Frisch getraut: Roman (German Edition)
abklappern.
Wow, eine Shopping- und Sexorgie in einem. Noch vor wenigen Monaten war ihr Leben ein wahrer Trümmerhaufen gewesen, doch was für eine Art, das neue Jahr zu beginnen!
Siebzehn
Sebastian nahm das Messer und schnitt mehrere Truthahn-Sandwiches in der Mitte durch. Er legte sie auf einen Teller und schnappte sich eine Rolle Pringles. Er hatte noch nie eine Frau extra einfliegen lassen, um den Tag mit ihr im Bett zu verbringen. Andererseits war er auch noch nie mit einer Frau wie Clare zusammen gewesen.
Nur mit seiner Unterhose bekleidet, schnappte er sich den Teller und verließ die Küche. Morgens hatte er Clare in Sea-Tac abgeholt, und erst als er sie mit der Rolltreppe auf ihn zukommen sah, hinreißend in ihrem dunklen Mantel und dem roten Schal, wurde ihm klar, wie gern er mit ihr zusammen war. Sie hatten vieles gemeinsam. Sie war clever und schön und stellte keine Forderungen. Vor allem war der Umgang mit ihr unkompliziert. Seiner Erfahrung nach nahmen Frauen, wenn man mehr als zweimal mit ihnen geschlafen hatte, grundsätzlich das B-Wort – Beziehung – in den Mund, dicht gefolgt von dem F – Feste Bindung. Frauen konnten das nicht einfach mal locker sehen. Sie mussten immer alles kompliziert machen.
Er schlenderte in sein Schlafzimmer, und sein Blick wanderte zu Clare, die mitten auf seinem breiten Bett saß, ein Gewirr aus weißen Laken bis unter die Achseln gezogen. »Es läuft nichts außer Football«, stellte sie angeekelt fest, während sie mit der Fernbedienung durch die Fernsehkanäle zappte. »Ich
hasse Football. Ich hatte mal einen Freund, der alle Spiele aufzeichnete.«
Ihr Haar war zerzaust, und auf ihrer Schulter prangte ein rosafarbener Knutschfleck. »Ich seh mir Football nur an, wenn ich nichts Besseres zu tun hab.« Sebastian stellte den Teller auf den Bettrand und kroch zu ihr. Er reichte ihr ein halbes Sandwich und küsste sie auf den Knutschfleck. Der Duft ihrer Haut und ihr Geschmack in seinem Mund waren toll.
»Ich hab mit ihm Schluss gemacht, als ich ihn dabei ertappte, wie er beim Sex mit mir Football schaute.« Sie kaute und schluckte. »Er hatte die Glotze laufen und auf stumm geschaltet, damit ich es nicht mitbekam.«
»Raffinierter Scheißkerl.« Sebastian öffnete die Pringles-Rolle mit einem Plopp und futterte ein paar Chips.
»Ja. Ich bin ein Magnet für raffinierte Scheißkerle.« Sie schaltete den Fernseher aus und pfefferte die Fernbedienung aufs Bett. »Deshalb nehm ich mir auch eine Auszeit von Männern.«
Er hielt beim Kauen inne. »Und was bin ich?«
»Du bist bloß ein Freund mit gewissen Vorzügen. Und glaub mir, nach Lonny brauch ich die vorzüglichsten Vorzüge.« Sie lachte und aß noch einen Happen.
Was ein Grund mehr dafür war, warum er sie mochte. Er reichte ihr die Chips und schnappte sich ebenfalls ein halbes Sandwich. »Erklär mir nur eins: Wenn du eine Frau bist, die viele Vorzüge mag, und wir beide wissen, dass es so ist, wie konntest du dich dann mit einem Schwulen verloben? Um deiner Mutter zu gefallen, erklärt es nur bis zu einem gewissen Grad.«
Sie überlegte, während sie mehrere Pringles verschlang. »Das kam so nach und nach. Zuerst war die Beziehung ziemlich
normal. Er war zwar weniger an Sex interessiert als andere Männer, aber ich sagte mir, das sei keine große Sache. Ich liebte ihn eben. Wenn man jemanden liebt, muss man ihn nehmen, wie er ist. Und wenn man sich einmal so sehr der Realität verschlossen hat, sieht man einfach gar nichts mehr. Wahrscheinlich will man es auch gar nicht sehen.« Sie zuckte die Achseln. »Und außer Sex-Verdrossenheit gab es wirklich kein großes Alarmsignal. Nur massenhaft kleine Anzeichen, die ich ignoriert habe.«
»Wie dieser mädchenhafte Spitzenquatsch, der über deinem Bett hängt. Ein Hetero hätte sich nie damit abgefunden, darunter zu schlafen.«
Sie schaute ihn herausfordernd an und strich sich das Haar hinters Ohr. »Du schon.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hab Sex darunter. Ich schlaf nicht unter Spitze.« Was ihn an die Nummer erinnerte, die sie gerade hinter sich hatten. Sie fing an seiner Haustür an und endete in einem nackten Gerangel auf seinem Bett. Sie war genauso heiß auf ihn gewesen wie er auf sie, und das zu wissen war für einen Mann ein starkes Aphrodisiakum. Ohne das Kondom, das er auf ihren Wunsch hin hatte tragen müssen, wäre es sogar noch schärfer gewesen.
»Ich dachte, du vertraust mir ohne Kondom«, sagte er zerknirscht und aß noch ein paar
Weitere Kostenlose Bücher