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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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getragen. BWL erinnen in höheren Semestern wagen sich ohne nicht mal in die Vorlesung. Fühlen sich nackt.
    Meine Freundin Sabine hat ein etwas anderes Standardoutfit für ihre inflationär häufigen ersten Dates. Egal, wohin sie geht. So einen kurzen roten Fummel. Nicht ordinär, aber kurz davor. »Kommt immer gut an«, behauptet sie. »Männer sind nun mal schlichte Gemüter, du mußt ihre Primärreize ansprechen, nicht mehr und nicht weniger. Mach dir nicht so einen Kopp. Wenn du sexy aussiehst, reicht das. Dann sind sie geschmeichelt, weil sie denken, du trägst das nur für sie. Und schon hast du sie im Sack.« Es ist desillusionierend, aber wahrscheinlich hat sie recht. Selbst wenn, so was geht mir zu weit. Ich möchte ja nicht, daß sie den ganzen Abend wie alte Bernhardiner vor sich hin sabbern, sondern daß sie aufgrund meiner Gesamterscheinung, meines bezaubernden Charakters und so weiter begeistert sind. Sabine hält das für blödes Geschwätz: »Ich weiß schon, warum du mein Zauberkleid verschmähst und eher im Hosenanzug gehst.« Auch ohne ihren spöttischen Blick auf meine Oberschenkel kapiere ich, was sie mit dieser mäßig dezenten Andeutung meint. Ich habe nun mal keine Beine für Mini. Daran sind nicht nur meine Daddelschenkel schuld. Auch die Knie, bei denen man nur mit Müh und Not noch die Existenz einer Kniescheibe erahnen kann, sind kein so entrückender Anblick. Was jetzt nicht heißen soll, daß ich einen Doppelzentner wiege. Aber eine dieser 36er-Figuren, die noch dazu ständig jammern, sie wären »ja viiiel zu dick«, bin ich auch nicht. Ekelhafte Weiber, nebenbei bemerkt. Die beste Reaktion auf ihr Gejammer ist ein entschiedenes »Ja, stimmt, ist mir auch aufgefallen, daß du aufgegangen bist wie ein Kreppel«. Dann sind sie bedient. Denn natürlich wollen sie erstens alle dickeren Frauen ärgern (»Ätsch, wenn ich mich dick finde, was meinst du, für wie fett ich dich erst halte … «) und zweitens nur hören: »Ach, du mit deiner traumhaften Figur … «
    Obenrum passe ich locker in 38, untenrum an guten Tagen in 40. Bei Zweiteilern nicht sehr praktisch. Entweder meine Oberschenkel werden eingequetscht, oder, wenn die Hose paßt, schlackert das Oberteil, und ich sehe insgesamt fett aus. Also habe ich mich auf Kombinationen verlegt. Möglichst einfarbig. Das streckt ungemein. Ebenso wie dunkle Farben. Lange schwarze Jacke über schwarzer Hose ist unzweifelhaft der größte Schlankmacher überhaupt. Nicht unbedingt ausgefallen, aber was soll’s.
    Schräger wäre bestimmt eine pinke Jacke, drunter ein Bustier und dazu eine karierte Hose.
    Aber soviel Selbstbewußtsein habe ich einfach nicht. Mut ist das eine, sich absichtlich zum Gespött der Menschheit zu machen, das andere.
    Richtiggehend scheußlich finde ich diesen Düsseldorfchic. Gerne genommen wird was von Chanel, möglichst mit dickem Logo-Aufdruck sowie jede Menge Glitzer und Gold. Hinzu kommt ein unbeschreiblicher Hang zu Pailletten und MCM -Handtäschchen. Lebendige weibliche Christbäume. Es wird der Tag kommen, da hängen sich diese Frauen noch Lametta um. Wenn’s von Chanel ist, da kennen die nix. Es gibt ja sogar Gummistiefel von Chanel. Kein Witz. Mit Stil rein in die Pfütze.
    Mit diesen bedruckten Geschmacklosigkeiten kann man mich jagen. Obwohl ich gestehen muß, als Teenager selbst mal schwach geworden zu sein. Voller Stolz habe ich mein Louis-Vuitton-Imitat, einen steifen und noch dazu unpraktischen Plastikumhängebeutel, rumgeschleppt. Für nur 17 Mark auf einem tunesischen Basar erstanden. Mit passendem Portemonnaie und Gürtel. Der Beutel samt Zubehör war, gelinde gesagt, noch das Beste an Tunesien. Nie mehr in meinem Leben bin ich so ungeniert gemustert worden. Begafft. Grad so, als würde ich nackt durch die Gegend laufen. So, als gäbe es nur zwei Arten von Frauen: die, die nur darauf warten, besprungen zu werden, und die, die man schlicht ignoriert, weil sie nicht mehr knackig genug sind. Nee, das war kein Land für mich. Sabine findet das »kein Problem«. Hauptsache, das Meer ist sauber, das Büfett lecker und die Abschlußbräune stimmt. Sie ist halt eine sehr pragmatische Person. Mir war es zu anstrengend, den lieben langen Tag bei jedem Typen, der meinen Weg kreuzt, ein möglichst strenges Gesicht zu machen.
    Nachdem mein Kleiderschrank einmal komplett durchprobiert war, habe ich mal wieder die schwarze Hose mit dem schwarzen Blazer an. Einmal Nummer Sicher. Eins muß man Gregor lassen. Pünktlich

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