Frisch getraut: Roman (German Edition)
seiner Mundwinkel verzog sich zu einem wissenden Lächeln. »Ich kann nicht glauben, dass die kleine Clare Wingate als erwachsene Frau heiße Liebesromane schreibt.«
»Und ich kann nicht glauben, dass du als erwachsener Mann einen Affen gegessen hast. Und was noch schlimmer ist, ich kann nicht glauben, dass ich einem Typen, der einen Affen gegessen hat, erlaubt hab, mich auf den Mund zu küssen.«
Er griff über den Tisch und legte die Hand auf ihren Unterarm. »Schätzchen«, sagte er und schaute ihr tief in die Augen. »Ich hab mehr geküsst als nur deinen Mund.«
Fünfzehn
Am vierundzwanzigsten Dezember war das Towne-Square-Einkaufszentrum in Boise rappelvoll mit Verzweifelten, die auf den letzten Drücker noch Geschenke suchten. Weihnachtsgedudel hielt den Takt mit dem Klingeln der Registrierkassen. Teenager hingen im ersten Stock über dem Geländer und riefen ihren Freunden im Erdgeschoss etwas zu, während Mütter ihre Buggys durch das Gedränge manövrierten.
Am Eingang zu Walden’s Bücherladen saß Clare neben einem Stapel ihres neuesten Romans Der Liebe ergeben und war teilweise von einer Staffelei verdeckt, auf der ein Riesenplakat mit einer vollbusigen Heldin und ihrem hemdlosen Helden stand. Für die Signierstunde hatte sie sich in ihr schwarzes zweireihiges Kostüm und eine smaragdgrüne Seidenbluse geworfen. Dazu trug sie schwarze Strümpfe und zehn Zentimeter hohe Pumps; ihre Haare lockten sich um ihre Schultern. Mit dem goldenen Tiffany-Signierstift in der Hand wirkte sie erfolgreich und kultiviert. Die zweistündige Signierstunde war in zehn Minuten zu Ende, und sie hatte fünfzehn Bücher verkauft. Nicht schlecht für Dezember. Zeit, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Ein kleines Lächeln huschte über ihre roten Lippen, als sie auf das aufgeschlagene Buch herabblickte, das sie auf ihrem Schoß versteckte: Redneck Haiku, Double-Wide Edition .
»Hallo, Aschenputtel.«
Clare schaute von einem Haiku über Bubbas Hochzeit auf, und ihr Blick landete auf dem ausgeblichenen zugeknöpften Hosenstall einer abgetragenen Levi’s. Sie kannte diese Jeans und die Stimme und wusste, wem beides gehörte, noch bevor sie über eine offene Fleecejacke und ein blaues Hemd zu dem vertrauten Lächeln und den dunkelgrünen Augen aufschaute.
»Was machst du hier?« Sie wusste, dass Sebastian über Weihnachten wieder in der Stadt war, da er morgen Abend mit Leo zum Dinner im Haus ihrer Mutter erwartet wurde. Trotzdem war es eine Überraschung, ihn vor ihrem Tischchen stehen zu sehen. Seine Antwort war noch überraschender.
»Ich will meinem Dad dein Buch zu Weihnachten schenken.«
Als sie ihn anschaute, machte ihr Magen einen Hüpfer. Sie liebte Sebastian zwar nicht, aber sie mochte ihn. Wie konnte sie einen Mann nicht mögen, der dem weihnachtlichen Einkaufswahnsinn trotzte, um seinem Vater einen Liebesroman zu kaufen? »Du hättest anrufen können, dann hätte ich dir eins mitgebracht.«
Er zuckte die Achseln in seinem schwarzen Fleece. »Das ist kein großer Akt.«
Was eine krasse Lüge war. Kein normaler Mensch hielt sich heute im Einkaufszentrum auf, wenn er nicht unbedingt musste. »Ich habe heute Morgen Leos Lithografie abgeholt.« Sie mochte ihn nicht nur, sie fühlte sich auch körperlich von ihm angezogen. Ähnlich wie von Godiva-Trüffeln. Sie waren nicht gut für sie und machten süchtig, doch wenn sie sich einen in den Mund steckte, musste sie die ganze Schachtel haben. Danach kam die Reue, doch es ließ sich nicht leugnen, wie gern sie sich auf sie stürzen und sich an ihnen gütlich tun wollte.
Sein Lächeln zerknitterte seine Augenwinkel. »Hast du dich wieder mit Geschenkband ausgetobt?«
Sie lehnte sich lachend zurück. »Diesmal nicht.« Und es ließ sich nicht leugnen, wie gern sie sich an Sebastian gütlich tun wollte. »Ich hab sie noch nicht verpackt.« Vielleicht an seinem goldenen Scheitel anfangen und sich nach und nach über die harten Bauchmuskeln bis nach unten vorarbeiten.
»Nun?«
»Was nun?«
»Lädst du mich zu dir nach Hause ein, damit ich es mir anschauen kann? Oder muss ich mich wieder selbst einladen?«
Sie klappte das Buch auf ihrem Schoß zu und sah auf die Uhr. Es war fast sechs. »Hast du an Heiligabend schon was vor?«
»Nein.«
Sie griff nach einem Exemplar von Der Liebe ergeben und schlug die Titelseite auf. »Ich bin hier gleich fertig, also warum kommst du nicht vorbei, um dir das Buch anzuschauen, bevor ich es einpacke?« Sie schrieb ein paar nette
Weitere Kostenlose Bücher