Frisch geküsst, ist halb gewonnen
unterdrückte ein Lachen. „Die Izzy-Verteidigung?“
„Vor Gericht funktioniert sie.“
„Weil du so eine wilde Verführerin bist?“
„Glaubst du, dass du mir widerstehen kannst?“
„Ich versuche mein Bestes.“
„Vielleicht solltest du damit aufhören. Manchmal ist es gut nachzugeben.“
Seine Finger an ihrer Wange hielten inne. „Izzy …“
„Du redest zu viel“, flüsterte sie. Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihren Mund auf seinen.
Er erwiderte den Kuss ganz leicht, dann trat er einen Schritt zurück.
„Du solltest dich operieren lassen.“
Die unerwartete Bemerkung irritierte sie. „Was?“
„Du hast mich gehört. Lass dich operieren. Du bist so weit. Was hält dich noch zurück?“
Sie bot ihm Sex, und er erzählte ihr, dass sie sich der Operation unterziehen sollte, die sie für immer erblinden lassen könnte?
Sie wusste nicht, was sie wütender machte – seine Zurückweisung ihres Angebots oder sein Drängen in einer Angelegenheit, die ihn überhaupt nichts anging.
„Geh jetzt“, sagte sie ruhig. „Geh und nimm den Idioten mit.“
„Warum bist du jetzt böse? Du weißt, dass es an der Zeit ist.“
„Raus hier!“
Er schnappte sich den Mann und zog ihn mit in den Flur. Sie knallte die Tür hinter ihm zu und warf sich aufs Bett.
„Idiot“, murmelte sie und wusste nicht genau, welchen der beiden Männer sie meinte.
Am nächsten Morgen überlegte Izzy kurz, ob sie die weitere Mitarbeit beim Seminar verweigern sollte. Heute stand der Gang über die Hängebrücke an, den sie vormachen sollte, aber sie war sich nicht sicher, ob Nick so viel Kooperationsbereitschaft von ihr verdient hatte. Sollte er doch sehen, wie er alleine mit den Firmentypen klarkam.
Aber anstatt im Bett zu bleiben, fand sie sich unter der Dusche wieder und zog sich danach an. Der Gedanke daran, Nick im Stich zu lassen, tat zwar ihrem angeschlagenen Ego gut, aber wenn sie ehrlich war, reizte das Abenteuer Hängebrücke sie viel zu sehr, um es nicht einzugehen. Sie würde Nick einfach ignorieren.
Aaron wartete unten bereits auf sie. „Er ist dreiunddreißig und hat sich vor zehn Jahren geoutet, nachdem seine desaströse Ehe mit einer Frau nach sechs Monaten in die Brüche gegangen war. Warum machen sie sich überhaupt die Mühe, es zu versuchen? Egal, er arbeitet in der Finanzabteilung. Er mag die gleichen Filme wie ich, wir beide lieben es, zu kochen, und er ist einfach nur schnuckelig.“
Sie folgte ihm nach draußen zum Jeep, der sie zum Außengelände bringen würde.
„Ist er ein guter Küsser?“, fragte sie und dachte an Nick, der ein überragender Küsser war. Warte. Nein . War er nicht. Sie war sauer auf ihn und wollte nichts mit ihm zu tun haben.
„Ausgezeichnet!“ Er zog das Wort so in die Länge, dass es kein Ende zu nehmen schien. „Ich mag ihn wirklich. Ich will mich aber nicht zu sehr hineinsteigern. Das bringt einem nur Kopfschmerzen ein. Aber trotzdem …“, er startete den Motor. „Ich mag ihn.“
Sie lächelte. „Dann solltest du es einfach genießen.“
„Aber? Willst du mich nicht warnen, vorsichtig zu sein? Nicht zu schnell zu vertrauen? Meine Bankdaten und meine Hausschlüssel so lange für mich zu behalten, bis ich wirklich sicher bin?“
Sie drehte sich zu ihm. „Das klingt so, als wüsstest du schon alles, was du tun musst. Ich bin jemand, der einfach loslegt, ohne an die Konsequenzen zu denken.“
„Und das funktioniert?“
„Bis zur Explosion ja.“
Das hätte sie jetzt nicht sagen sollen. Denn schon fing sie wieder an, über die Operation nachzudenken – eine Operation, die sie nicht machen lassen wollte. Für immer im Dunkeln zu leben. Könnte sie das? Der Gedanke daran ängstigte sie zu Tode.
Aaron tätschelte ihre Hand. „Du bist eine mutige kleine Frau.“
„Nicht wirklich.“ Eine mutige kleine Frau hätte schon längst einen OP-Termin im Kalender eingetragen.
Zum Glück kamen sie in diesem Moment gerade am Klettergarten an, sodass sie nicht weiter nachdenken und sich selber deprimieren konnte.
Sie stieg aus dem Jeep und spürte, dass jemand neben ihr stand.
„Nick“, sagte sie ruhig.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du kommst.“
„Warum sollte sie nicht?“, fragte Aaron. „Was ist passiert? Habt ihr beide Geheimnisse vor mir? Habt ihr euch gestritten?“
„Gestern Abend ist jemand in mein Zimmer gekommen“, erwiderte Izzy. „Er war betrunken, und Nick hat sich um ihn gekümmert“, ließ sie einen Teil der
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