Frisch gemacht!
Spielzeugauswahl. Das Kind soll sich ja nicht langweilen. Wenn schon der Speiseplan so wenig Abwechslung bietet.
Die große Frage war dann: Was kommt rein ins Fläschchen? »Ja, Milch natürlich«, hat Christoph unbedarft von sich gegeben. Männer! Der hätte doch glatt einen Viertelliter Vollmilch da reingeschüttet. Die Auswahl an Milchpulver ist etwa so groß wie die Auswahl an Waschmitteln. Bei Waschmitteln nehme ich das billigste. Aber für mein Kind? Da sorgt man sich neun Monate lang wie verrückt und schüttet dann das Billigste rein, was es gibt? Nein. Da muss es schon was Gutes sein. Soja, gegen Blähungen, mit
Zusatz oder ohne? Stiftung Warentest, hilf mir! »Wenn ich nicht stillen würde, was an sich undenkbar ist, aber wenn, dann würde ich die Milch nehmen, die die im Krankenhaus auch nehmen«, hat mir meine Schwester vorgeschlagen. Manchmal hat sie tatsächlich schlaue Einfälle. Die Milch aus der Klinik ist eine der teuersten. Die sind schon schlau, diese Babyproduktehersteller. Wahrscheinlich bemustern sie die Krankenhäuser, weil sie wissen, dass Neumütter wie ich brav weiterhin die Milch geben, die es schon auf der Station gab. Raffiniert.
Generalstabsmäßig koche ich die ersten Portionen. Abgekochtes Wasser, abgekühlt auf 50 Grad, mit dem Portionslöffelchen die richtige Menge Pulver – schütteln und abkühlen lassen. Jetzt heißt es Sinn fürs Timing haben. Die Milch darf keinesfalls zu heiß – aber eben auch nicht zu kalt sein. Sonst schlägt es dem Kind auf den Magen. Bei früheren unbeteiligten Blicken auf diverse Fläschchen hätte ich nie gedacht, dass hinter so einem unschuldig aussehenden Fläschchen ein dermaßen logistischer Aufwand steckt. Beeindruckend. Claudia mag die Silikonschnuller nicht. Aber: Sollte sie sich nicht frühzeitig an Silikon gewöhnen? Wird nicht, wenn Claudia groß ist, jede Frau irgendwelche Teile aus Silikon mit sich rumschleppen? Sie will trotzdem keine Silikonschnuller. Schade, ich finde, sie sehen hübscher aus. Properer. Sauberer. Diese bräunlichen Kautschukdinger haben so was Angegammeltes. Ein weiterer taktischer Punkt ist die Lochgröße des Saugers. Ist sie zu klein, müht sich das Kind ab, ohne jedes Resultat, wird frustriert, verhungert oder landet auf der Couch wegen mangelnder Erfolgserlebnisse. Ist das Loch zu groß, schießt die Milch raus, das Kind verschluckt sich, muss
husten und dann im schlimmsten Fall spucken. Claudia spuckt gern mal. Auch so schwallartig. Besonders beim Bäuerchen machen. In der Bäuerchenzeit hatte ich eigentlich immer eine versabberte linke Schulter, denn egal, wo ich die Stoffwindel zum Schutz hingelegt habe – Claudia hat mit enormer Treffsicherheit vorbeigespuckt.
Mit der Zeit hatte ich es dann im Griff. Man lernt ja fast alles. Kann selbst nachts im Halbschlaf eins a Fläschchen zubereiten. Im nächsten Leben kann ich als Nanny gehen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, bei fremden Kindern die Geduld an den Tag zu legen, die es nun mal braucht. Bei aller professionellen Zubereitung und Ausrüstung – so ein Kind ist eben wenig berechenbar. Und Kind ist nicht gleich Kind. Insgesamt gesehen: Unkonstante Komponenten.
Was habe ich mich auf den Tag gefreut, an dem sie endlich mal was Festeres zu sich nehmen konnte. Immer nur Milch, das kann ja auf die Dauer nur fade sein. Und wenn die Kleine irgendwie nach mir kommt, dann wird ihr Essen viel Spaß machen. Das erste Mahl besteht aus Karotten. Natürlich Bio-Karotten. Ich weiß, was sich gehört. Obwohl die Karotten etwa so viel gekostet haben wie eine Ladung Trüffel. Ein Kartöffelchen dazu, alles fein püriert mit dem neu angeschafften Zauberstab, und fertig ist das Menü. Ein Reißer ist es geschmacklich nicht. Etwas Salz und vielleicht ein Frikadellchen dazu, dann könnte es gehen.
Als ich in einer Untersuchung von Ökotest lese, dass Gläschenkost gut abschneidet, Babynahrung extrem streng untersucht wird, schwenke ich um. Ich kaufe Gläschenkost. Manche sind wirklich recht lecker. Spinat-Kartoffeln
und Spaghetti sind meine persönlichen Favoriten. Viele ekeln sich vor Gläschen. Dabei muss man es nur etwas nachwürzen, und dann geht es. Außerdem ist es herrlich praktisch. Kein Kochen und Pürieren, einfach nur Warmmachen. Das schaffe sogar ich. Viele Mütter behaupten, ihre Kinder würden Gläschen nicht mögen. Claudia fällt da aus dem Rahmen. Sie liebt jedes Essen. Kommt halt doch nach ihrer Mutter, jedenfalls in der Hinsicht. Ein Traum sind
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