Frisch gemacht!
vorgeschlagen. Kurt würde ja auch, wenn da nicht das Problem mit dem Telefonjoker wäre: Wen soll er anrufen, es gibt niemanden, der mehr weiß als er. So einer ist Kurt. Egal, wie das Problem heißt: Kurt kennt die Lösung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Marathonlauf, Gentechnik oder Badezimmerfliesen geht. Kurt ist Universalgenie und geht einem damit gewaltig auf den Keks. Christoph findet meine Animositäten lächerlich. »Der ist doch ein netter Kerl. Und passt doch auch perfekt zu deiner Schwester. Die gibt doch mindestens genauso an. Liegt irgendwie bei euch in der Familie.« Derartige Äußerungen sind ja wohl das Hinteretzte. Nicht, dass meine Schwester keine Angeberin wäre, aber wenn überhaupt, darf nur ich so was sagen. Nicht Christoph. Meine Familie beleidige ich schon gerne selbst. Tun es andere, werde ich zur Furie. Wir streiten uns, letztlich nur wegen Kurt, drei Stunden lang. Seine Familie gegen meine. Wer hat mehr Idioten und wenn ja, warum. Gemein ist, dass Christoph Einzelkind ist und ich deswegen nur an seinen Eltern rumnörgeln kann. Obwohl ich sie eigentlich mag. Sicher, sie sind keineswegs Intellektuelle, genauso wenig wie ich, aber patent, freundlich und hilfsbereit sind sie schon. Theoretisch ist meine Mutter auch sehr hilfsbereit. Wenn es aber wirklich drauf ankommt, hat sie leider schon einen Fußpflegetermin. Tja, im Leben muss der Mensch eben Prioritäten setzen. »Außerdem«, sagt meine Mutter gern, »ist es mein oder dein Kind? Ich hatte schon dreimal selbst das Vergnügen. Das hat mir gelangt.« Damit hat sie sicherlich Recht. Trotzdem: Wenn ich babysittermäßig auf dem Schlauch stehe und meine Mutter mir
mit ihrer Hornhaut kommt, dann muss ich mich ziemlich zusammenreißen.
Zurück zum Sex. Drei Monate nach der Entbindung war es dann so weit. Ich habe mir im Laufe des Abends ein Fläschchen Prosecco in den Kopf gehauen. Als Christoph ins Bett geschlüpft ist, lag ich schon da. Neckisch drapiert. Nackt. Ehrlich gesagt: mit eingezogenem Bauch. Rund ums Bett habe ich Kerzen angezündet, schon weil ich auf die grelle Deckenbeleuchtung in meinem momentanen körperlichen Zustand wenig Lust hatte. »Hast du Hitzewallungen, oder bin ich mal wieder dran?«, hat er neugierig gefragt. Geschmacklos! Hitzewallungen. Und das mit dem »Dran sein« ist ja wohl das Allerletzte. Impliziert gleich den Vorwurf, dass er es, nach der Warterei, nun mehr als verdient hat. Schnidt, jetzt keine Zickerei, du hast alles eins a vorbereitet, heute ist es so weit.
»Komm her, mein Süßer«, raune ich mit leiser Stimme. Soll ja sexier klingen. »Wat mut, dat mut«, seufzt er wenig charmant, zieht sich in Rekordzeit aus und wirft sich neben mich. Die Socken hat er allerdings vergessen. Christoph ist ein Sockenschläfer. Da hilft alle Nörgelei nichts. »Ich verkühl mich doch nicht, nur weil du Socken im Bett unerotisch findest. Sind wir zwei vielleicht Fußfetischisten?«, hat er mich zu überzeugen versucht. »Bitte«, bettle ich, »auch die Socken.« Ich mache mein Schmollmundgesichtchen, was mit nicht aufgespritzten Lippen gar nicht so leicht ist. Er lässt sich erweichen. Und tatsächlich, als er so ganz ohne daliegt, keimt etwas wie Lust auf. Wir knutschen erst mal ausgiebig. Christoph war von Anfang an ein talentierter Küsser. Manche sabbern sich da ja was weg, dass man denken
könnte, sie wären Hunde und man selbst das Schnitzel. Jetzt kommen seine schönen Hände zum Einsatz. Uih. Es macht Spaß. Gefällt mir. Gut, dass ich nicht stille. Bei der Brust-Intensivbehandlung hätte Christoph sicherlich schon die Kalziumration für die nächste Woche intus. Als es an die unteren Regionen geht, werde ich ein wenig nervös. Aber Christoph ist vorsichtig. »Tu so, als wäre ich eine zarte kleine Jungfrau und du der erste Mann in meinem Leben«, bitte ich ihn. »Kein Problem«, kichert er, »vor allem das mit dem zart und klein«, und zwackt mich demonstrativ in meinen Oberschenkel. Depp.
Aber es funktioniert. Und ist lange nicht so schlimm wie erwartet. Im Gegenteil, es ist ein eher erfreuliches Erlebnis. Sanft schaukeln wir uns in der Erregung. Uff, wir können es noch. Alles läuft prima. Bis, ja bis Christoph auf einmal grässlich schreit. Das hat er noch nie. Lockt die Ekstase dermaßen animalische Töne aus ihm raus? Liegt es daran, dass er seine Libido so lange zügeln musste? Oder ist Sex mit einer Mutter eben aufregender?
Weit gefehlt. Er hat seinen sockenlosen Fuß in eine der
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