Frisch getraut: Roman (German Edition)
Laufe des Abends hatte sie sich irgendwie in eine allein erziehende Mutter verwandelt, die streunenden Katzen Asyl gewährte. Als selbst das einen besonders hartnäckigen Interessenten nicht verschreckte, hatte sie auf ein »Frauenleiden« angespielt,
worauf er in seiner Hast, von ihr wegzukommen, fast den Tisch umwarf.
Als Clare mit ihrem Lippenstift fertig war, klingelte es, und sie lief durchs Haus zur Tür. Auf der Veranda standen Adele und Maddie mit Geschenken in der Hand.
»Ich hab euch doch gesagt, ihr sollt mir nichts schenken«, schimpfte sie. Dabei hatte sie genau gewusst, dass sie sich nicht daran halten würden.
»Was ist das denn?«, fragte Maddie und deutete auf eine Eilzustellung auf dem Boden.
Clare hatte nichts bestellt und erwartete auch nichts von ihrem Verlag. Als sie in die Knie ging, um das Päckchen aufzuheben, erkannte sie den Seattler Absender. Abgestempelt war es in Florida. »Wahrscheinlich ein Geburtstagsgeschenk.« Sebastian hatte an ihren Geburtstag gedacht, und sie versuchte, ihre Freude darüber zu dämpfen, bevor sie zu übermächtig wurde. Als sie Schritte in der Einfahrt hörte, rechnete sie fast damit, dass Sebastian aufkreuzte. Doch natürlich war es Lucy, die einen Strauß pinkfarbener Rosen und eine kleine goldene Schachtel bei sich trug.
»Ich dachte, ich wär vor euch hier«, sagte sie, als Clare die Freundinnen ins Haus ließ.
Clare nahm Lucy die Rosen ab und machte sich auf die Suche nach einer Vase, während die drei ihre Mäntel aufhängten. In der Küche schnitt sie die Rosen an, und ihr Blick schweifte zu dem weißen Päckchen auf der Theke. Sie war überrascht, dass Sebastian an ihren Geburtstag gedacht hatte. Besonders während eines Projekts, und die Freude, die sie zu unterdrücken versucht hatte, stieg in ihr hoch. Sie redete sich ein, dass es bestimmt kein aufmerksames Geschenk war. Höchstwahrscheinlich
ein typisch selbstsüchtiges Männergeschenk. Im Schritt offen und mit Nippelquasten.
»Gott, ich hab genug von der Kälte«, beschwerte sich Maddie, als die drei in die Küche kamen.
»Kann eine von euch bitte den Wein einschenken?«, fragte Clare, während sie die Blumen in der Portmeirion-Vase irgendeiner verstorbenen Urahnin arrangierte. Lucy schenkte ein, und als sie damit fertig war, zogen die vier Freundinnen ins Wohnzimmer um. Clare stellte die Vase auf ein Beistelltischchen neben dem Sofa, und als sie sich umdrehte, ordnete Adele die Geschenke auf dem Couchtisch an. Das weiße Päckchen inklusive.
Während die vier Frauen übers Älterwerden sprachen, packte Clare die Geschenke aus, die ihre Freundinnen ihr mitgebracht hatten. Von Lucy bekam sie ein Visitenkarten-Etui mit Monogramm und von Adele ein Armband mit kleinen violetten Kristallen. Maddie bedachte Clare typischerweise mit einem Selbstverteidigungsaccessoire in Form eines roten Elektroschockstifts, um den defekten zu ersetzen, den sie ihr im Jahr zuvor geschenkt hatte. »Danke, Mädels. Das sind tolle Geschenke«, seufzte sie zufrieden und lehnte sich mit ihrem Glas zurück.
»Willst du das Päckchen nicht auspacken?«, fragte Adele.
»Ist es wieder von deiner Mutter?«, wollte Lucy wissen. Vor ein paar Jahren, als sie mit Joyce zerstritten gewesen war, hatte ihre Mutter ihr zum Geburtstag wunderschöne Bettwäsche geschickt. Den Hörer in die Hand zu nehmen und Clare einfach anzurufen, wäre nicht Angriff genug gewesen.
»Nein. Dieses Jahr reden meine Mutter und ich miteinander.«
»Von wem ist es dann?«
»Von einem Freund.« Die drei Frauen starrten sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und warteten auf weitere Infos. »Sebastian Vaughan.«
»Sebastian, der Reporter?«, fragte Adele. »Der Typ, der Maddies Meinung nach Manneskraft hat?«
»Ja.« Clares Gesichtsausdruck war bewusst gelassen, als sie hinzufügte: »Und er ist nur ein Freund.«
Maddie schnappte nach Luft. »Nur ein Freund, klar doch. Ich seh’s dir an der Nasenspitze an, dass du etwas verbirgst. So siehst du immer aus, wenn du was verbirgst.«
»Wie denn?«
Lucy deutete auf sie. »Na, so eben.« Sie trank einen Schluck Wein. »Und, ist er dein Freund?«
»Nein. Wir sind nur befreundet.« Als ihre Freundinnen sie weiter anstarrten, seufzte sie und gestand: »Okay. Wir sind Freunde, die Sex miteinander haben.«
»Schön für euch!« Maddie nickte beifällig. »Adele hat dir doch gesagt, du sollst ihn als Übergangsmann nehmen.«
Adele nickte. »Ich hatte auch schon ein paar, und unverbindlicher Sex ist so
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