Friesenwut - Kriminalroman
Meyer?«, fragte
die Polizistin.
»So steht’s im Pass«, antwortete
Derk gelangweilt und genervt zugleich, als er an der Reihe war.
»Warten Sie bitte einen
Augenblick!«
Die Polizistin ging zu ihrem
Kollegen, der per Funkgerät Verbindung zu seinen Kollegen aufnahm.
Währenddessen zeigte Rainer seinen Personalausweis einem der anderen
Polizisten. Ohne etwas zu sagen, griff der Beamte ebenfalls zu seinem
Funkgerät. Die Polizistin kam zu Derk zurück: »Ist Ihnen ein Herr Rainer
Manninga bekannt?«
In diesem Augenblick hörte sie aus
ihrem Ohrstöpsel: »Person identifiziert!« Ohne eine Antwort von Derk
abzuwarten, gab sie ihm seine Papiere zurück. Derk wunderte sich.
»Kann ich nun meinen Ausweis
zurückhaben?«, hatte – kurz vorher – Rainer gefragt. Doch der Beamte
prüfte sein Dokument übergenau, jedenfalls schien es so, und sagte nur: »Einen
Moment noch, bitte! Einer meiner Kollegen hat noch eine Frage.«
»Tja, Rainer, da kommen nicht alle
durch«, unkte Heiko noch lachend von hinten, als sich vier weitere Polizisten
durch die Menge drängten und sich auf Handzeichen des kontrollierenden Kollegen
Rainer zuwandten. In Windeseile hatten sie dessen Arme auf den Rücken gedreht
und ihm Handschellen angelegt. Die Umstehenden wurden unruhig, ein Raunen ging
durch die Menge.
»Sind Sie verrückt?«, rief Rainer,
»was soll der Scheiß?«
Die Leute schauten sich die Szene
verwundert an. War das echt? Oder tatsächlich eine Showeinlage? Das hatte doch
gar nichts mit Wildem Westen zu tun …
»Vergreifen Sie sich mal nicht in
der Wortwahl!«, gab einer der Polizisten ruppig zurück.
»He, das ist mein Freund, lassen
Sie den zufrieden«, schrie Derk beinahe, um sich Gehör über die Köpfe der Leute
hinweg zu verschaffen. Er stand nur wenige Meter vom Geschehen entfernt. Die
Segeberger Polizisten verrichteten ihren Dienst professionell.
Jetzt bahnte sich ein offenbar
höhergestellter Beamter den Weg zu Rainer. Er baute sich vor ihm auf und sagte,
sehr routinemäßig:
»Rainer Manninga? Aus Manslagt,
Niedersachsen, oder genauer: Ostfriesland?«
»Ja, ja …«, erwiderte Rainer
unsicher und sehr leise.
»Sie sind festgenommen. Wir haben
Anweisung, Sie sofort ins Kommissariat zu bringen und stehen in dieser Sache
mit dem Polizeipräsidenten in Aurich in Verbindung.«
»Das können Sie doch nicht
machen!«
»Was wir machen können und was
nicht, überlassen Sie bitte ganz getrost uns. Ich kann Ihnen nur sagen: wir
können!«
Erneut ging ein Raunen durch die
Menge. Vereinzelt wurde aufgeregt diskutiert. Ließen die einen mit einem
Verbrecher einfach so im Freilichttheater sitzen? Womöglich war der
gemeingefährlich? Wenn der nun bewaffnet war? Was heute alles so passierte,
Schwerverbrecher wurden freigelassen, weil die Justiz mit dem Bearbeiten der
Akten nicht nachkam, oder wegen Formfehlern … Wofür wurden die eigentlich
bezahlt? Hoffentlich wusste die Polizei, was sie tat, so ging es doch nicht …
»Und nun ab und weg
hier!«, ordnete der höhere Beamte leise, aber bestimmt über das kleine Mikro an
seinem Revers an.
Einer der Polizisten ergänzte über
Funk: »Wir haben ihn. Keine Gegenwehr. Einsatz beendet. Geordneter Rückzug!«
»Ich will meinen Anwalt sprechen.
Sie können nicht einfach …«, versuchte es Rainer nochmals.
»Klar, den Anwalt können Sie sprechen,
selbstverständlich. Nur nicht hier, sondern im Polizeirevier!«
Die Polizeiarmada
verließ das Indian Village, ohne die vielen Fragen und oft unqualifizierten
Bemerkungen der Besucher zu beachten. Rainer ging wortlos mit, wurde in einen
alten, grün-weißen VW-Polizeibulli gesetzt, der hier und da schon Rost ansetzte
und sich gegen einige der neuen, blau-silbernen Wagen deutlich absetzte. Der
Konvoi von Polizeifahrzeugen setzte sich in Bewegung, langsam, denn die Fahrt
vom Bad Segeberger Kalkberg hinunter ging durch schmale Straßen und war
kurvenreich.
Rainer Manninga hatte zwei
Polizeibeamte an seiner Seite. Die antworteten nicht auf seine Fragen. Als der
Bulli anfuhr, hörte er die Lautsprecherdurchsage: »Liebe Karl-May-Freunde! Der
Einsatz der Blauröcke wurde erfolgreich beendet und die Vorstellung geht
weiter. Vielen Dank für Ihre Geduld. Bitte nehmen Sie wieder Ihre Plätze ein …«
Am Tor sah er Derk, Onno, Tjark, Gerjet und Heiko stehen. Derk hob noch die
Hand, als wolle er sagen: »Wir holen dich da wieder raus!« Aber wie? Im Moment
waren sie mit ihrem Latein am Ende.
»Woher wussten Sie,
dass
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