Frisch getraut: Roman (German Edition)
kaufen.«
Clare schaute angeekelt auf das Hühnchen mit Orangenschale auf ihrem Teller. »Du lügst doch.«
»Nein, tu ich nicht. Ich hab’s gesehen, als ich 96 dort war. Es ist nichts als die Wahrheit.« Er nahm seine Gabel und spießte unbekümmert ein paar Spargelstangen auf. »Es gibt Kulturen, die Hundefleisch für eine Delikatesse halten. Ich versuche, das nicht zu bewerten.«
Clare wollte das auch nicht bewerten, musste aber an die arme Cindy denken. Verstohlen hob sie den Blick bis zu der Kuhle unter seinem Hals, die in seinem offenen Hemdkragen zu sehen war. »Hast du das Hundefleisch probiert?«
Er schaute kurz auf und widmete sich wieder seinem Teller. »Nee, aber die Jungs und ich haben das Affenfleisch gegessen.«
»Du hast einen Affen gegessen?« Sie nahm hastig einen Schluck Cabernet Sauvignon.
»Ja. Es hat genauso geschmeckt wie Hühnerfleisch«, sagte er lachend. »Glaub mir, nachdem ich mich vorwiegend von Congee ernährt hatte, war der Affe verdammt gut.«
Clare hatte noch nie was von Congee gehört und zu viel Angst vor seiner Erklärung, um nachzuhaken. Sie sah lieber zu, wie er über sein Essen herfiel, und stellte ihr Glas wieder auf den Tisch. »Wohin führt dich dein nächster Auftrag?«, fragte sie und lenkte das Gespräch mit voller Absicht weg von Hunden und Primaten.
Er zuckte mit einer Schulter. »Weiß nicht genau. Ich hab beschlossen, bei Newsweek keinen neuen Vertrag zu unterschreiben. Oder bei sonst wem. Ich glaub, ich nehm mir eine Auszeit.«
»Um was zu tun?« Sie aß einen Mundvoll Reis.
»Das weiß ich noch nicht.«
Wenn sie nicht unter Vertrag stünde, würde sie ausrasten. »Macht dir das keine Angst?«
Er schaute ihr über den Tisch hinweg in die Augen. »Nicht so sehr wie noch vor ein paar Monaten. Ich hab sehr lange sehr hart gearbeitet, um beruflich dahin zu kommen, wo ich jetzt bin, und zuerst war der Gedanke, dass ich vielleicht meine Motivation verliere, verdammt beängstigend. Aber ich musste akzeptieren, dass mir das Reisen schlicht und ergreifend nicht mehr so viel Spaß macht wie früher. Deshalb stecke ich ein bisschen zurück, bevor ich mich total kaputtmache. Ich werde
bestimmt immer als freier Journalist arbeiten, aber ich brauche eine neue Herausforderung. Eine Abwechslung.«
Sie argwöhnte, dass es bei ihm mit den Frauen genauso lief. Wenn die Herausforderung gemeistert war, könnte er es kaum erwarten, sich der nächsten zu stellen. Doch es spielte keine Rolle, ob sie damit recht hatte. Sie würde sich auf keinen Fall mit Sebastian einlassen. Sie hatte nicht nur den Männern abgeschworen, bis sie ihr Leben in den Griff bekommen hatte, sondern er sagte auch selbst, dass er Beziehungen für problematisch hielt, und sein Liebesleben ging sie nichts an.
»Und wie sieht’s bei dir aus?«, fragte er und trank einen Schluck Wein.
»Nein. Es gibt keinen Mann in meinem Leben.«
Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. »Ich dachte, wir sprechen über unsere Arbeit. Jedenfalls tu ich das.«
»O.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, um ihre Verlegenheit zu kaschieren. »Was soll mit mir sein?«
»Wann kommt dein nächstes Buch raus?« Er stellte seinen Wein zurück auf den Tisch und nahm die Gabel wieder in die Hand.
»Es ist schon raus. Nächsten Samstag hab ich im Einkaufszentrum bei Walden’s eine Signierstunde.«
»Wovon handelt es?«
»Es ist ein Liebesroman.«
»Ja. Ich weiß. Wovon handelt er?« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und wartete auf ihre Antwort.
Das interessierte ihn doch sicher nicht. »Es ist das zweite Buch in meiner Gouvernanten-Reihe. Die Heldin ist natürlich Gouvernante – bei einem einsiedlerischen Duke und seinen
drei kleinen Töchtern – eine Art Mischung zwischen Jane Eyre und Mary Poppins .«
»Interessant. Dann ist es also kein Piratenbuch?«
Piraten ? Sie schüttelte den Kopf.
»Ist das Buch, an dem du gerade arbeitest, ein Piratenbuch?«
»Nein. Es ist das dritte und letzte Buch meiner Serie über Gouvernanten.«
»Gut aussehende Gouvernanten?«
»Natürlich.« Warum fragte er?
Der Kellner unterbrach sie und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei, und als er wieder abzog, bekam Clare ihre Antwort. »Ich hab deine Bücher bei meinem Dad gesehen.«
Ahh . »Ja. Der Liebe! Er kauft sie alle, obwohl er sie nicht liest, weil er dabei vor Verlegenheit rot wird.«
»Sie müssen echt scharf sein.«
»Ich glaub, das hängt davon ab, was man sonst so liest.«
Er schaute sie unverwandt an, und einer
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