Frisch getraut: Roman (German Edition)
Nun verzog sich auch der andere Mundwinkel zu einem frechen Lächeln, was keinen Zweifel daran ließ, dass er das Sündigen zur Kunstform perfektioniert hatte.
Sie bekam leichtes Herzflattern, ob sie nun wollte oder nicht. Und sie wollte nicht. Clare griff nach der Sonnenbrille auf ihrem Kopf, und ihre Haare fielen ihr locker über Ohren und Wangen. »Wenn du deinen Vater siehst, sagst du ihm bitte, dass ich mit ihm über die Gästeliste für seine Party sprechen muss?«, fragte sie und lenkte das Gespräch mit voller Absicht weg von Gedanken ans Sündigen.
»Klar.« Er hob den Kaffee an seine Lippen. »Lass die Liste einfach hier. Ich sorge dafür, dass er sie sich anschaut.«
Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Das würdest du tun?«
»Warum nicht?«
Wahrscheinlich, weil nett und hilfsbereit zu ihr zu sein nicht in seiner Natur lag. »Danke.«
Er trank noch einen Schluck und musterte sie über die untere Becherkante. »Keine Ursache, E-Clair.«
Sie runzelte finster die Stirn und zog einen Zettel aus dem
Handtäschchen auf ihrer Schulter. Früher hatte er sie mit allen möglichen Varianten ihres Namens bedacht, was ihr gar nicht behagt hatte. Sie legte die Liste auf den Tisch und rückte ihr Handtäschchen zurecht. Gegen Sebastian war sie nie angekommen. »Sag ihm, das sind die Leute, die ich schon kontaktiert habe und die zugesagt haben. Wenn ich jemanden vergessen habe, muss ich es so bald wie möglich wissen.« Sie schaute zu ihm auf. »Nochmals danke«, sagte sie und wandte sich zur Tür.
Wortlos schaute Sebastian ihr nach. Warmer Kaffee rann durch seine Kehle, während sein Blick über das glänzend braune Haar glitt, das ihre nackten Schultern und ihren Rücken streifte.
Sie war so gründlich. So ordentlich. Jemand sollte ihr einen Gefallen tun und sie ein bisschen durcheinanderbringen. Ihre Klamotten zerknittern und ihren Lippenstift verschmieren. Die Haustür öffnete und schloss sich, und Sebastian ging zurück zum Tisch. Dieser Jemand würde nicht er sein. Egal, wie verlockend es war. Sie war zu verklemmt für seinen Geschmack. Doch selbst wenn sie sich lockerer machte, konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Schäferstündchen mit Clare bei seinem alten Herrn gut ankäme. Von Joyce ganz zu schweigen.
Er zog den Stuhl vom Tisch weg und setzte sich, während er den Computer lud. Der einzige Grund, der ihm dafür einfiel, dass er sich unerklärlicherweise von Clare angezogen fühlte, war, dass er a) sie nackt gesehen, b) schon länger keinen Sex mehr gehabt und c) ihr verdammtes Buch gelesen hatte. Er hatte nicht vorgehabt, bis zum Ende durchzuhalten, aber dann hatte es ihn gepackt, und er hatte jede einzelne Seite verschlungen. Jede einzelne gut geschriebene, heiße Seite.
Zu den seltenen Gelegenheiten, wenn Sebastian die Zeit fand, etwas zu lesen, das nichts mit seiner Arbeit zu tun hatte, besorgte er sich einen Stephen King. Als Kind hatte er Horror und Sciencefiction geliebt. Als Erwachsener war ihm nie in den Sinn gekommen, nach einem Liebesroman zu greifen. Doch schon vom ersten Kapitel an war er beeindruckt von dem gleichbleibend guten Stil gewesen. Klar, in manchen Szenen hatte sie es mit den Gefühlen übertrieben, so sehr, dass er ein paar Mal gequält aufgestöhnt hatte, aber es war auch ausgesprochen erotisch gewesen. Nicht die Art von Penthouse Forum- Erotik, die er bei manchen männlichen Schriftstellern fand. Eher ein sanftes An-die-Hand-Nehmen als ein Schlag ins Gesicht.
Gestern Nacht, als er endlich eingeschlafen war, hatte er von Clare geträumt. Schon wieder. Nur dass sie diesmal statt eines Tangas ein Höschen und ein weißes Schnürmieder getragen hatte. Und dank ihrer Detailgenauigkeit hatte er sich jedes verdammte Bändchen und Schleifchen daran vorstellen können.
Und dann hatte er heute die Tür geöffnet und sie auf seiner Veranda vorgefunden, als hätte er sie durch einen Zauber heraufbeschworen. Zu allem Unglück waren auf ihrem Kleid auch noch Kirschen abgebildet. Kirschen , mein Gott. Als wäre sie ein Dessert. Was ihn sofort an den Piraten erinnert hatte, der Lady Julia auf seinen großen Tisch geworfen und Devonshire-Sahne von ihren Brüsten geleckt hatte.
Er zog sein T-Shirt über den Kopf und wischte sich damit den Schweiß von der Brust. Er musste mal wieder bumsen. Das war sein Problem. Leider kannte er in Boise niemanden, der dieses spezielle Problem für ihn lösen konnte. Er hatte keine One-Night-Stands mehr. Er konnte nicht genau sagen,
wann Sex
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