Frisch geküsst, ist halb gewonnen
muss sich auf das Spiel einlassen, ansonsten wird sie die Operation niemals machen lassen.“
„Na ja, besser du als ich“, erwiderte Garth. „Ich hätte die Geduld nicht.“
„Ich hab sie an den meisten Tagen auch nicht.“
„Und trotzdem machst du weiter. Danke dir dafür. Ich weiß, du wolltest das nicht tun, aber es ist wichtig. Lass sie nur nicht wissen, dass sie auf meine Veranlassung bei dir ist.“
„Dein Ruf als rücksichtsloser Bastard in Geschäfts- und Privatangelegenheiten wird unangetastet bleiben“, versicherte ihm Nick scherzhaft.
„Ein Ruf, der auf der Realität beruht“, erinnerte ihn Garth. „Hast du die neue Car and Driver gesehen? Was haben diese Typen nur mit BMW am Hut? Soweit es die betrifft, können die Deutschen ja gar kein schlechtes Auto bauen.“
„Nicht jeder hat eine Vorliebe für alte, britische Autos, die ständig kaputt sind.“
„Nicht alt“, korrigierte Garth. „Historisch. Das ist ein Unterschied.“
„Sicher. Es hängt alleine davon ab, wie viel Geld man bereit ist zu versenken. Du kannst es dir leisten, jemanden mit einem Abschleppwagen hinter dir herfahren zu lassen. Die meisten Leute können das nicht.“
„Wenn du für mich gearbeitet hättest, anstatt deine eigene Firma aufzubauen, könntest du jetzt auch einen eigenen Truckfahrer haben“, bemerkte Garth.
„Nein, danke. Ich fahre meine Pick-ups gerne selber.“
„Typisch Texaner.“
„Und stolz darauf. Geh jetzt nach Hause. Es ist spät.“
„Ja, das mach ich. Sehen wir uns, wenn du das nächste Mal in der Stadt bist?“
„Klar. Ich ruf dich an.“
Nick legte auf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Computer zu.
So viel hat sich seit dem ersten Treffen mit Garth verändert, dachte er finster. Zu viel. Sie hatten über die Jahre eine Menge miteinander geteilt. Ein ganzes Leben. Das Einzige, was er seinen Freund niemals fragte, war, ob er nachts gut schlafen konnte. Hatte Garth die Vergangenheit besiegt, oder wachte er auch immer noch von den Schreien auf?
Garth Duncan legte den Hörer auf und drehte seinen Stuhl, sodass er die Skyline von Dallas sehen konnte. Lichter winkten ihm aus Dutzenden anderer Büros zu, die alle viele Stockwerke unter seinem eigenen lagen. Niemand hatte ein so hoch gelegenes Büro oder so einen perfekten Blick. Dafür hatte er gesorgt.
Es hatte lange gedauert – beinahe zwanzig Jahre –, aber endlich war er bereit, die Titans zu zerstören. Alles war an seinem Platz. Die Leinen waren ausgelegt. Er musste sie nur noch einholen. Sogar Izzy hatte kooperiert und war eine Mitspielerin geworden. Die verdammte Explosion.
Wer hätte gedacht, dass das Schicksal sich auf seine Seite schlagen würde?
Er wusste, dass die Titan-Schwestern ihn für das verantwortlich machten, was auf der Ölplattform geschehen war. Aber er war es nicht. Seine Zerstörung des Titan-Imperiums war subtil und hinterließ keine Spuren. Er war nicht an Leichen interessiert, er zählte seine Siege in Dollar und dem Recht zu prahlen. Er wollte Jed Titan zerbrochen und von der Gesellschaft, die ihm so viel bedeutete, verstoßen sehen. Wenn die Titan-Schwestern auf dem Weg dahin alles verloren, umso besser.
Wer hatte die Explosion verursacht? Die Untersuchungen waren noch nicht abgeschlossen, aber Garth war überzeugt, dass die Behörden herausfinden würden, dass es sich nicht um einen Unfall gehandelt hatte. Solche Zufälle passierten einfach nicht. Jemand hatte es absichtlich getan. Um ihm die Schuld zu geben? Oder gab es noch einen weiteren Feind der Titans, der darauf aus war, die Familie zu vernichten?
Egal wie, er würde es herausfinden. Und am Ende würde er Jed Titan alles nehmen und nicht den Hauch von Bedauern dabei verspüren.
Nun, ein bisschen vielleicht doch.
Er hatte Nick nicht benutzen wollen. Aber als sich herausstellte, dass Izzy blind war, war die Gelegenheit zu verlockend gewesen, um sie nicht zu ergreifen. Wenn Nick herausfände, dass er benutzt worden war, würde er nicht sehr glücklich sein. Aber Garth setzte darauf, dass die Jahre ihrer Freundschaft mehr zählen würden.
Außerdem war es das Risiko wert. Er musste gewinnen. Um jeden Preis. Auch wenn das Vertrauen des Mannes auf dem Spiel stand, der ihm einmal das Leben gerettet hatte.
4. KAPITEL
I zzy verbrachte eine unruhige Nacht. Ihre Haut fühlte sich heiß und zwei Nummern zu klein an. Ihr Kopf schmerzte, und sie hatte Hunger. Sie stand noch vor der Morgendämmerung auf und zog den Stuhl von dem kleinen
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