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Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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der
Großbanken. Gar nichts.« Reemts sah bedeutungsvoll in die Runde und fügte
hinzu: »Entschuldigen Sie bitte, dass ich das so deutlich sagen muss und dass
ich hier so reinplatze.« Das Reden schien ihn anzustrengen. Alle Anwesenden
schwiegen plötzlich, eine bleierne Stille legte sich über die Gesellschaft.
Alles blickte auf den Mann, der so unvermittelt in den Raum getreten war und
urplötzlich die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Tanja Itzenga sah ihn verwirrt
an.
    »Lassen Sie Manninga raus. Er ist
unschuldig!«, wiederholte Reemts.
    »Herr Reemts, Sie haben
getrunken«, Ulferts hatte sich nach vorn bewegt, stand nun in unmittelbarer
Nähe des Bauern und versuchte, ihn in Richtung Flur zu drängen, sanft, aber bestimmt.
Jetzt war seine Geburtstagsfeier, alles andere kam später. Reemts riss sich
rüde los.
    »Ich sage Ihnen, wie es gelaufen
ist. Ihr Laden kriegt es ja nicht hin. Und ich …«, er sah einen Augenblick
durch alle hindurch ins Leere, »ich kann es nicht mehr ertragen.«
    »Bitte, was?«, fragte Itzenga, die
ihre Sprache wiedergefunden hatte.
    »Ich habe lange geschwiegen, ein
Fehler, ich weiß. Jetzt kann ich nicht mehr. Die ganze miese Luft, die sich in
der Marsch breitgemacht hat, muss weg. Und da hilft nur die Wahrheit weiter.«
Wieder schwieg Reemts. Sein Gesichtsausdruck war neutral – man konnte
nicht sehen, ob er deprimiert, wütend oder sonst etwas war. Doch die Art, wie
er redete, wies auf zunehmende Erregung hin. Er hob den Kopf und man hatte den
Eindruck, dass er sich sichtlich bemühte, deutlich zu sprechen.
    »Müssen das alle mithören?«,
erkundigte er sich mühsam.
    »Nein, sicher nicht«, rief Tanja
Itzenga in den Raum, damit es alle Anwesenden hören konnten. Es bedurfte nicht
allzu großer intellektueller Fähigkeiten, um zu ahnen, dass die kleine Feier
gerade in diesem Augenblick ihren Grund verlor, jedenfalls was den
Ermittlungserfolg anbetraf. Auch die Geburtstagslaune schien verflogen.
Zumindest für den Moment.
    Zum Erstaunen Itzengas gab es
jetzt Beistand von Polizeipräsident Eilsen: »Also, Kolleginnen und Kollegen,
anscheinend gibt es etwas zu klären. Die Materie ist komplex, sicher ein
Missverständnis. Ich schlage vor, wir lassen Frau Itzenga und den Kollegen
Ulferts mit Herrn …«
    »Reemts«, ergänzte Menno laut und
hörbar.
    »Richtig, Reemts … Also, mit Herrn
Reemts allein. Die Feier können wir später nachholen. Jetzt, Herr Reemts, sagen
Sie uns erst einmal, was Sie auf dem Herzen haben. Ich werde mich dazugesellen,
wenns erlaubt ist.« Eilsen sah Itzenga mit eindeutiger Miene an: Ist wohl
besser, wenn der Chef sich das höchstpersönlich anhört, nicht, dass noch mehr
Pannen passieren … Tuschelnd verließen die anderen Beamten den Raum.
    Ohne besondere Aufforderung begann
Reemts zu sprechen:
    »In der besagten Nacht«, es schien
ihm Mühe zu bereiten, »habe ich gehört, dass etwas Schlimmes auf der Landstraße
passiert war. Das bleibt ja nicht aus, dort, wo wir wohnen. Motorengeräusch,
dann Bremsen, Beschleunigung und schließlich der Knall! Zuerst war ich
unentschlossen. Dann bin ich ins Haus, habe mir Stiefel angezogen und bin
losgelaufen. Habe nochmals gezögert, wollte Rehna Bescheid sagen, entschied
mich dagegen, da das zu viel Zeit gekostet hätte, schließlich war vielleicht
Hilfe nötig …« Er machte eine unbeholfene Pause. Mit vom Alkohol glänzenden
Augen fuhr er fort:
    »Ich habe die letzten Wochen
schlecht geschlafen. Wenn man finanziell in Schwierigkeiten ist, wenn der Laden
nicht richtig läuft und kaputte Maschinen einem das Leben erschweren, wie soll
man da ruhig schlafen?«
    »Bleiben Sie bitte beim Thema«,
warf Itzenga ein.
    Reemts sah kurz auf, setzte sich
aufrecht hin und setzte dann fort: »Ich bin losgelaufen, Richtung Unfallstelle,
so schnell ich konnte, war beschwerlich genug. Ich dachte, zu Fuß bin ich
schneller, als wenn ich erst mal den Wagen aus der Garage hole. War ein Irrtum.
Auf dem Weg komme ich an Marten Sommers Hof vorbei. Wollte ihn wecken,
möglicherweise konnte man mehrere Hände gebrauchen. Als ich gerade Sommers
Scheune umrunden will, sehe ich Manningas Wagen dort stehen, der Lehrer aus
Manslagt, Sie wissen ja, und …«, Reemts schien sich zu verkrampfen. Nun ließ
die Konzentration nach und man merkte ihm deutlich an, dass er Alkohol
getrunken hatte.
    »Und?«, forderte Tanja Itzenga mit
ruhiger, fast sanfter Stimme.
    »Und dann blieb ich ganz plötzlich
stehen. Ich sah …«, Reemts schien mit sich

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