Frisch getraut: Roman (German Edition)
scheinst über perverse Sex-Kammern ja gut Bescheid zu wissen.«
»Ich weiß, dass ich keine Latexallergie habe. Abgesehen davon bin ich ein relativ unkomplizierter Typ. Ich steh nicht drauf, geschlagen oder verschnürt zu werden wie ein Truthahn an Thanksgiving.« Er stieß sich von der Theke ab und ging schweigend ein paar Schritte auf sie zu. »Fesseln?«
»Handschellen«, sagte sie, als er dreißig Zentimeter vor ihr stehen blieb. »Aber flauschige, weil ich ein netter Mensch bin.«
Er lachte, als hätte sie etwas echt Amüsantes gesagt. »Nett? Seit wann?«
Na ja, vielleicht war sie zu Sebastian nicht immer nett gewesen, aber er provozierte sie auch so gern. Trotzig drückte sie den
Rücken durch und schaute an seinem stoppeligen Kinn vorbei in seine grünen Augen. »Ich bemühe mich zumindest.«
»Schätzchen, vielleicht solltest du dich ein bisschen mehr bemühen.«
Sie spürte, wie die Wut in ihr hochstieg, ließ sich aber nicht ködern. Heute nicht. Souverän lächelnd tätschelte sie seine raue Wange. »Ich will mich nicht mit dir streiten, Sebastian. Heute lasse ich mich von dir nicht provozieren.«
Er drehte den Kopf und biss sie leicht in den Handballen. Seine grünen Augen fixierten ihre, und er fragte: »Bist du dir da ganz sicher?«
Ihre Finger schmiegten sich an seine kratzige Wange, während sich in ihrem Bauch ein verstörendes Gefühl breitmachte. Sie ließ die Hand sinken, spürte aber noch die Wärme seines Mundes und die scharfe Kante seiner Zähne auf der Handfläche. Plötzlich wusste sie überhaupt nichts mehr sicher. »Ja.«
»Und wenn ich jetzt …« Er hob die Hand und berührte ihren Mundwinkel, »hier knabbern würde?« Seine Fingerspitzen glitten an ihren Kieferknochen hinab und strichen über ihren Hals. »Und hier.« Er fuhr mit dem Finger am Rand ihres Neckholder-Kleids entlang über ihr Schlüsselbein. »Und hier.«
Ihr stockte der Atem, während sie ihm wie gebannt ins Gesicht sah. »Klingt schmerzhaft«, stieß sie mühsam hervor, während ihr der Schock die Kehle zuschnürte. Es musste ein Schock sein und nicht die Hitze seiner Berührung, als er über ihre Kehle strich.
»Es wird nicht wehtun.« Er hob den Blick von ihrem Hals zu ihren Augen. »Es wird dir gefallen, vertrau mir.«
Sebastian vertrauen? Dem Jungen, der nur nett zu ihr gewesen war, damit er sie hänseln und veralbern konnte? Der nur so
getan hatte, als ob er sie mochte, damit er Matsch auf ihr sauberes Kleid werfen und sie zum Weinen bringen konnte? »Ich hab schon vor langer Zeit gelernt, dir nicht zu vertrauen.«
Er ließ die Hand sinken. »Und wann war das?«
»An dem Tag, als ich dir den Fluss zeigen sollte und du Matsch auf mein neues Kleid geworfen hast«, sagte sie und war sich sicher, dass er diesen Tag zweifellos schon lange vergessen hatte.
»Das Kleid war zu weiß.«
»Was?« Wie konnte etwas zu weiß sein? Wenn es nicht weiß war, war es schmutzig.
Er trat ein paar Schritte zurück und griff nach seinem Kaffee. »Du warst schon immer zu perfekt. Deine Haare. Deine Klamotten. Deine Manieren. Das war einfach nicht normal. Mit dir zu spielen hat nur Spaß gemacht, wenn du verdreckt warst und etwas gemacht hast, das du für verboten hieltest.«
Sie deutete entrüstet auf sich. »Mit mir hatte man massenhaft Spaß.« Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch, und sie beharrte: »Das hat man immer noch. Das finden alle meine Freundinnen.«
»Clare, deine Haare waren schon damals zu straff, und du bist auch jetzt noch zu verklemmt.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Entweder belügen dich deine Freundinnen, um deine Gefühle zu schonen, oder mit ihnen hat man so viel Spaß wie beim Bibelkreis.«
Sie wollte sich nicht darüber streiten, wie viel Spaß sie mit ihren Freundinnen hatte, und ließ die Hand sinken. »Du warst schon mal beim Bibelkreis?«
»Das fällt dir schwer zu glauben?« Er zog grimmig die Augenbrauen zusammen und sah sie etwa zwei Sekunden finster
an, bevor sein Mundwinkel sich nach oben verzog und ihn verriet. »Am College hatte eine der ersten Storys, die ich schreiben musste, eine Evangelisten-Gruppe zum Thema, die auf dem Campus neue Mitglieder rekrutierte. Die waren so langweilig, dass ich sogar auf ’nem Klappstuhl eingenickt bin.« Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich kam erschwerend hinzu, dass ich einen fiesen Kater hatte.«
»Sünder.«
»Du kennst ja die alte Redensart, dass man etwas finden soll, worin man gut ist, und dann soll man dabei bleiben.«
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