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Friesisch Roulette

Friesisch Roulette

Titel: Friesisch Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marvin Entholt
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waren schmutzig und trocken von Staub und Rost. Trotzdem war er überzeugt, auf einer heißen Spur zu sein, irgendetwas musste er hier finden.
    Er schlich über den Hof auf das Haus zu, an dem die Polizei schon vergeblich geklopft hatte. In einem bewohnten Haus würde Wowa die Ware nicht versteckt haben, das wäre zu riskant. Oder hatte er hier eine ähnlich seltsame Taktik an den Tag gelegt wie bei der Auswahl der Fluchtfahrzeuge?
    Erst mal wollte Nicolaj es in dem Schuppen hinter dem Haus versuchen. Er öffnete die Tür, schaute hinein und schloss die Tür gleich wieder.
    Â»O bosche«, flüsterte er, »oh Gott.«
    Er kannte die Deutschen wirklich nicht. Was für ein grauenvolles Durcheinander, ein unbeschreibliches Chaos. Von wegen ein Volk, das Wert auf Ordnung und Sauberkeit legte. Da hielt ja jedes Mütterchen in der hintersten kasachischen Steppe mehr Ordnung als diese Leute hier.
    Ihm graute bei der Vorstellung, den Schuppen zu durchwühlen, Möbel und Geräte herumzuwuchten, seine Finger in Spinnennester und Rattengerippe zu tauchen, um am Ende wieder mit leeren Händen dazustehen.
    Er überlegte kurz, ob er es nicht bleiben lassen sollte, und versuchte die Wahrscheinlichkeit zu kalkulieren, hier fündig zu werden. Er konnte es nicht wissen, das musste er einsehen, also machte er sich mit einem Seufzer an die Arbeit.
    Fluchend und immer grober ging er zu Werke, schichtete Dinge nicht mehr vorsichtig um, sondern warf die zwei- und dreibeinigen Stühle in die Ecke, schleuderte sie quer durch den Schuppen. Daran, entdeckt werden zu können, dachte er nicht mehr.
    Was für einen verfluchten Mist die Leute aufheben, dachte er, sollen sie es doch reparieren oder wegwerfen, aber was ist das für eine Lebenshaltung? Mit so einer unentschiedenen Haltung konnte man keine Kriege gewinnen, alles kein Wunder!
    Nicolaj steigerte sich immer mehr in seine Wut hinein und warf sich wie ein Bulldozer gegen die Kommode, die ihm im Weg stand.
    Die Platte rutschte von dem Möbel und gab den Blick frei auf einzellophanierte ziegelgroße Blöcke.
    Nicolaj verharrte augenblicklich in seinem Furor, und seine Gemütslage verwandelte sich binnen weniger Sekunden von Wut in Verzückung.
    Â»Oioioi, Wowotschka!« Er nahm ein Päckchen nach dem anderen heraus, küsste jedes einzelne, legte alle sorgsam zurück und betrachtete versonnen den vor ihm liegenden Schatz.
    Jetzt war es Zeit für einen Plan. Sollte er weiter nach seinem Kumpel suchen oder die Beute in Sicherheit bringen? Wer weiß, wo Wladimir Iljitsch Putenkow steckt, dachte er, vielleicht ist ihm doch etwas zugestoßen, Gott bewahre?
    Wenn er in der Nähe wäre, hätte er Nicolaj längst entdeckt und sich zu erkennen gegeben. Wowa war weg, den würde er später suchen, aber jetzt musste die Ware in Sicherheit gebracht werden. Hier, wo die Polizei ein und aus ging und wer weiß was noch passieren würde, konnte sie auf keinen Fall bleiben. Da wäre sie ja auf dem Tverskoy-Boulevard in Moskau sicherer als bei diesen Wahnsinnigen.
    Nicolaj schaute sich hektisch um, schob die Platte wieder auf die Kommode, türmte etwas anderen Kram darauf und schlich auf Zehenspitzen aus der Tür.
    Nach ein paar Schritten über den Hof machte er noch mal kehrt, eilte in den Schuppen zurück, griff seinen Koffer, den er hatte stehen lassen, und schlich weiter Richtung Erlengebüsch.
    Er würde ein Auto besorgen, eines voller Benzin, und dann würde er wiederkommen, wenn es dunkel war.

47
    Es begann zu dämmern. Enno hatte sich, frustriert von den Videoaufzeichnungen, seinem zweiten Forschungsfeld zugewandt.
    Auf seinem Hof in der Mitte zwischen Wohnhaus und Scheune hatte er drei kleine Haufen aufgeschichtet.
    Der größte Haufen war Dünger aus Fockos Scheune, die anderen beiden Häufchen bestanden aus Proben der Waren, die sich in Fockos Päckchen gefunden hatten: Aluminiumpulver »German Dark« und Wacholderholzkohlepulver. Enno hatte Zettel mit den Bezeichnungen vor die Häufchen gelegt, damit er nichts durcheinanderbrachte. Vielleicht könnte das noch wichtig sein.
    Vor den drei Häufchen hatte er einen kleinen Feuerplatz eingerichtet, kleine Holzspäne als Anmachholz aufgeschichtet, darunter geknülltes Zeitungspapier.
    Vorsichtig nahm er mit beiden Händen von dem Dünger und verteilte ihn über dem kleinen Scheiterhaufen. Mit einem Esslöffel streute

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