Frisch getraut: Roman (German Edition)
Chips.
»Ich hab dir vertraut.« Sie legte den Kopf schief und schaute ihn an. »Aber ich nehme an, du triffst dich mit anderen Frauen, und da muss ich vorsichtig sein.«
»Ich treff mich mit anderen Frauen? Seit letztem Wochenende? Danke für das Kompliment, aber so schnell bin ich dann doch nicht.« Er war davon ausgegegangen, dass sie sich nicht
mit jemandem getroffen hatte, und der Gedanke, es könnte doch so sein, hatte ihm mehr zu schaffen gemacht, als er sich eingestehen wollte. »Warst du denn mit einem anderen Mann zusammen?«
Sie zuckte zurück. »Nein.«
»Warum belassen wir es nicht dabei?« Er griff nach einer Flasche Wasser und schraubte den Verschluss auf.
»Willst du damit sagen, dass du ausschließlich mit mir Sex haben willst? Und ich nur mit dir?«
Er trank einen Schluck Wasser und reichte ihr die Flasche. Die Vorstellung, dass Clare nur mit ihm Sex hatte, gefiel ihm, und er wollte keinen Sex mit anderen Frauen. »Klar.«
»Schaffst du das denn?«
Er sah sie empört an. »Klar. Und du?«
»Ich will damit nur sagen, dass du in einem anderen Staat wohnst.«
»Das ist kein Problem. Ich werde meinen Vater oft besuchen, und glaub mir, ich bin schon vorher ohne Sex ausgekommen. Es hat mir nicht geschmeckt, aber ich hab’s überlebt.«
Sie nahm einen Schluck und schien tief in Gedanken versunken, bis sie ihm die Flasche zurückgab. »Okay, aber Sebastian, wenn du doch jemanden finden solltest, musst du es mir sagen.«
»Jemanden finden? Jemanden finden für was?«
Sie schaute ihn nur viel sagend an.
»Okay.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die nackte Schulter. »Wenn ich dich satthabe, sag ich es dir.«
Sie strich mit der Hand seine Brust hinauf und machte ihm eine Gänsehaut. »Mir ist aufgefallen, dass du nicht erwähnt hast, was passiert, wenn ich dich zuerst satthabe.«
Er lachte und drückte sie aufs Bett. Das war sehr unwahrscheinlich.
Als sie fertig gegessen hatten, duschten sie und verließen die Wohnung, um, wie Sebastian glaubte, einen kurzen Abstecher zum »Pacific Place«-Einkaufszentrum zu machen. Er kaufte nicht gern ein und besaß nicht viele Klamotten. Er hatte ein paar Hugo-Boss-Anzüge und ein paar Oberhemden im Schrank, trug aber viel lieber Cargohosen, in denen er sein Zeugs verstauen konnte, und bequeme Baumwoll-T-Shirts von Eddie Bauer. Shoppen war eine seiner verhasstesten Beschäftigungen, doch aus irgendeinem Grund ließ er sich durch die Innenstadt von Seattle zerren, während Clare ganze Ständer mit Klamotten durchprobierte, zahlreiche Handtaschen begutachtete und einen irren Blick bekam, als sie bei Nordstrom silberne Schuhe entdeckte.
Nach dem fünften Laden und massenhaft Handtaschen entspannte sich Sebastian und beobachtete nur. Er konnte nicht behaupten, dass er Spaß hatte, aber es war interessant. Clare hatte einen bestimmten Stil und wusste genau, was sie wollte. Als sie endlich Club Monaco betraten, konnte er genau vorhersagen, was ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde.
Morgens, als er sie am Flughafen abholte, hatte er sich noch gefragt, warum sie für eine so kurze Reise zwei große Koffer dabeihatte. Jetzt wusste er es.
Clare war eine klassische Einkaufssüchtige.
Später am Abend nahm Sebastian sie mit zur Silvesterparty seiner ehemaligen Studienfreundin Jane Alcot-Martineau. Er hatte Jane schon gekannt, lange bevor sie sich einen Doppelnamen zugelegt hatte. Sie hatten an der University of Washington dieselben Journalismuskurse belegt, und während Sebastian
sich nach dem Abschluss darangemacht hatte, als Freiberufler zuerst quer durchs Land und dann um die ganze Welt zu reisen, war Jane in Seattle geblieben. Sie hatte schließlich einen Job bei der Seattle Times an Land gezogen, wo sie Eishockey-Keeper Luc Martineau getroffen und geheiratet hatte. Die beiden waren schon ein paar Jährchen zusammen und wohnten in einem Apartment nicht weit von Sebastian entfernt. Sie hatten einen einjährigen Sohn, und Lucs Schwester lebte während ihres Studiums bei ihnen.
»Bist du dir sicher, dass Clare nur eine Freundin ist?«, fragte Jane ihn, als sie ihm ein Bier reichte.
Sebastian schaute auf das eins fünfundfünfzig kleine Persönchen neben ihm und warf einen Blick zu Clare, die sich gerade mit einer großen dünnen Blondine, deren rothaarigem Freund und einem bulligen russischen Abwehrspieler unterhielt. »Ja, ganz sicher.« Clare trug einen glänzenden Silberschlauch von einem Kleid, sodass sie aussah, als hätte man sie in Alufolie
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