Frisch getraut: Roman (German Edition)
Beziehung beendet. Es war zu früh, doch dieses Gefühl hatte nichts mit tiefen Empfindungen und alles mit Lust zu tun. »Erzähl mir, was Samstagnacht im Double Tree passiert ist.«
»Hab ich doch schon.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Nein. Nicht alles. Zwischen dem Zeitpunkt, als du mich an der Bar hast sitzen sehen und ich mich mit dem zahnlosen Kerl im Muskel-Shirt unterhalten hab, bis ich nackt aufgewacht bin, muss doch noch mehr passiert sein.«
Er lächelte, als ob er etwas an ihren Ausführungen amüsant fände. Das Lächeln kühlte das leichte heiße Ziehen ihrer Lust ab. »Ich erzähl’s dir, wenn du mir verrätst, was du mit deinen Freundinnen gefeiert hast.«
»Wie kommst du darauf, dass wir gefeiert haben?«
Er deutete auf den Champagner. »Diese Flasche hat schätzungsweise hundertdreißig Dollar gekostet. Niemand trinkt nur so aus Jux Dom Pérignon. Und außerdem hab ich deine Freundinnen gerade kennengelernt, also erspar mir den Scheiß mit dem Bibelkreis.«
»Woher weißt du, was der Champagner gekostet hat?«
»Ich bin Reporter. Ich hab ein sagenhaftes Gedächtnis für Details. Deine Freundin mit den Locken sagte, heute ginge es um dich. Also spann mich nicht zu sehr auf die Folter, Clare.«
Sie verschränkte die Arme unter den Brüsten. Was scherte es sie, ob er von dem Aidstest wusste? Er wusste sowieso schon, dass sie einen machen lassen wollte. »Ich war heute beim Arzt und … weißt du noch, als ich dir am Montag erzählt habe, dass ich mich testen lassen will?«
»Auf HIV?«
»Ja.« Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen und senkte den Blick auf die Sonnenbrille, die am Halsausschnitt seines T-Shirts baumelte. »Tja, ich hab heut erfahren, dass ich negativ bin.«
»Ah. Das ist eine gute Nachricht.«
»Ja.«
Er legte die Finger unter ihr Kinn und hob ihren Blick zu seinem. »Nichts.«
»Was?«
»Wir haben nichts gemacht. Jedenfalls nichts, was Spaß macht. Du hast geweint, bis du umgekippt bist, und ich hab deine Minibar geplündert.«
»Sonst nichts? Wie kommt es dann, dass ich nackt war?«
»Ich dachte, das hätte ich dir schon erzählt.«
Er hatte ihr eine Menge erzählt. »Erzähl’s mir noch mal.«
Er zuckte mit den Achseln. »Du bist aufgestanden, hast dich ausgezogen und bist wieder ins Bett gekrochen. Er war ein tolles Schauspiel.«
»Sonst noch was?«
Er lächelte leise. »Ja. Ich hab gelogen, was den Typen in der Bar betrifft. Den mit der Baseball-Kappe und dem Muskel-Shirt.«
»Dass wir Jägermeister getrunken haben?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»O nein. Den Jägermeister hast du wirklich gekippt, aber er hatte keine Zahnlücken und keinen Nasenring.«
Was keine große Erleichterung war. »Ist das alles?«
»Ja.«
Sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Doch auch wenn
er ihr den Ohrring gebracht und ihr die peinliche Erklärung vor ihren Freundinnen erspart hatte, glaubte sie nicht, dass er lügen würde, um ihre Gefühle zu schonen. Das hatte er in der Vergangenheit weiß Gott nicht getan. Sie umschloss den Diamanten in ihrer Hand fester. »Tja, danke, dass du mir den Ohrring gebracht hast.«
Er grinste. »Ich hatte einen Hintergedanken.«
Natürlich.
»Du wirkst besorgt.« Er hielt die Hände hoch, als wollte er sich ergeben. »Ich verspreche, dass es kein bisschen wehtut.«
Sie wandte sich ab und legte den Ohrring in die Cloisonné-Schale auf dem Couchtisch. »Als du das zum letzten Mal gesagt hast, hast du mich zu Doktorspielen überredet.« Sie drückte trotzig den Rücken durch und deutete auf sich. »Und zum Schluss war ich splitternackt.«
»Ja«, sagte er lachend. »Das weiß ich noch, aber es war ja nicht so, als hättest du nicht mitspielen wollen.«
Nein zu sagen war schon immer ihr Problem gewesen. Aber jetzt nicht mehr. »Nein.«
»Du weißt nicht mal, was ich dich fragen wollte.«
»Das muss ich gar nicht.«
»Wie wär’s, wenn ich verspreche, dass du diesmal zum Schluss nicht nackt bist?« Sein Blick glitt zu ihrem Mund, über ihren Hals und zu ihrem Finger, der zwischen ihren Brüsten lag. »Es sei denn, du bestehst darauf.«
Sie räumte klirrend die drei leeren Gläser und die Champagnerflasche zusammen. »Vergiss es«, sagte sie seufzend und verließ das Zimmer.
»Ich brauch nur ein paar Ideen, was ich meinem Vater für die Party am Samstag besorgen soll.«
Sie schaute zu ihm zurück. »Ist das alles?« Da musste noch mehr sein.
»Ja. Da ich sowieso den Ohrring vorbeibringen musste, dachte ich, du könntest
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