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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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röchelt, und das eine oder andere Kind hat sogar recht diffusen Ausschlag. Die meisten sind zu zweit da. Vater
und
Mutter. Haben die es gut. Können sich wenigstens ein bisschen unterhalten. Oder abwechselnd das Kind halten. Man wird ja in seinen Ansprüchen an Partnerschaft bescheiden. Die Frau neben mir ist auch allein. Die Warterei verbindet. »Und«, beginne ich eine Konversation, »was hat Ihr Kind denn?« »Wenn ich das wüsste, würde ich kaum hier abhängen«, kommt eine knappe Antwort. Das klingt zwar nicht wie eine heitere Aufforderung zur Unterhaltung, aber mit »Meine hat Hirnhautentzündung« gebe ich ihr eine weitere Chance. Ich habe durchaus dafür Verständnis, dass die Warterei einem auf die Nerven schlägt. »Hirnhautentzündung!«, kreischt sie durch den Wartesaal, »das ist doch extrem ansteckend.« Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Du liebe Zeit. Was ist mit meiner Pekip-Gruppe? Kann ich mich da je wieder blicken lassen, wenn ich direkt bei der ersten Stunde den kompletten Kurs infiziert habe? Ich muss morgen sofort allen Bescheid geben, um die gröbsten Schäden noch abzuwenden. Die Frau springt von ihrem Sitz, schiebt den Kinderwagen demonstrativ in die am weitesten entfernte Ecke und rennt zum Schalter. »Sind Sie wahnsinnig«, blafft sie die Schalterherrscherin an, »sollen unsere Kinder sich hier auch noch was am Hirn holen? Ich verlange, dass diese Person und ihr Kind sofort woanders
untergebracht werden.« Die tut gerade so, als hätten wir Ebola. »Wer hier welche Krankheit hat, das wollen wir mal die Ärzte beurteilen lassen, Sie können sich aber entspannen, Frau Schnidt ist jetzt sowieso dran«, versucht sie die aufgeregte Frau zu beruhigen. Die Wirkung der Worte hält sich in Grenzen. »Wenn mein Kleiner sich angesteckt hat, verklage ich Sie«, schreit sie aufgebracht. Ich bin eine Idiotin und habe einer cholerischen, hysterischen Frau ein Gespräch aufzwingen wollen. Schnidt, das kommt davon. Selber schuld. Manchmal muss man im Leben einfach die Klappe halten. Oder bessere Menschenkenntnis haben. Gemeinsames Schicksal langt wohl doch nicht. Im Endeffekt denkt hier jeder nur an sich. Das Gute an dem spektakulären Auftritt, ich habe schnell viel Platz um mich rum. Und bin tatsächlich an der Reihe. »Frau Schnidt, bitte in die drei«, kommt es aus der Glaszelle. Nix wie weg hier. Ich komme mir ja vor wie eine Aussätzige. Gut, dass Claudia das hier nicht mitbekommen hat. Sehr förderlich für ihr Urvertrauen in die Menschen wäre es sicher nicht. In der drei warten wir nochmal 25 Minuten. Ich könnte glatt auf der Liege ein Schläfchen halten. Claudia ist klug und macht genau das. Sie schläft. Wie ein rotgesichtiger Engel. Dann endlich die Erlösung. Die Tür geht auf, und eine Ärztin erscheint. Eine Ärztin, die mir verdammt bekannt vorkommt. Tatsächlich, es ist die Verhärmte. Die, die damals meinen Bänderriss untersucht hat. Den Namen habe ich vergessen, das Gesicht ist es aber eindeutig. Wenn ich jemanden schon mal gesehen habe, kann ich mich erinnern. Ich weiß zwar oft nicht, woher ich die Leute kenne, aber dass ich sie kenne, fällt mir immerhin noch ein. Was war die damals doof. Hat mich wie eine Unmündige behandelt und Christoph
angebalzt, als wäre er der letzte freilaufende Kerl unter dieser Sonne. Ich hatte damals das Gefühl, überhaupt nicht im Raum zu sein, so haben die sich angestiert. Das werde ich ihr gleich mal unter die Nase reiben, das mit Christoph. Dass wir zwei uns sogar schon vermehrt haben. Manchmal muss man auf Siegesgenuss sehr lange warten, aber wie sagt mein Vater so schön: »Man sieht sich im Leben immer zweimal.« Jetzt weiß ich, was er meint.
     
    »’n Abend, Frau Schnidt, wo ist denn das Problem?«, begrüßt sie mich. In ihrem Gesicht kein Zeichen des Erkennens. Sie ist immer noch hübsch. Vielleicht noch ein bisschen verhärmter als damals. Aber die Nachtarbeit ist eben nicht das Teintfreundlichste auf Dauer. Bevor ich unsere alte Bekanntschaft aufwärme, ist meine Tochter dran. »Also meine Tochter Claudia hat hohes Fieber, Nackensteifheit, ist lethargisch, apathisch und lichtempfindlich. Ich nehme an, sie hat Hirnhautentzündung«, erkläre ich ihr schnell meine Diagnose. Die Arme hat es sicherlich mit genug unwissenden Laien zu tun. Da schadet es nicht, wenn sich mal eine auskennt. »Hirnhautentzündung«, kommt es erstaunt. »Da wollen wir mal nachsehen«, sagt sie, zieht die Augenbrauen bis fast zum Haaransatz und packt

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