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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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fremde Fahrzeug gemeldet und gleich noch ein paar abenteuerliche Beobachtungen hinzugedichtet hatte, die nicht zueinander passen konnten. Erst der Fund der Leiche unweit des verlassenen Wagens schürte den Einsatzwillen der Kommissare und ihren Verdacht, dass beides, Auto und Leiche, irgendwie zusammenhängen könnte.
    Laut Auskunft der Zulassungsstelle war der Besitzer des herrenlos aufgefundenen Wagens ein Mann, wohnhaft Sandstraße 9 in Waren/Müritz, Alter Anfang siebzig. Also augenscheinlich nicht das Opfer.
    Diese messerscharfe Folgerung bestätigte sich dem Kommissar, als das Telefon am anderen Ende abgehoben wurde.
    Â»Kröger«, krächzte es heiser, es folgte ein Räuspern und dann noch mal »Kröger«.
    Â»Beckmann, Zentraler Kriminaldienst der Polizeiinspektion Leer/Emden«, meldete sich der Kommissar und nickte seiner Kollegin aus unerfindlichen Gründen verschwörerisch zu. »Wir haben Ihr Auto gefunden.«
    Â»Ich verkaufe nicht«, raunzte der Mann.
    Â»Ich will Ihr Auto nicht kaufen, wir haben es gefunden«, erklärte Beckmann.
    Â»Was machen Sie in meiner Garage?«, klang es rau durch den Lautsprecher.
    Beckmann schaute irritiert.
    Â»In Ihrer Garage? Nein, wir haben den Wagen hier gefunden, also in Merschmoor.«
    Â»Wo soll das denn sein?«, war die missmutige Antwort.
    Beckmann verdrehte die Augen. Die Menschen in Ostnorddeutschland standen denen in Westnorddeutschland offensichtlich in nichts nach, was ihren Charme anbelangte.
    Â»In Ostfriesland, in der Nähe von –«
    Weiter kam er nicht, denn sein ostnorddeutsches Telefongegenüber unterbrach ihn mit einem »Moment mal« und ließ den Hörer, dem Geräusch nach zu urteilen aus größtmöglicher Höhe, auf etwas Hartes krachen.
    Konsterniert lauschte Beckmann den sich entfernenden Schritten des alten Mannes. Seiner Kollegin deutete er mit einem Schulterzucken den Stand des Gespräches an.
    Nach einer halben Ewigkeit hörte Beckmann das Schlurfen zurückkommen. Er hob seinen Zeigefinger, um der Kollegin eine sich anbahnende Neuigkeit anzukündigen.
    Â»Hallo?«, krächzte es durch den Hörer.
    Â»Jaaa …?« Beckmann dehnte seine Antwort, um sein Übermaß an Geduld auszudrücken.
    Â»Der Wagen ist weg«, sagte der Mann am Telefon.
    Â»Das sage ich doch. Haben Sie den Wagen vielleicht jemandem geliehen?«
    Â»Nä«, kam es entrüstet zurück, als wäre das die idiotischste Frage, die man stellen konnte. »Den hat sicher so’n Witzbold in die Zeitung gesetzt. Nachbarn oder was. Aber ich verkaufe nicht.«
    Â»War denn jemand bei Ihnen, um sich den Wagen anzusehen?«
    Â»Nä. Ich mach nicht auf.«
    Â»Hm. Dann vermuten wir, dass Ihnen der Wagen gestohlen wurde. Wann haben Sie ihn denn zum letzten Mal gesehen?«
    Â»Ich fahr nicht mehr viel«, war die Antwort.
    Â»Wann denn so in etwa?«
    Â»Juli?«, kam es zurück.
    Â»Na ja, jetzt ist Ihr Wagen ja wieder da, die Kollegen melden sich bei Ihnen dann noch mal wegen der Abholung.«
    Â»Wie, Abholung –«
    Diesmal war es Beckmann, der das Gespräch abwürgte.
    Â»Auf Wiederhören«, flötete er und drückte auf den roten Hörer seiner Tastatur.

23
    Enno blickte aus dem Küchenfenster und sah den gelben Postwagen an der Straße halten. Er erwartete keine Sendung, und auf den Spaßvogel von der Post hatte er auch keine Lust. Zielsicher steuerte der Mann mit einem Paket in der Hand auf Ennos Haustür zu. Wenige Sekunden später klingelte es.
    Enno öffnete, rang sich ein muffiges »Moin« ab und wartete, was der Paketmann wohl wollte.
    Â»Moin«, war der vorhersehbare Teil seines Vortrags. »Kannst du was für Focko annehmen?«
    Enno überlegte, was er am geschicktesten antworten sollte.
    Â»Der ist nicht da, und ich will das nicht einfach vor die Tür stellen.« Der Bote nickte erklärend in Richtung der tiefschwarzen Wolken, die über ihnen hingen.
    Enno schaute zwischen Paket und Postmann hin und her.
    Â»Ist ja vielleicht was Wertvolles drin. Nicht, dass das noch wegkommt«, setzte der nach, um das Ding loszuwerden. Sonst hieße es für ihn wieder, zwei Zettel auszufüllen und das Paket einzulagern.
    Â»So unter Nachbaaarn«, zog der Paketmann fast flehend seinen letzten Trumpf. Er fürchtete, seine vorlauten Bemerkungen bei der letzten Visite könnten sich

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