Frisch getraut: Roman (German Edition)
aufhören.« Sie hatte deshalb schon die Polizei gerufen, aber wenn ein Mann seiner Exfreundin Sachen zurückgab, verstieß das nicht gegen das Gesetz. Sie könnte zwar versuchen, eine gerichtliche Verfügung zu erwirken, war sich aber nicht sicher, ob es die Mühe wert war. »Wahrscheinlich hat er noch mehr Zeug von mir.«
»Du bräuchtest einen großen, starken Lover, der ihm Angst
einjagt«, schlug Clare vor. »Wenn ich noch einen Freund hätte, würde ich ihn dir leihen.«
Maddie runzelte kritisch die Stirn, als sie zu Clare hinübersah. »Nichts für ungut, Schätzchen, aber Lonny hätte Dwayne bestimmt keine Angst eingejagt.«
Adele lehnte sich zufrieden auf dem Sofa zurück. »Stimmt. Dwayne hätte ihn plattgemacht.«
Ja, das stimmte wahrscheinlich, dachte Clare und nippte an ihrem Champagner. »Du solltest mal mit Quinn reden, wenn er und Lucy aus den Flitterwochen zurück sind.« Quinn McIntyre war Detective bei der Polizei in Boise und wüsste vielleicht Rat.
»Aber er untersucht Gewaltverbrechen«, wandte Adele ein, und so hatte Lucy den gut aussehenden Detective auch kennengelernt. Sie hatte über Online Dating recherchiert, er eine Serienmörderin gesucht. Anfangs war Lucy seine Hauptverdächtige gewesen, doch zum Schluss hatte er ihr das Leben gerettet. Clare hatte das alles superromantisch gefunden. Abgesehen von dem gruseligen Teil.
»Glaubt ihr, da draußen läuft für jede Frau der richtige Mann rum?«, fragte Clare. Früher hatte sie felsenfest an Seelenverwandte und Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Das wollte sie zwar immer noch, aber glauben wollen und wirklich glauben waren zwei verschiedene Dinge.
Adele nickte. »Das will ich doch hoffen.«
»Nein. Ich glaube an den Richtigen hier und jetzt.«
»Und wie klappt das bei dir?«, fragte Clare Maddie.
»Toll, Kummerkastentante.« Maddie beugte sich vor und stellte ihr leeres Glas auf dem Couchtisch ab. »Ich will keine Herzchen und Blümchen. Ich will keine Romantik, und ich will
meine Fernbedienung mit niemandem teilen. Ich will nur Sex. Man sollte meinen, das sei nicht so schwer zu kriegen, aber das ist es verdammt noch mal.«
»Das liegt daran, dass wir gewisse Ansprüche haben.« Adele legte den Kopf in den Nacken und leerte ihr Glas. »Zum Beispiel einen lukrativen Job. Keine Künstler, die nur schnorren, und keine falschen Zähne, die ihm beim Sprechen rausfallen, außer er spielt Eishockey und ist ein echt heißer Typ.«
»Er darf nicht verheiratet oder gemeingefährlich sein.« Maddie dachte kurz nach und fügte typischerweise hinzu: »Und Manneskraft wäre schön.«
»Manneskraft ist immer schön.«
Clare stand auf und füllte die Gläser nach. »Und auf keinen Fall schwul.« Sie wartete immer noch auf die große Erleuchtung. Auf den Moment, in dem sie erkannte, warum sie sich immer wieder Lügner und Betrüger aussuchte. »Das einzig Positive an meiner Trennung von Lonny ist, dass es mit dem Schreiben überraschend gut läuft.« Sie fand echten Trost in ihrer Arbeit. Trost darin, ein paar Stunden am Tag in eine andere Welt abzutauchen, die sie sich selbst erschuf, wenn ihr wahres Leben ein Trümmerhaufen war.
Die Türglocke läutete, und »Paperback Writer« dudelte durchs Haus. Sie stellte ihr Glas ab und schaute auf die Porzellanuhr auf dem Kaminsims. Sie erwartete niemanden. »Keine Ahnung, wer das sein könnte«, murmelte sie und stand auf. »Ich hab schon länger kein Lotto mehr gespielt.«
»Wahrscheinlich Missionare«, rief Adele ihr nach. »Die haben auf Fahrrädern mein Viertel unsicher gemacht.«
»Wenn sie süß sind«, fügte Maddie hinzu, »lad sie auf einen Drink und ein bisschen Verderbtheit ein.«
Adele lachte. »Du kommst noch in die Hölle.«
Clare warf einen Blick über die Schulter und blieb lange genug stehen, um zu sagen: »Und wir gleich mit. Denk in diesem Haus nicht mal ans Sündigen. Ich kann kein schlechtes Karma gebrauchen.« Sie trat in den Eingang, öffnete die Tür und stand dem männlichen Paradebeispiel für Sünde und Verderbtheit höchstpersönlich gegenüber, das im Schatten ihrer Veranda stand und sie durch eine schwarze Sonnenbrille anschaute. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Sebastian verschlafen und zerzaust ausgesehen. Heute Abend war sein Haar ordentlich gekämmt, und er hatte sich rasiert. Er trug ein dunkelgrünes Stucky’s-Bar-T-Shirt, das er sich in seine beigefarbene Cargohose gesteckt hatte. Vermutlich hätte sie nicht überraschter sein können, wenn tatsächlich der
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