Frisch gemacht!
Wie man alles machen wird. Wie sanft und liebevoll. Und wie viel besser als alles je Dagewesene.
In den Prämuttergedanken sind Kinder allerdings auch zauberhafte Wesen, nie biestig, frech oder nervig. Geben keine patzigen Antworten, rufen nie unverschämtes Zeug oder geraten in anfallartige Zustände an Supermarktkassen.
Im Bett hätte ich übrigens auch gern mal Wunschpunkte. Zwei Erwachsene und ihre Bedürfnisse unter eine Bettdecke zu kriegen, ist nicht immer leicht. Vor allem nach Entbindungen. Vor dem ersten Mal danach hat es mir fast mehr gegraut als vor dem ersten Mal überhaupt. Und das war wahrlich kein Highlight in der Geschichte der Sexualität:
Nach dem Schnitt und den Schmerzen wollte ich die gesamte Unterleibsregion am liebsten zu lebenslangem Sperrgebiet erklären. Vermintes Gebiet. Betreten und Betatschen verboten. Bitte halten Sie sich fern. Ab Nabel runterwärts – Erkundungsverbot.
Christoph war geduldig. Bedingt geduldig. Eine Weile. »Hör mal, ich kann nicht Tag und Nacht kalt duschen, irgendwann muss es mal wieder losgehen, ich weiß ja kaum
mehr, wie es geht«, hat er liebevoll insistiert, nachdem ich auf seine abendlichen Sofaattacken eher verhalten reagiert habe.
In der Endphase der Schwangerschaft war es umgekehrt. Da wollte er nicht mehr. Ich war zwar für akrobatische Einlagen auch nicht mehr zu haben, aber die Klassik-Nummer hätte mir schon noch Spaß gemacht. Oder die seitliche Variante. »Das bring ich nicht«, hat er mir gestanden, »der Gedanke, unser Kind ständig an den Kopf zu poppen, nee, also das ist nichts für mich.« Ich war verständnisvoll. So sind wir Frauen eben. Wer will schon den Liebsten traumatisieren? Und: Muss Frau ihre Triebe aus Rücksicht nicht auch zügeln können? Jetzt stellt der sich umgekehrt so an. Undankbares, vergessliches Stück. Dabei gibt es angeblich Männer, die ihr ganzes Leben lang Verzicht üben. Und meiner macht nach zwei Monaten schon Affenzirkus. Tut so, als wäre die Enthaltsamkeit, selbst die partielle, lebensbedrohend. Es soll ja Männer geben, die nach einer Geburt überhaupt nicht mehr wollen. Wegen der Geburt. Und Frauen, die deswegen nicht wollen, dass ihre Männer zur Geburt mitkommen. »Ich will sexy für ihn bleiben, das leidenschaftlich schöne Wesen, und nicht eine gequälte, wenig anziehende leidende Gebärerin, deren Muschi Ausmaße einer mittleren Garagentoreinfahrt erreicht«, hat mir mal Sabrina, eine aus dem Vorbereitungskurs, ihre Entscheidung gegen den Mann im Kreißsaal plausibel zu machen versucht. Die Argumentationskette hat mich nicht überzeugt. Klang mir nach perfekter Ausrede für männliche Kreißsaalabstinenz. Ich finde, dass die, die einem die Sache einbrocken, wenigstens sehen sollten, was für ein
mühsames Geschäft sich daraus entwickelt. Die meisten Männer sind danach auch einigermaßen beeindruckt.
Und außerdem: Ich glaube, die Trennung zwischen der leidenschaftlich Lust schenkenden, sexy Geliebten und der Rauspresserin gelingt Männern bestens. Ihre mangelnde Hirnhälftenvernetzung (nicht von mir, sondern aus dem »Spektrum der Wissenschaft«!!) hilft dabei natürlich immens. Männer können Geburtserlebnisse viel besser verdrängen als Frauen. Wen wundert’s. Schließlich haben sie es ja nicht selbst rausgepresst. Obwohl es einige gibt, die danach auf den Putz hauen, dass man denken könnte, sie hätten die Hauptarbeit erledigt. Kurt, mein Schwager, ist so ein Exemplar: »Die Birgit hätte ohne mich mit Sicherheit aufgegeben. Da ging es erst wieder voran, als ich ein bisschen strenger wurde und gesagt habe: Jetzt gib aber mal Gas und streng dich mal richtig an. Andere wären längst fertig.« Phantastisch. Kurt, der Held. Ohne ihn wäre das Kind wahrscheinlich heute noch drin. Das Witzigste: Selbst Birgit, meine große Schwester, findet, dass Kurt bald mehr als sie geleistet hat. »Was der mich ermuntert, angespornt und ermahnt hat. Also ohne Kurt, da hätte ich ein Problem gehabt.«
Ich hätte eins mit Kurt. Aber mein Schwager ist sowieso ein Thema für sich. Kurt ist nämlich die Reinkarnation von Superman. Kurt kann alles und weiß alles. Kurt guckt auch jede Quizshow und war auf der Couch schon mehrfach Millionär. Meine Schwester betont bei jedem Familientreffen, was für ein Bombenkandidat ihr Kurt wäre, und strahlt dabei so stolz, dass man denken könnte, Kurt hätte soeben
den Nobelpreis in mehreren Fachbereichen abgeräumt. »Dann bewirb dich doch«, habe ich ihm
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