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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Deutsch: »Das nächste Mal verhalten Sie sich einfach unauffälliger. Gehen Sie dezent aus dem Wasser und informieren Sie uns. Selbstverständlich
muss normalerweise bei so etwas nicht das komplette Wasser abgelassen werden. Wir tun das nur zur Beruhigung der anderen Gäste. Außerdem wäre morgen sowieso Wasserwechsel dran gewesen.« Das ist ja wohl die Höhe. Hätte sie das nicht auch eben am Pool sagen können. Dass der Wasserwechsel sowieso anstand. Dass sie jetzt durch uns sogar den Vorteil haben, den Pool am helllichten Tag abzulassen und keine Nacht-und-Nebel-Aktion daraus machen müssen. Immerhin, sie verlangen keine Extrazahlungen von uns. »Das passiert häufiger, als Sie denken, und was die Keime angeht, sorgen wir natürlich vor. Bei dem, was in unserem Pool an Zusätzen drin ist, hat kein Keim auch nur den Hauch einer Entwicklungschance«, lacht die Geschäftsführerin schon wieder. Sie heißt Frau Sánchez, spricht aber perfektes Deutsch. »Also Ihr Deutsch ist wirklich phantastisch«, lobe ich sie. »Warum auch nicht«, antwortet sie, »ich bin Deutsche.« »Na ja«, versuche ich eine Erklärung, »Ihr Name, also da dachte ich, Sie wären Spanierin.« »Nein, nein, ich bin mit einem Spanier verheiratet, vor acht Jahren hier unten hängen geblieben. Diese Glutaugen können ja äußerst verführerisch sein. Auf den ersten und zweiten Blick jedenfalls.« Nach einer sehr glücklichen Ehe hört sich das nicht unbedingt an. Ich frage lieber nicht nach. Oft tun sich dann ja erst die wahren Abgründe auf.
    So oder so, ich bin beruhigt, dass wir nicht öffentlich gesteinigt werden.
    Eins ist jedenfalls klar, in unserem Hotel kennt uns jetzt jeder. Wir sind die Poolkackerfamilie. Herrlich.
     
    Der Urlaub steht unter einem ungünstigen Stern. Am fünften Tag wird Claudia von einem undefinierbaren Insekt am
Auge gestochen, alles schwillt zu, und wir verbringen den Tag in der Notaufnahme einer dubiosen spanischen Klinik. Nach drei Stunden Wartezeit erhalten wir eine Packung Creme gegen Insektenstiche, genau das Modell, das wir auch dabeihatten. Am siebten Tag bekomme ich verheerenden Durchfall und kann nicht mal das Zimmer verlassen. Aus Sicherheitsgründen. Noch ein poolähnliches Erlebnis braucht keiner aus meiner Familie. Immerhin verliere ich drei Pfund. Am neunten Tag machen wir einen Ausflug. Eine geplante Bustour mit Reiseführerin nach Sevilla. Ein hübsches Städtchen, keine Frage. Aber die zweistündige Busfahrt hin und zurück ist der Horror. Leider funktioniert die Klimaanlage nicht, und wir fühlen uns wie in einer Dampfsauna. Außerdem verliert Christoph seinen Brustbeutel mit Führerschein und 250  Euro drin und behauptet hartnäckig, er wäre ihm geklaut worden. Hätte er den Brustbeutel umgehängt, wäre das sicher nicht passiert. Brustbeutel in Pohosentaschen verschwinden eben schneller. Diese kleine Belehrung bessert seine Laune auch nicht gerade auf. Claudia entpuppt sich im Laufe der Wochen als Kind des Nordens und mag die Hitze nicht besonders. Nachts schlafen wir schlecht, denn unser Zimmer liegt nicht nur zur Straße, sondern – zur anderen Seite hin – nah an der Disco. Aber nach der Poolgeschichte halte ich mich mit Reklamationen zurück.
    Ich bin fast froh, als wir im Flieger nach Hause sitzen. Was bei meiner Vorliebe fürs Fliegen Bände spricht. Ich sitze wie abgesprochen am Gang und bereue es spätestens in dem Moment, in dem die Stewardess mir mit dem Duty-Free-Wagen über den kleinen Zeh rollt. Schon bei der Landung ist er blau, und die nächsten drei Wochen bleibt er
bewegungsunfähig. Noch dazu ist das Parfüm, das ich haben will, ausverkauft.
    Als ich die Wohnungstür aufschließe, heule ich vor Freude. 3500 ,– Euro hat die Reise gekostet, die 250 ,– Euro im Brustbeutel eingerechnet, und der glücklichste Moment ist der der Heimkehr.

Samstag, 9 . 00 Uhr
    Heute ist Sendungstag, und die Sonne strahlt vom Himmel. »Das ist ein gutes Omen«, beschließe ich und fühle mich gleich besser. Zum Glück, denn die letzte Nacht hatte ich neben wirren Urlaubsträumen auch noch wiederkehrende Schübe von Übelkeit. Wenn das am Montag nicht weg ist, muss ich dringend mal zum Arzt. Nicht, dass was Schlimmeres als die Kohlsuppenaversion dahinter steckt. Heute bin ich wieder dran mit Kochen. Wenn ich schon an den Geruch denke. Scheußlich. Aber Sandra besteht darauf. »Gerade am Sendungstag, Andrea«, hat sie mich ermahnt, »da futtern wir doch sonst wieder alles, was nicht schnell genug

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