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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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beieinander gewesen war. Jeder, neben dem Joyce Wingate wie eine unordentliche Schlampe wirkte, musste eine schwere Kontrollneurose haben. Trotzdem war Fremdgehen falsch, und für eine Frau sitzengelassen zu werden, die nur halb so alt war wie man selbst, musste demütigend und verletzend sein. Vielleicht noch demütigender und verletzender, als seinen Verlobten mit dem Servicetechniker zu ertappen.
    »Wie läuft es mit dem Schreiben, meine Liebe?«, erkundigte sich Evelyn Bruce, eine von Joyces engsten Freundinnen. Clare richtete ihre Aufmerksamkeit auf Mrs. Bruce und kämpfte gegen ein dringendes Bedürfnis zu blinzeln an. Evelyn wollte
einfach nicht wahrhaben, dass sie inzwischen siebzig war, und färbte sich die Haare immer noch knallrot. Der Farbton ließ sie leichenblass wirken und biss sich schrecklich mit ihrem ebenfalls knallroten St.-John-Kostüm.
    »Gut«, antwortete Clare. »Danke der Nachfrage. Mein achtes Buch kommt diesen Monat raus.«
    »Das ist ja wunderbar. Ich fand schon immer, dass jemand ein Buch über mein Leben schreiben sollte.«
    Fand das nicht jeder? Das Problem war nur, dass die meisten Menschen ihr Leben für interessanter hielten, als es wirklich war.
    »Vielleicht könnte ich es dir erzählen, und du könntest es für mich aufschreiben.«
    Clare lächelte. »Ich schreibe Belletristik, Mrs. Bruce, aber ich bin mir sicher, niemand könnte Ihre Geschichte so gut erzählen wie Sie selbst.« Sie floh in die Küche, wo Leo gerade einen neuen Schub Eierflip zubereitete. Eine Mischung aus Zimt und Gewürznelken köchelte auf dem Herd und füllte das Haus mit weihnachtlichen Düften.
    »Kann ich was helfen?«, fragte sie und blieb neben dem älteren Mann stehen.
    »Gehen Sie nur und amüsieren Sie sich.«
    Das war sehr unwahrscheinlich. Die alte Garde da draußen war nicht gerade ein amüsierwütiger Haufen. Sie schaute aus dem hinteren Fenster zu ihrem Lexus, der neben Leos Town Car parkte – kein Mietwagen weit und breit.
    »Ist Sebastian schon nach Hause geflogen?«, fragte sie scheinbar unbeteiligt und griff nach einem Korkenzieher.
    »Nein. Wir haben nur den Mietwagen zurückgegeben. Er ist überflüssig, denn Sebastian kann den Lincoln fahren, wenn er
hier ist.« Leo hob geschlagenes Eiweiß unter das Eierflipgemisch. »Er ist allein drüben im Kutschenhaus. Er hätte sicher nichts dagegen, wenn Sie mal vorbeischauen und Hallo sagen.«
    Die Nachricht, dass Sebastian noch in der Stadt war, elektrisierte sie, und sie umklammerte die Flasche fester. »Oh … Ähm, ich kann Sie doch hier nicht mit allem allein lassen.«
    »So viel ist nicht mehr zu tun.«
    Was absolut stimmte, doch das Letzte, was sie brauchte, war, mit Sebastian allein zu sein. Sebastian ließ sie vergessen, dass sie eigentlich auf Männerentzug war.
    Sie schnappte sich eine Flasche Chardonnay und setzte den Korkenzieher an. »Die Damen können noch ein bisschen Wein vertragen«, murmelte sie.
    »Ist gestern zwischen Ihnen und Sebastian etwas vorgefallen?« , fragte Leo, während er eine Schüssel Eierflip in den Kühlschrank stellte und eine zweite Schüssel herausholte, die er schon früher zubereitet hatte. »Als ich ins Haus kam, wirkten Sie leicht verwirrt.«
    »Ähh, nein.« Sie schüttelte den Kopf und spürte, wie ihre Wangen bei der Erinnerung an den Kuss vom Vortag heiß wurden. In einem Moment hatte sie sich noch an einer Tasse Kakao gelabt, und im nächsten an Sebastian.
    »Sind Sie sicher? Ich weiß noch, wie sehr er Sie früher gereizt hat, als Sie noch klein waren.« Leo stellte die Schüssel auf die Theke und streute Muskat obendrauf. »Ich glaube, er hat Sie nur an den Zöpfen gezogen, um Sie schreien zu hören.«
    Clare zog den Korken aus der Flasche und setzte ein freundliches Lächeln auf. Heutzutage hatte er eine ganz neue Methode, sie zu reizen. »Nichts ist passiert. Er hat mich nicht an den Haaren gezogen und mich auch nicht um mein Geld betrogen.
« Nein, er hatte sie nur geküsst und in ihr ein Verlangen nach mehr ausgelöst.
    Leo schaute sie prüfend an und nickte. »Wenn Sie meinen.«
    Gott, konnte sie gut lügen. »Ja.« Sie schnappte sich den Wein und lief zur Speisekammer.
    Leo lachte leise und rief ihr nach: »Er kann ein richtiger Schlingel sein.«
    »Allerdings«, murmelte Clare, obwohl es Bezeichnungen gab, die besser auf ihn zutrafen. Sie schob die Speisekammertür nach innen auf und trat ein, schaltete das Licht an und ging an einer Trittleiter und reihenweise Konserven vorbei. Auf einem

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