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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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kriegen, aber ohne Erfolg. Machen die Seminarnachtschicht? Wo treibt der sich rum – und vor allem, mit wem? Eine leichte Eifersuchtsattacke weicht der Müdigkeit. So nächtliche Ausflüge strapazieren mich ziemlich.
     
    Als ich Christoph am nächsten Morgen endlich erreiche, hat der noch nicht mal ein schlechtes Gewissen. »Wir waren unterwegs, noch was trinken, und als ich später versucht habe, daheim anzurufen, ist keiner dran. Da habe ich gedacht, ihr schlaft schon. Ich meine, ich will euch ja nicht wecken. Das wäre doch blöd. Ich kann ja nicht ahnen, was du für Sachen machst. Auf so was muss man ja erst mal kommen.« Solche Aussagen von einem Mann, der Taschenlampen in Schuhputzboxen versteckt. Frech. Und auch sein Mitleid hält sich in Grenzen. Er schämt sich doch tatsächlich vor der Verhärmten. Will eben noch wissen, ob sie immer noch so lecker aussieht. Ich kann mir durchs Telefon seinen Blick vorstellen. Ich lüge: »Also, das war schlimm. Echt schade um die hübsche Frau. Die hat bestimmt zwanzig Kilo zugelegt und so einen kurzen Stoppelhaarschnitt.
Aschbraun. Ich hätte die fast nicht erkannt. Wie schnell jemand sich so verändern kann. Unglaublich.« Er hat keine weiteren Nachfragen. Um ihn zu einem hübschen Mitbringselkauf zu überreden, kriegt er nach dem Krankenhausdrama, das ich ehrlich gesagt zu meinen Gunsten etwas schöne, noch die Einkarätergeschichte unter die Nase gerieben. Sein Kommentar zu dem Thema ist ernüchternd: »Wenn ich mit fünfundvierzig noch ’ne Vierundzwanzigjährige an Land ziehen würde, dann gäb’s von mir auch ’nen Einkaräter. Hör mal, der Typ ist Zahnarzt und näher dran an der Pensionierung als am Abi. Und wir zwei sind fast gleich alt.« Charmant, mein Lebensgefährte, wirklich charmant. Andere wären nach so einer Nacht mit dem Helikopter eingeflogen, ja, auch aus Paderborn, und hätten dann noch einen Einkaräter zur Beruhigung der Gemüter mitgebracht. Aber Christoph ist eben Christoph. Und Einkaräter sind Einkaräter.
     
    In Claudias Mund tut sich tatsächlich was. Die Verhärmte scheint nicht so falsch zu liegen. Da ist was Hartes am Gaumen. Meine Tochter bekommt Zähne. Wie schön für sie. Endlich mal was Festeres zu sich nehmen. Nicht ständig schleimige Gläschen und Breichen. Obwohl manche Sorten ja wie gesagt recht gut schmecken.

Donnerstag, 12 . 30 Uhr
    Mir ist übel. Nicht vor Sorge um das kranke Kind, sondern einfach so. Blümerant. Wahrscheinlich ist es heute so weit. Meine Tage sind im Anmarsch. Oder es ist der Duft der Kohlsuppe, der durchs Büro wabbert. Oder Claudia hat mich angesteckt.
    Mist, ich habe keine Tampons dabei. Das lerne ich wahrscheinlich bis zu meinen Wechseljahren nicht. Dass man prophylaktisch einfach immer welche dabei hat. Egal, wo ich welche deponiere, wenn es drauf ankommt, habe ich garantiert das falsche Täschchen dabei. Und dann bin ich jedes Mal wieder überrascht durch die einfache Tatsache, dass ich meine Tage habe. Man sollte doch meinen, eine Frau in meinem Alter hätte sich langsam dran gewöhnt. Pustekuchen.
    Gott, ist mir heute schlecht. Aber meine Tage sind es eindeutig nicht. Die lassen sich mal wieder Zeit.
     
    Dazu kommt, dass Tim und Sandra mich mit Arbeit überschütten. Ich tippe, was das Zeug hält. Abläufe. Beim Fernsehen ist alles genau getimt. Jede Moderation, jedes Spielchen und jedes Filmchen. Alles hat seinen Platz. Man sieht das den Sendungen zwar nicht unbedingt an, aber in der Planung ist alles perfekt.
    Jeder, der irgendwie mit der Sendung zu tun hat, bekommt einen solchen Ablauf. Kameraleute, Ton, Regie, Aufnahmeleiter, Redaktion, Bildschnitt, Moderator usw. Mich würde es nicht wundern, wenn irgendwann sogar das
Kantinenpersonal und die Reinigungstruppe Abläufe bekämen. Für mich bedeutet das: ausdrucken, sortieren, heften und beschriften. Im Normalfall bis zu dreimal. Denn kaum habe ich die Abläufe komplett auf einem Stapel liegen, kommen die Änderungen. Woche für Woche. Egal, wie oft ich schimpfe und die Redaktion ermahne, mit Kündigung drohe oder rumschreie. Sie packen es einfach nicht. Kaum sehen sie den fertigen Ablaufplan, geht das Genörgel los. Sie ändern ein, zwei Positionen und fühlen sich dann, als hätten sie das Rad neu erfunden.
     
    Gegen 13 . 00 Uhr lockt mich Sandra mit einem Teller Kohlsüppchen von der Arbeit weg. Oskar, der schmucke Praktikant, kriegt auch was ab. Wieso der Kohlsuppe braucht, ist mir allerdings schleierhaft. Abnehmen muss der nun echt

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