Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
Vom Netzwerk:
meinem Vater verbrachte. Beim ersten Treffen, an das ich mich erinnere, trug sie ein Kleidchen, dessen Oberteil irgendwie gerafft war.« Er deutete mit der Flaschenöffnung auf seine Brust. »Und Kleinmädchensöckchen, die an den Knöcheln umgeschlagen wurden. So lief sie noch jahrelang rum.«
    Als sie klein war, hatten ihre Mutter und sie sich oft wegen Kleiderfragen gestritten. »Meine Mutter stand total auf Hängerchen und Mary-Jane-Schühchen«, sagte sie. »Als ich zehn war, waren es Faltenröcke.«
    »Du trägst immer noch viele Kleider und Röcke«, bemerkte Adele.
    »Reine Gewohnheit, aber als Kind hatte ich keine Wahl. Meine Mutter hat mich eingekleidet, und ich musste immer perfekt aussehen. Ich hatte fürchterliche Angst, mich schmutzig zu machen.« Sie dachte zurück und sagte: »Ich war nur schmutzig, wenn Sebastian dabei war.«
    Er zuckte ungerührt mit den Schultern. »Du sahst schmutzig besser aus.«
    Was nur seinen widersprüchlichen Charakter zeigte. Niemand sah schmutzig besser aus. Außer ihm vielleicht. »Wenn ich meinen Vater besuchte«, erzählte Clare, »durfte ich immer anziehen, was ich wollte. Natürlich mussten die Klamotten bei ihm in Connecticut bleiben, sodass sie mir beim nächsten Besuch nicht mehr passten. Mein Lieblingsstück war ein Schlumpf-T-Shirt.« Sie dachte an Schlumpfine und seufzte. »Aber was ich mir wirklich wünschte und was mir nicht einmal mein Vater kaufte, war eine ›Boy Toy‹-Gürtelschnalle, wie Madonna sie hatte. So eine wollte ich unbedingt.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du je ein ›Boy Toy‹ sein wolltest.«
    »Ich wusste nicht mal, was das war, aber ich fand Madonna so cool, wie sie sich in diesem Brautschleier rumwälzt und der viele auffällige Modeschmuck an ihr runterbaumelt. Ich durfte keinen Modeschmuck tragen, meine Mutter findet ihn vulgär.« Sie schaute Sebastian an und gestand: »Wenn dein Vater bei
der Arbeit war, hab ich mich immer in sein Haus geschlichen und MTV geguckt.«
    Winzige Lachfältchen zerknitterten seine Augenwinkel. »Rebellin.«
    »Ja, klar. Die Rebellin in Person. Weißt du noch, als du mir Pokern beigebracht hast und mein ganzes Geld gewonnen hast?«
    »Klar. Du hast geflennt, und mein Dad hat mich gezwungen, dir alles zurückzugeben.«
    »Weil du mir weisgemacht hattest, wir würden nicht ernsthaft spielen. Das war gelogen.«
    »Gelogen?« Er nahm den Fuß vom Knie, beugte sich vor und stützte sich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab. »Nein, ich hatte Hintergedanken und mit dem Geld große Pläne.«
    Er hatte immer Hintergedanken. »Was denn für Pläne?«
    Er ließ die Flasche zwischen den Knien baumeln, während er überlegte. »Tja, ich war damals zehn, also noch nicht auf Pornos und Alkohol scharf.« Er klopfte mit der Flasche gegen das Bein seiner Cargohose. »Also wohl eher einen Stapel Mad -Magazine und ein Sixpack Cola. Ich hätte sogar mit dir geteilt, wenn du nicht so ’ne Heulsuse gewesen wärst.«
    »Dein Hintergedanke war also, mir mein ganzes Geld abzuluchsen, damit du dir mit mir Zeitschriften und Cola teilen konntest?«
    Er grinste. »So ähnlich.«
    Adele lachte und stellte ihr leeres Glas auf dem Tisch ab. »Ich wette, du warst süß mit deinen Kleidchen und glänzenden Schühchen.«
    »Nein. War ich nicht. Ich sah aus wie ein Käfer.«
    Sebastian blieb auffallend still. Blödmann .
    »Schätzchen, besser ein unscheinbares Kind und eine schöne Frau als ein schönes Kind und eine unscheinbare Frau«, erklärte Maddie, um Clare zu trösten. »Ich hab eine Cousine, die als kleines Mädchen hinreißend aussah, und jetzt ist sie eine der hässlichsten Frauen, die man je zu Gesicht bekommen hat. Als ihre Nase erst mal zu wachsen anfing, hörte sie gar nicht mehr auf. Du warst als Kind vielleicht vom Aussehen her leicht benachteiligt, aber du bist mit Sicherheit eine schöne Frau.«
    »Danke.« Clare biss sich auf die Lippe.
    »Gern geschehen.« Auch Maddie stellte ihr Glas auf den Tisch und stand auf. »Ich muss jetzt los.«
    »Echt?«
    »Ich auch«, verkündete Adele. »Ich hab noch eine Verabredung.«
    Clare stand auf. »Davon hast du gar nichts gesagt.«
    »Tja, heute geht es um dich, und ich wollte nicht über meine Verabredung sprechen, wenn es bei dir gerade nicht so läuft.«
    Nachdem sich beide Frauen von Sebastian verabschiedet hatten, brachte Clare sie zur Haustür.
    »Okay. Was läuft zwischen dir und Sebastian?«, flüsterte Maddie, als sie hinaus auf die Veranda

Weitere Kostenlose Bücher