Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
Baumwolle in fröhlichen Farben. Sie hatte sich Jeans zugelegt, die an den Gesäßtaschen mit Blümchen verziert waren, und knappe T-Shirts, die ihr so gut standen, dass sie gleichzeitig ganz nervös und stolz auf sich selbst war.
Darüber hinaus hatte sie mehrere Blusen gekauft, zwei Sweatshirts und zwei Pullover. Nichts in Schwarz, und nichts, das sie nicht waschen konnte. Der Inhalt der fünf Tüten, die sie schließlich zum Auto schleppten, hatte insgesamt weniger gekostet als ihre letzte Designerbluse mit Rock, die sie sich erst vor zwei Monaten zugelegt hatte.
Amy half ihr, die Tüten im Kofferraum zu verstauen, und Claire klappte den Deckel zu.
„Das hat Spaß gemacht“, sagte sie und machte dann das Zeichen für „Danke.“
„Gern geschehen“, sagte Amy. „Jetzt der Buchladen.“
Erst aber legten sie noch eine Pause ein, um in der „Cold Stone Creamery“ ein Eis zu essen. An einem Metalltisch draußen in der Sonne ließen sie es sich schmecken.
„Wie war’s in der Schule?“, fragte Claire.
„Gut“, gebärdete Amy und wechselte dann zur Stimme. „Wir üben Sprechen“, sagte sie langsam. „Jeden Tag.“
„Kannst du denn irgendetwas hören?“, fragte Claire.
„Töne. Keine Worte.“
„Und wenn ich richtig laut schreie?“
Amy kicherte und gebärdete dann: „Ich bin taub.“
Claire konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es war, nichts zu hören. Wenn sie es versuchte, füllte sich ihr Kopf mit der Musik, die sie früher gespielt hatte, und sie sehnte sich danach, wieder vor den Tasten zu sitzen. Sie schloss die Hände zu Fäusten. Wie konnte sie das Spielen nur gleichzeitig so lieben und hassen? Das nagende Gefühl, üben zu müssen, verfolgte sie ständig, gleichgültig mit welchen Aktivitäten sie ihren Tag auch anfüllen mochte. Trotzdem merkte sie bereits bei dem Gedanken daran, sich an ein Klavier zu setzen, wie die nächste Panikattacke aufzog und ihr die Brust eng wurde.
„Warst du schon immer taub?“, fragte sie.
Amy nickte und machte ein Zeichen, von dem Claire annahm, dass es „seit Geburt“ bedeutete.
„Ich habe Glück“, fuhr das Mädchen gebärdend und sprechend fort. „Ich kann ein wenig hören. Andere nicht einmal das.“
„Spürst du den Klang?“, fragte Claire und schlug sich dabei die Hand auf die Brust. „In deinem Körper?“
„Musik. Ich fühle Musik.“
Claire überlegte, ob Amy die Musik wohl fühlen könnte, wenn sie spielte. Würden die Vibrationen ausreichen, wenn sie die Hände aufs Klavier legte? Ob sie dabei auch Noten unterscheiden könnte? Unterschiedliche Stücke? Fühlte ein klassisches Konzert sich anders an als die Musik einer Broadwayshow?
Fast hätte sie vorgeschlagen, dass sie es einmal ausprobieren sollten, als ihr einfiel, dass sie ja gar nicht mehr spielte. Noch vor einer Minute war sie in Panik geraten. Wie konnte sie so leicht vergessen, dass sie nicht mehr dieselbe Person war wie früher?
Nachdem sie ihr Eis aufgegessen hatten, gingen sie in die Buchhandlung. Amy half ihr, zwei einfache Kochbücher auszuwählen.
„Jetzt kann ich das Essen selbst kochen“, sagte Claire.
Amy nickte und blätterte in dem Buch, bis sie ein Rezept für Hackbraten gefunden hatte, das sie Claire zeigte.
Claire sah sich die Liste der Zutaten an, und es wirkte tatsächlich nicht sonderlich kompliziert.
„Heute Abend?“, fragte sie.
Amy nickte.
Als Beilage wurden Kartoffelpüree und Möhren empfohlen, und siehe da, unter der Kategorie „Gemüse“ fand Claire dann wunderbarerweise auch gleich ein Rezept für Kartoffelpüree und eine Tabelle, der sie die Kochzeit für Möhren entnehmen konnte.
„Lebensmittelladen?“, fragte sie das Mädchen.
Amy lächelte sie an. „Ich weiß wo.“
Also machten sie sich auf zum Lebensmittelgeschäft. Amys Richtungsanweisungen waren so gut, dass Claire kichern musste, als sie überlegte, wer hier wohl für wen der Babysitter war.
Sie kauften Kartoffeln, Möhren, eine Zwiebel und fanden auch Hackfleisch, obwohl Claire für einen Moment ratlos vor den verschiedenen Sorten stand. Dann entschied sie sich einfach für das Teuerste und hoffte, dass es das Richtige war.
„Ihre Tochter ist sehr hübsch“, sagte eine ältere Dame im Vorbeigehen. „Sie hat dieselben Augen wie Sie.“
Diese Bemerkung überraschte Claire, aber sie lächelte und sagte: „Danke. Aber sie sieht ihrem Vater sehr ähnlich.“
„Das muss ein sehr gut aussehender Mann sein.“
Claire dachte an das letzte Mal, als sie
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