Friesenwut - Kriminalroman
ich am Kalkberg im Stadion war?«, versuchte Rainer nochmals eine Frage,
als der Bulli durch Bad Segeberg ratterte.
»Wir haben Anweisungen bekommen …«
Was sollten seine beiden Bewacher denn sonst sagen.
Rainer beschloss, sich
in sein Schicksal zu fügen. Die Zusammenarbeit der Landespolizeien schien zu
funktionieren. Er hatte zwischenzeitlich daran gedacht, dass man ihn eventuell
suchen würde. Dass sie ihn so schnell finden würden, hier oben, das hätte er
nie gedacht. Wem – verdammt noch mal – hatte er das zu verdanken?
Hatte er Bertha Schmidt doch zu viel verraten? Hatte er sich verplappert? Von
Schleswig-Holstein hatte er gesprochen, von Kiel … Warum mussten sie ihn gerade
jetzt holen? Er hatte sich so sehr auf dieses Wochenende mit den Freunden
gefreut, hätte sich eine Erklärung zurechtlegen können, eine glaubhafte … Doch
es war zu kurz gewesen. Er hatte nach wie vor nichts in der Hand, keine
stichhaltige Erklärung, kein Alibi. Für die Polizei konnte es ja nur den
Schluss geben, dass er der Täter war. Trotz seiner Wut war es ihm möglich, den
Gedankengang nachzuvollziehen; das machte ihn fast noch wütender. Hätten sie
nicht noch ein, zwei Tage ins Land ziehen lassen können?
›Ziegelstraße‹ und
›Dorfstraße‹ las Rainer auf den Schildern an der Ampel, an der sie jetzt
standen. Hier lag das Polizeirevier, groß, schien noch recht neu zu sein. Der
Bulli fuhr auf den Parkplatz hinter dem Gebäude. Die Tür wurde zurückgeschoben.
»Würden Sie bitte mitkommen?«
»Ungern«, gab Manninga zurück.
Doch was blieb ihm übrig?
38
»Aldenhoff hatte es
faustdick hinter den Ohren, kaum zu glauben. Solche Leute …«, sagte Tanja
Itzenga, führte den Gedanken jedoch nicht laut zu Ende. Solche Leute, dachte
sie, machen miese Geschäfte und sind meistens privat nicht besser. Die beiden
Kollegen sahen sich mehreren Aktenordnern gegenüber.
»Freya Reemts hat nichts gewusst,
das steht fest«, stellte Ulferts fest.
»Aldenhoff hat die Geschäfte
hinter ihrem Rücken abgeschlossen. Selbst dieser Vahrenholz war verblüfft.«
»Also war der Stand des
smarten Bankers gar nicht so gut, wie es den Anschein machte, ganz im
Gegenteil.« Ulferts rieb sich mit der linken Hand das Kinn, während er mit der
rechten durch eine Akte blätterte, ohne diese allerdings wirklich zu beachten.
»Er hat riskante Geschäfte
getätigt und dabei nicht nur seine Bank extremen Gefahren ausgesetzt. Dann kam
die Krise mit ins Spiel, wodurch Aldenhoffs Geschäfte – für die er sich
ohnehin schon einen Rüffel einheimste – sich noch weitaus negativer
ausgewirkt haben. Es mangelt an Vertrauen zwischen den Bankhäusern, es wurde zu
extremer Zurückhaltung aufgerufen, wenn es um Kredite ging. Die ganzen
Geschäfte mit faulen Krediten, mit Obligationen, Zertifikaten, Verfügungen, ich
komme nicht mehr mit. Toxische Papiere. Alles redet von toxischen
Papieren – auf so einen Begriff muss man erst einmal kommen! Das alles hat
Aldenhoff allerdings nicht voraussehen können. Er wusste zwar, dass er riskant
mit Geld jonglierte, aber es hätte klappen können. Hätte. Und es hat ja lange
Zeit funktioniert. Schnelle Geschäfte, schnelles Geld. Und es gehört, so
scheint es, in diesen Kreisen eher zum guten Ton, mal was Riskantes zu
versuchen.«
»Solange es gut geht … Daher also
seine Verweigerungen für Reemts, Sommer und wahrscheinlich auch andere. Der
kleine Mann hat mal wieder zu leiden für Fehler, die die Großen machen. Reemts
und Sommer haben tatsächlich allen Grund, sauer zu sein, da sie unter anderen
Umständen vielleicht Geld erhalten hätten!«
»Sieht so aus.«
»Aber er selbst …«
Itzenga unterbrach ihn:
»Das ist der Gipfel. Porsche
fahren, ohne das Geld zu haben. Und die eigene Freundin … das ist schon
abgrundtief mies! Freya Reemts scheint echt verliebt gewesen zu sein, sonst
hätte sie sicher etwas gemerkt.«
»Er war eine miese Ratte. Es ist
pure Urkundenfälschung. Er hat die Unterschrift von Freya selbst unter die
Dokumente zum Kreditabschluss gesetzt. Und all die Daten, die notwendig waren,
wird Freya ihm in ihrer großen Liebe und ihrem Vertrauen verraten haben. Frauen
sind manchmal ganz schön naiv.« Ulferts blinzelte seine Chefin an.
»Männern kann so etwas natürlich
nicht passieren, niemals«, Itzenga verdrehte vielsagend die Augen und fuhrt
fort: »Die sind gleich richtig kriminell, wir Frauen glauben noch an so etwas
wie Liebe und Vertrauen.«
»Hör
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