Frisch getraut: Roman (German Edition)
eklig.«
Adele hob ihr Glas an die Lippen. »Es ist aber gut, wenn man die ganzen üblen Giftstoffe im Körper rausschwitzt.«
»Nein. Es ist gut für dich . Meine üblen Giftstoffe sollen bleiben, wo sie sind.«
Clare lachte und packte die Flasche am Hals. »Maddie hat recht. Sie sollte ihre üblen Giftstoffe vor der nichts ahnenden Welt gut verborgen halten.« Die drei zogen ins Wohnzimmer um, das mit antiken Möbeln vollgestopft war, die sich schon seit Generationen im Besitz von Clares Familie befanden. Auf den Armlehnen der Medaillonsofas und -sessel lagen Spitzendeckchen, die eine ihrer Urgroßmütter oder -tanten eigenhändig gehäkelt hatte. Sie stellte die Flasche auf den marmornen Couchtisch und nahm in einem der hohen Sessel Platz.
Maddie pflanzte sich ihr gegenüber aufs Sofa. »Hast du je daran gedacht, diese Typen von der Antiquitätenshow herzubestellen?«
»Warum?«, fragte Clare und zupfte sich einen weißen Faden von der linken Brust ihres ärmellosen schwarzen Stehkragenpullis.
»Damit sie dir sagen, was das alles für Zeug ist.« Maddie deutete auf den burgunderfarbenen Gichtschemel und den Engelssockel.
»Ich weiß, was das ist und wo es herkommt.« Sie ließ den Faden in eine Cloisonné-Schale fallen.
Adele betrachtete die Staffordshire-Figurinen auf dem Kaminsims. »Wie hältst du das ganze Zeug sauber?«
»Das ist viel Arbeit.«
»Schmeiß was davon raus.«
»Das kann ich nicht.« Sie schüttelte entsetzt den Kopf. »Ich hab die Wingate-Krankheit. Liegt vermutlich in unseren Genen. Wir können uns nicht von Familienerbstücken trennen, nicht mal von dem schauderhaften Zeugs, und glaubt mir, meine
Urgroßmutter Foster hatte einen wirklich grauenhaften Geschmack. Das Problem ist, dass wir einen riesigen Stammbaum hatten, doch jetzt bestehen wir nur noch aus ein paar mickrigen Zweigen. Meine Mutter und ich, ein paar Cousins in South Carolina und ein Haufen Familienantiquitäten.« Sie trank einen Schluck Champagner. »Wenn ihr schon mein Haus schlimm findet, solltet ihr mal den Dachboden meiner Mutter sehen. Tsss. Da oben ist’s wie im Museum.«
Adele wandte sich vom Kaminsims ab und lief über die Tulip & Lily-Brücke zum Sofa. »Hat Lonny beim Auszug irgendwas mitgehen lassen? Außer deinem Hund?«
»Nein.« Lonnys Vorliebe für ihre Antiquitäten war eine ihrer Gemeinsamkeiten gewesen. »Er wusste wohl, dass es besser war, den Bogen nicht zu überspannen.«
»Hast du was von ihm gehört?«
»Seit Montag nichts. Gestern hab ich die Schlösser auswechseln lassen, und morgen wird meine neue Matratze geliefert.« Sie schaute in ihr Glas und schwenkte den goldgelben Champagner. Vor weniger als einer Woche war sie auf naive Weise glücklich gewesen. Jetzt machte sie ohne Lonny weiter. Neue Schlösser. Neues Bett. Neues Leben. Nur blöd, dass ihr Herz nicht so schnell auf Weitermachen umschaltete wie der Rest von ihr. Aber sie hatte nicht nur ihren Verlobten verloren, sondern auch einen sehr engen Freund. Lonny hatte sie zwar in vielerlei Hinsicht belogen, aber dass ihre Freundschaft Heuchelei gewesen war, glaubte sie nicht.
»Ich werd die Männer nie verstehen«, seufzte Adele. »Die haben echt ’nen Dachschaden.«
»Was hat Dwayne denn jetzt wieder angestellt?«, fragte Clare. Adele war zwei Jahre mit Dwayne Larkin zusammen
gewesen und hatte ihn für den Richtigen gehalten. Sie hatte über Unarten hinweggesehen, wie dass er an den Achseln seiner Hemden roch, bevor er sie anzog, weil er einen durchtrainierten Body hatte und sehr gut aussah. Deshalb hatte sie auch seine Biertrinkerei und sein albernes Luftgitarrenspiel hingenommen, bis er ihr eines Tages an den Kopf warf, sie bekäme einen »fetten Arsch«. Niemand benutzte das f-Wort, um ihren Hintern zu beschreiben. Sie hatte ihn aus ihrem Leben verbannt, aber er verschwand nicht ganz. Alle paar Wochen fand Adele einen oder zwei der Gegenstände, die sie in seinem Haus gelassen hatte, auf ihrer Veranda vor. Keine Nachricht. Kein Dwayne. Nur irgendwelchen Krempel.
»Er hat eine halb leere Flasche Körperlotion und eine rutschfeste Socke auf der Veranda gelassen.« Sie wandte sich an Clare. »Erinnerst du dich an die rutschfesten Marienkäfersocken, die du mir geschenkt hast, als ich meine Blinddarmoperation hatte?«
»Ja.«
»Er hat nur einen zurückgegeben.«
»Mistkerl.«
»Unheimlich.«
Adele zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich bin eher verärgert als verängstigt. Ich wünschte nur, er würde es sattbekommen und damit
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