Frisch geküsst, ist halb gewonnen
weh, aber mit dem Schmerz konnte er umgehen.
Er warf einen Blick zu der Frau, die zusammengerollt in dem großen Sessel in der Ecke lag. Egal, wie oft er ihr befohlen, sie angebrüllt und angefleht hatte, Izzy hatte sich geweigert, ihn allein zu lassen. Sie hatte die ganze Nacht damit verbracht, sich um ihn zu kümmern, mit ihm zu reden, als er nicht schlafen konnte, und ihm Eis für sein Wasser zu holen.
Sie bewegte sich ein wenig, streckte sich dann und stöhnte. „Nicht wirklich bequem“, sagte sie und kam auf die Füße. Dann schaute sie ihn an. „Wie fühlst du dich?“
„Besser.“
„Bist du dir sicher?“
„Du hast den Arzt gehört. Alles wird wieder gut.“
„Er hat gesagt, dass du Glück gehabt hast. Es ist eine große Schlange gewesen.“
„Ich bin ein großer Mann.“
„Und du wusstest, was zu tun war. Ich wäre total ausgeflippt und hätte alles nur noch schlimmer gemacht.“
Er wollte nicht darüber nachdenken, dass sie hätte verletzt werden können. Die Erinnerung an das Bild, wie sie von dem Typen in Richtung der Klapperschlange gezerrt worden war, würde ihn für alle Zeiten verfolgen.
Sie kam zu seinem Bett und legte ihre Hand auf seine Stirn. „Gut, nicht mehr so klamm.“
Er packte ihr Handgelenk. „Du solltest jetzt nach Hause gehen. Schlaf ein wenig. Geh unter die Dusche.“
„Willst du damit sagen, ich hätte es nötig?“
„Ich sage damit, dass es mir gut geht. Du musst nicht mehr die ganze Zeit auf mich aufpassen.“
„Vielleicht gefällt es mir ja aber, auf dich aufzupassen.“
Es klopfte an der halb geöffneten Tür, dann traten Lexi und Skye ein.
„Hey“, sagten sie zeitgleich.
„Wie geht es dir?“, wollte Lexi wissen, während sie Izzy umarmte.
„Für einen Mann, der mit einer Schlange gerungen hat, siehst du ziemlich gut aus“, merkte Skye an.
„Danke. Mir geht es auch gut. Ich habe eurer Schwester gerade gesagt, dass sie jetzt gehen kann. Sie muss nicht die ganze Zeit auf mich aufpassen.“
Lexi und Skye tauschten einen Blick, dann sahen sie ihn wieder an.
„Armer Mann“, sagte Lexi. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie auf dich hören wird, oder? Hast du unsere Schwester noch nicht kennengelernt? Sie ist ziemlich dickköpfig.“
Beide Schwestern hatten große Plastiktüten dabei. Lexi zog nun eine große Pflanze und eine bunte Decke hervor, die sie Nick über die Beine legte. Skye holte zwei größere Kartons raus.
„Ein Bademantel“, sagte sie. „Ich habe blau genommen, weil das eine typische Männerfarbe ist. Und das hier sind Kekse. Die haben Erin und ich gestern Abend gebacken.“
Lexi stellte die Pflanze auf die Fensterbank. „Das sind Schokoladenkekse. Ich hab den Geruch den ganzen Weg hierher in der Nase gehabt. Die reinste Folter.“
Es klopfte wieder. Jetzt traten Dana und ein dünner, großer Mann ein.
„Hi“, sagte sie. „Das hier ist Sheriff Rogers. Er wird deine Aussage aufnehmen.“
„Wir zeigen sie an“, erklärte Izzy. „Also ich zumindest.“
„Es gibt kein Gesetz dagegen, ein Idiot zu sein“, sagte der Sheriff und schüttelte Nicks Hand. „Aber wenn ein Idiot einen anderen Menschen verletzt, sieht das anders aus. Wie geht es Ihnen, mein Sohn?“
„Gut.“ Nick wirkte etwas überrumpelt von der plötzlichen Invasion seines Zimmers.
Skye und Dana verschwanden für ein paar Minuten und kamen dann mit Stühlen zurück. Der Sheriff aß Kekse und unterhielt sich mit Lexi. Izzy stand neben Nick und hielt die Hand seines unverletzten Armes. Es sah nicht so aus, als wenn irgendjemand in naher Zukunft vorhätte zu gehen.
„Oh, Aaron hat angerufen, als du geschlafen hast“, sagte Izzy. „Er kümmert sich um alles. Steve ist vorbeigekommen, um ihm zu helfen. Die Gäste sind ziemlich kleinlaut und halten sich an die Regeln. Das Bier ist weggeschlossen, und alles ist gut. Aber wir werden trotzdem Anzeige erstatten.“
Er wusste nicht, was er von all dem halten sollte. Er hatte nie zuvor eine Familie gehabt, und auch wenn Garth jahrelang ein Freund gewesen war, hatte keiner von ihnen jemals so viel Aufhebens um den anderen gemacht.
Die Titan-Frauen waren das genaue Gegenteil. Sogar während sie mit ihm sprachen, wurde seine Decke glatt gezogen, sein Kissen aufgeschüttelt. Sie unterhielten sich über sein Essen, seine Gesichtsfarbe und fragten ihn, ob er mal ins Bad müsse. Als der Sheriff bereit war, über das Geschehene zu sprechen, setzten sie sich mit Dana in eine Ecke und sprachen leise miteinander,
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