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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Regal ganz hinten zog sie eine Schachtel mit Kräckern und eine mit Roggenchips hervor.
    Als sie ins Esszimmer zurückkehrte, stellte Clare den Wein neben die anderen Flaschen. Sie füllte eine rote Korbschale mit Kräckern auf und pflückte eine grüne Weintraube von der Rebe. Im Salon konnte sie ihre Mutter hören, deren Lachen die Stimmen der Gruppe in der Eingangshalle beim Weihnachtsbaum übertönte.
    »Heutzutage werden ja Hinz und Kunz in den Club aufgenommen«, lästerte jemand. »Bevor sie in diese Familie eingeheiratet hat, hat sie bei Wal-Mart gearbeitet.«
    Clare runzelte missbilligend die Stirn und steckte sich die Traube in den Mund. Sie konnte nichts Falsches daran finden, bei Wal-Mart zu arbeiten, nur an den Schnöseln, die der Meinung waren, daran sei etwas falsch.
    »Wie läuft’s mit der Liebe?«, fragte Berni Lang von der gegenüberliegenden Seite des Prunkstücks von Narzissengesteck.
    »Im Moment gar nicht«, antwortete Clare.
    »Warst du nicht verlobt? Oder war das Prue Williams’s Tochter?
    Clare hätte am liebsten gelogen, doch sie wusste genau, dass Berni nicht wirr im Kopf war. Sie benutzte nur ihre falsche Naivität wie ein Brecheisen, um listig herumzuschnüffeln. »Ich war kurz verlobt, aber es hat nicht funktioniert.«
    »Das ist wirklich schade. Du bist eine attraktive Frau, ich verstehe einfach nicht, warum du immer noch Single bist.« Bernice Lang war Mitte bis Ende siebzig und litt an einer leichten Osteoporose und einer schweren »Schrullitis«. Ein Leiden, das manche Frauen über siebzig befiel und sich in dem Glauben äußerte, sie dürften so unverschämt sein, wie sie wollten. »Wie alt bist du denn? Wenn dir die Frage nichts ausmacht.«
    Natürlich machte sie ihr etwas aus, denn sie wusste, worauf dieses Gespräch hinauslief. »Ganz und gar nicht. Ich werde in wenigen Monaten vierunddreißig.«
    »Aha.« Sie hob ein Glas Wein an die Lippen, stockte aber, als sei ihr spontan etwas eingefallen. »Dann hältst du dich wohl lieber ran, was? Du willst doch nicht, dass deine Eier austrocknen. Wie bei Patricia Beidemans Tochter Linda. Als sie endlich einen Mann gefunden hatte, konnte sie nur noch in einer Petrischale empfangen.« Sie trank einen Schluck und fügte hinzu: »Ich habe einen Enkel, der für dich interessant sein könnte.«
    Und Berni als Großmutter kriegen? Gott behüte. »Ich bin im Moment nicht auf der Suche«, wiegelte Clare ab und griff nach einem Tablett mit Kanapees. »Entschuldigen Sie mich bitte.« Fluchtartig verließ sie das Esszimmer, bevor sie dem Bedürfnis nachgeben konnte, Berni zu sagen, ihre Eier gingen sie einen feuchten Dreck an.
    Clare glaubte nicht, dass die biologische Uhr zu ticken begann, bevor eine Frau über fünfunddreißig war. Ein Jahr lang war sie noch auf der sicheren Seite, doch ihr Bauch krampfte sich trotzdem zusammen. Vermutlich lag es an der Anstrengung, höflich zu bleiben. Und nicht an austrocknenden Eiern. Aber … für normale Bauchschmerzen saß der Krampf ein bisschen zu tief. Vielleicht … Zur Hölle mit Berni. Als hätte sie in ihrem Leben nicht schon genug Druck. Sie hatte einen Abgabetermin, der bedrohlich näher rückte, und statt an ihrem Buch zu arbeiten, reichte sie den Freundinnen ihrer Mutter Horsd’œuvres.
    Sie trug das Tablett in den Salon. »Kanapees?«
    »Danke, Liebes«, flötete ihre Mutter, während sie kritisch das Tablett beäugte. »Die sind wunderschön.« Sie zupfte die Stechpalmenzweige in Clares Brusttasche gerade und zwitscherte: »Du erinnerst dich doch an Mrs. Hillard, oder?«
    »Natürlich.« Clare hielt das Tablett zur Seite und deutete über Ava Hillards Wange ein Küsschen an. »Wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut.« Ava griff nach einem Kanapee. »Ihre Mutter hat mir erzählt, Sie bringen diesen Monat ein neues Buch heraus.« Sie aß einen Happen und spülte ihn mit Chardonnay runter.
    »Ja.«
    »Das finde ich wunderbar. Ich kann mir gar nicht vorstellen, ein ganzes Buch zu schreiben.« Sie musterte Clare durch ihre schmale Hornbrille. »Sie müssen sehr kreativ sein.«
    »Ich versuche es.«
    »Clare war schon immer ein sehr kreatives Kind«, prahlte ihre Mutter, während sie die Kanapees neu anordnete, als wären sie nicht in genau den richtigen Winkeln platziert. Die alte
passiv-aggressive Clare hätte das Tablett versehentlich schräg gehalten, damit sie verrutschten. Die neue Clare lächelte nur und ließ ihre Mutter gewähren.
    »Ich lese sehr gern.« Ava war die aktuelle Ehefrau

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