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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Inge aus meinen selbstherrlichen Gedanken.
    Wir machen uns schleunigst auf die Socken. »Komm doch nächste Woche mal vorbei, Dienstag am besten, da ist hier Treff. So um drei.« Sie packt obenrum wieder ein. »Obwohl Frischluft das Beste für sie ist«, tätschelt sie nochmal an ihren Brüsten rum. »Aber ich muss noch ’ne Kleinigkeit einkaufen gehen.« Dienstag, so um 15 . 00 Uhr. Warum eigentlich nicht? So voll ist mein Terminkalender ja zurzeit nicht. Obwohl ich mich beschäftigt fühle wie nie.
     
    Claudia schreit. Im Auto fällt sie allerdings nach zehn Minuten endlich in den wohlverdienten Schwimmschlaf. Uff. Nachts träume ich von Ede, seinem lockigen Flaum über der Badehose, und habe am nächsten Morgen ein schlechtes Gewissen. Aber nur ein ganz kleines. Denn unangenehm war der Traum nicht gerade. Hhm. Lecker – und so kalorienarm.

Montag, 17 . 40 Uhr
    Das Sams hat Claudia gefallen. Sie will auch Wunschpunkte im Gesicht. Und das bitte sofort. Gut, wenn es das Kind glücklich macht. Ich male ihr mit dem Augenbrauenstift Wunschpunkte. Jetzt muss ich noch Frau Rotkohl sein, und dann ist Claudias Welt in Ordnung. Auch mit kleinen Sachen kann man Kindern Freude machen. Männern auch. Ich koche Spaghetti, Christoph freut sich und bestätigt meine These, dass man mehr Aufmerksamkeit mit weniger und unregelmäßigeren Dienstleistungen erhält. Überraschungseffekt. Was ich damit meine: Jeden Abend ein restauranttaugliches Drei-Gang-Menü, Kerzenleuchter und Stoffservietten werden von Männern meist nicht wirklich gewürdigt. Im Gegenteil: Kommen sie einen Abend nach Hause und man hat es mal nicht geschafft, sind sie entsetzt und enttäuscht, weil man in den Wochen zuvor Standards gesetzt hat. Verwöhnte Männer werden schnell unbescheiden. Also Vorsicht. Mein Christoph freut sich auch über Spaghetti. Selbst über die von Miracoli. Gerade über die. Er mag die Sauce so gerne. Ich weiß bis heute nicht, welche Würzzaubermischung da drin ist, aber ich kenne fast niemanden, der Miracoli nicht mag. Beim Abendessen muss er Herrn Taschenbier geben, ich die Rotkohl, und die Sams-Besetzung ist nahezu komplett. Ich fühle mich wie die Bilderbuchmutter: Arbeiten, Theaterbesuch und lecker Essen zubereitet, und es wird ein richtig schöner Abend. Ich bin wie ein Positiv-Beispiel aus einer Elternzeitschrift. Bis ich Claudia die Samspunkte entfernen will. »Die werden
weggewünscht«, erklärt sie kategorisch und zornrot, so als hätte ich die nachmittägliche Kindertheater-Aufführung nicht verstanden. Sie beruhigt sich erst, als ich ihr erlaube, dann eben mit Wunschpunkten ins Bett zu gehen.
    Konsequenz ist mein Erziehungsziel, schwache Nerven sind das Hindernis. »Wer einmal nein sagt, muss das einhalten. Nachgeben ist der Anfang vom Ende«, meint meine Mutter. Wieder mal ist also das Ende sehr, sehr nah. Wegen ein paar klitzekleiner Wunschpunkte. Nur welches Ende eigentlich? Das der Zivilisation? Der Erziehung an und für sich? Was wird passieren, wenn ich ab und an nachgebe? Wird das Kind Fingernägel kauen, andere hauen oder am Ende noch den Drogen verfallen? Ist es vielleicht schlauer, erst gar nicht so dermaßen viel zu verbieten, statt dann doch zu schwächeln? Ähnlich verhält es sich mit Drohungen. Meine Schwester Birgit fährt gern mal richtige Geschütze auf. Nach dem Motto: ›Wenn du jetzt weiterschreist, dann lässt dich die Mami hier stehen‹ oder › … dann gibt dich die Mami bei der Schreipolizei ab‹. Natürlich passiert das nie, denn so vermessen ist nicht mal meine Schwester, dass sie ihr Kind einfach im Supermarkt stehen lassen würde. Und die Schreipolizei nimmt ihr nicht mal mehr ihre Desdemona ab. Unglaubwürdige Drohungen, die niemals zum Einsatz kommen, bringen nichts. Weil die Kinder das, wie alle anderen auch, merken. Deshalb habe ich mich auf realistischere Drohungen verlagert: zwei Tage kein Fernsehen, ohne Geschichte ins Bett, keine Kassette mehr hören oder Lackschuhverbot. Das kann man dann als Mutter auch durchsetzen. Obwohl Drohungen generell kein anerkanntes Erziehungsmittel sind. Mir ist allerdings unklar, wie andere Mütter ohne zurechtkommen.
Diskutieren die alles aus? Mit ihren Dreijährigen? Oder hauen die? Hauen konnte ich bisher vermeiden. Selbstverständlich lehne ich Gewalt in der Erziehung ab. Wo kommen wir denn da hin? Allerdings, Drohungen habe ich in der Theorie auch abgelehnt. Vor der Geburt nimmt man den Mund ja schnell mal ganz schön voll. Was man da alles plant.

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