszustand, seine
persönliche Lage, das waren, soweit man darüber überhaupt etwas erfahren
konnte, die Dinge, die sie zu einem plausiblen Gesamtbild zusammenbringen
musste. Allgemeine Diskussionen über die Weltwirtschafts- und Finanzlage
standen jetzt nicht auf der Agenda.
    »Tut mir leid. Ich kann Ihnen
jedoch versichern, Frau Itzenga, dass Ihr Geld, falls

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