Frisch geküsst, ist halb gewonnen
ein wenig ruppig, aber man muss hinter die Fassade schauen, um zu sehen, wie er wirklich ist.“
„Ich kann hinter gar nichts schauen.“
„Das war nicht wörtlich gemeint. Ehrlich, Nick ist ein feiner Kerl.“
Sie wollte nichts über Nick hören, aber sie mochte Aaron. Was es ungleich schwieriger machte, unhöflich zu ihm zu sein.
„Wir bieten hier Seminare für Firmen an“, fuhr Aaron fort. „Manager kommen her und erkunden die Wildnis. Wir bringen ihnen bei, wie man sich von Bäumen schwingt, nur mit ein paar Steinen ein Feuer macht. Du weißt schon, dieser ganze gruppendynamische Kram.“
„Das qualifiziert deinen Boss kaum für die Seligsprechung.“
„Nein, aber es bezahlt unsere Rechnungen“, sagte er und berührte ihren anderen Arm. „Die echte Arbeit findet mit den Kindern statt, die etwas Traumatisches erlebt haben. Eine Schießerei. Ein Gewaltverbrechen. Eltern, die sich jahrelang streiten und sich dann am Ende gegenseitig umbringen. Wenn sie hierherkommen, sind sie total verschlossen. Es ist so traurig. Wir setzen sie auf Pferde, nehmen sie mit in die Natur. Bringen ihnen bei, wie man auf einen Baum klettert. Das hilft. Und das ist das, was Nick eigentlich tut. Er hilft diesen Kindern, wieder gesund zu werden.“
Sie wollte in Nick nichts anderes als den Teufel in Menschengestalt sehen. „Das ist toll, aber es hat leider nichts mit mir zu tun.“
„Und es geht immer nur um dich, richtig?“, fragte Aaron amüsiert. „Liebes, du hast vielleicht eine Art an dir.“
„Ich weiß. Früher passte es zu mir.“
„Könnte es immer noch. Jetzt sieh mich an.“ Er verrieb die kühle Aloe vera auf ihrer Brust. „In ein paar Tagen wirst du dich wie eine Schlange häuten. Okay, mehr kann ich im Moment nicht tun. Du bleibst jetzt hier so sitzen, bis das alles getrocknet ist. Ich hole dir in der Zwischenzeit Aspirin.“
Er verschwand für ein paar Minuten. Izzy saß da in ihrer Jeans und ihrem BH und fragte sich, ob wohl jemand an der offenen Tür vorbeigehen und die Show genießen würde, die sie bot. Machte es ihr was aus?
Aaron kehrte zurück. „Aspirin und Wasser. Ja, so bin ich zu dir.“
Sie nahm ihm das Glas und die Tablette ab. „Warum bist du hier? Warum bei Nick? Warum an diesem Ort?“
„Weil ich der texanische Typ bin.“
„Oh ja, bestimmt.“
„Ich könnte es aber sein. Ich versuche es zumindest.“ Er zögerte. „Ich mag es hier. Hier gehöre ich hin.“
Sie wusste, dass noch mehr dahintersteckte, aber sie war im Moment nicht interessiert genug, um ihn zu drängen.
„Danke für deine Hilfe.“
„Gern geschehen. Und jetzt schlaf ein wenig.“ Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe deine Haare. Wir sehen uns morgen früh.“
Dann war er fort.
Sie hörte, wie die Tür leise ins Schloss fiel, und das Gefühl, total allein zu sein, ließ ihre Haut kribbeln.
Sie ignorierte die Panik, die sich in ihr aufbaute, und alle anderen Gefühle, die durch ihren Körper tobten. Nachdem sie ihre Arme berührt und sichergestellt hatte, dass die Aloe getrocknet war, fand sie den Pyjama, den Aaron auf die Kommode gelegt hatte. Sie zog Jeans und BH aus und den Schlafanzug an und ging zurück zum Bett, wo sie zwischen die Laken krabbelte. Sie machte sich nicht die Mühe, die Lampen auszuschalten. Es war besser, wenn sie die ganze Zeit brannten. Alles war besser als die Dunkelheit.
Nick saß in seinem Büro im Erdgeschoss und starrte auf seinen Computer. Doch er sah die Wörter auf dem Bildschirm nicht, weil seine Gedanken immer wieder zu der Frau eine Etage über ihm abschweiften.
Izzy war in einer ganz schlechten Phase. Nur Angst und Abwehr. Beides konnte kanalisiert werden, ihr helfen, sich durchzukämpfen. Oder sie besiegen. Im Moment konnte er noch nicht sagen, welchen Weg sie einschlagen würde.
Sie war nicht sein typischer Klient – er nahm eigentlich keine Aufträge für Langzeitpflege oder individuelle Fälle an. Die Firmentypen kamen und gingen und waren leicht zu vergessen. Die Kinder … sie kamen in Gruppen von zwei oder drei, jeweils für ein Wochenende. Er hatte mal überlegt, das auf eine Woche auszudehnen, aber bis er das richtige Personal dafür hatte, war das ausgeschlossen. Außerdem war es einfacher, wenn er sich nicht zu sehr einbrachte. Wenn Izzy blieb, wäre das ein Risiko. Eines, das er unter Kontrolle halten müsste. Er könnte nicht emotional für sie verantwortlich sein … oder für überhaupt irgendjemanden.
Dazu kam die
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