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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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über mich. Ich glaube, ich mag Inge. Das Missionarische an ihr überhöre ich, denn zwischendrin hat sie echt gute Geschichten auf Lager. Vor allem über meinen neuen Schwarm, Schwimmlehrer Ede Tatschler.«Der Ede hat so was von Schlag bei den Frauen, der gräbt und baggert alles an, was nicht bei drei auf den Bäumen ist – oder besser gesagt unter Wasser«, kichert sie. »Und du? Hattest du schon mal was mit dem Ede?«, traue ich mich und schiebe ihr die indiskrete Frage unter. Sie lacht: »Na ja, nicht so direkt. Aber irgendwie schon. Also so ein bisschen.« Eine wahrhaft kryptische Antwort, die meine Neugier aber nicht ausreichend befriedigt. Was soll das heißen: Nicht direkt, aber irgendwie schon? Bedeutet das wildes Geknutsche oder gar schon zartes Petting mit Anfassen der entscheidenden Stellen? Ich gucke fragend. »Keine Schlüpfrigkeiten am Nachmittag, erzähle ich dir vielleicht mal bei Gelegenheit«, enttäuscht sie mich. »Aber eins, das kann ich dir sagen, der greift schon an, da hast du ihn noch gar nicht gesehen. Vorsicht. Und dann, ja dann geht’s ran, und dann lässt er die Frauen sitzen. Deshalb kommen auch viele nicht mehr zum Schwimmkurs. Weil sie den Ede nicht mehr ertragen können. Der bricht die Herzen wie andere Haselnussschalen.« Sie seufzt. Was für ein Vergleich. Herzen wie Haselnussschalen. Gut, bei patentierten Müsliessern vielleicht adäquat. Aber warum hat sie mir das jetzt erzählt? Sieht sie mich als gefährdetes Opfer? Hat sie gemerkt, dass er mich toll findet? Mich geradezu angeschwärmt hat? Will sie ihn mir madig machen? Meinen Erfolg mindern?
    Dann will ich das alles gar nicht hören. Das Kompliment hat mir schlicht gut getan. Genau genommen war es ja ein
Kompliment für meine Tochter. Aber wenn er sie hübsch findet, ist das indirekt sicher ein Lob an mich. Wenn ich für das Gebrüll verantwortlich bin, dann bitte auch fürs Hübschsein. So viel Gerechtigkeit muss das Muttersein schon bieten.
     
    Claudia schreit. Ich habe kein Fläschchen mehr, schließlich war der Besuch ja nicht vorgesehen. Und jetzt? Inge bietet an, Claudia eben mitzustillen. »Wenn’s für dich okay ist, gönn ihr doch mal was«, ermuntert sie mich und schiebt sofort den Pulli hoch. Ich gönne es Claudia nicht. Das geht zu weit. Ich bin nun mal keine Fürstin, und Inge ist nicht meine leibeigene Amme. »Nee, lass mal«, lehne ich freundlich ab, kann aber nicht anders, als entsetzt auf ihre Brüste zu starren. Die sehen aus, als würde Inge nicht nur den zarten Samuel Konstantin David damit beglücken, sondern zusätzlich noch die Raubtierabteilung der gesamten bundesdeutschen Zoos. Die Brustwarzen ein stilles Mahnmal für Mitgenommenheit und mütterliche Opferbereitschaft. »O mein Gott«, entfährt es mir. Zerklüftet und leicht blutig. Muss ich das Amnesty International melden? »Tja, das sind Schmerzen, aber da muss man durch. Man weiß ja wofür. Links, guck mal, da habe ich sogar fast eine Brustentzündung«, sie klingt nahezu stolz. »Mein Arzt wollte mir glatt Antibiotika verschreiben, aber nicht mit mir, habe ich gesagt, nicht mit mir. Die Frau von der La-Leche-League, der Stillliga also, hat mir dann verraten, wie man es auch so überleben kann. Sehr heiß duschen und die schmerzenden Stellen ausmassieren. BH oft wechseln und total auf Hygiene achten. Die Rita hat mir dann noch so ’ne Yoga-Übung empfohlen, Füße hoch, Kopf runter. Ich
schlafe viel, trinke viel, aber natürlich keinen Kaffee.« Natürlich. »Gut tut auch, eine Wärmflasche aufzulegen und die Kleinen so oft es geht dranzulassen. Ich lege den Samuel eigentlich fast stündlich an.« Hobbys braucht Inge bei dem Programm sicher keine mehr. Ich habe mich oft dafür geschämt, dass ich nicht stille, jetzt ist es ein herrliches Gefühl. Im Selbstquälen bin ich nicht die Beste. Die Geburt hat mir eigentlich für den Rest meines Lebens gelangt. Masochismus soll ja Fans haben, ich gehöre definitiv nicht dazu.
    Stillliga. Bisher kannte ich nur die Bundesliga. Faszinierende neue Welt. Wenn ich so über Stillliga nachdenke, fällt mir mein Christoph ein. Von dem hat sein Vater immer gesagt: »Hör ma, Andrea, der Bub, des glaubst de net, wenn mer den moins weckt, der rührt sich net. Erschreck dich net. Auch beim Schlafe – bewegungslos. En rischtische Stilllieger is des.« Damals konnte ich mit dem Wort nicht viel anfangen. Stillliga. War mir auch egal, dass der Christoph nachts wirklich erstaunlich still liegt. Hauptsache, er

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