Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
Wyatt gesehen hatte. Er hatte auf dem Treppenabsatz in Nicoles Haus gestanden und wie üblich ausgesehen, als wäre er von ihr völlig frustriert. Sie war sich nicht sicher, warum sie bei ihm sämtliche Knöpfe drückte; ganz sicher aber tat sie es nicht mit Absicht.
„Er sieht ganz nett aus“, räumte sie ein.
Die Frau lächelte und ging weiter.
Amy zupfte Claire am Arm. „Was hat sie gesagt?“
„Sie dachte, du seist meine Tochter und fand, wir hätten dieselben Augen.“
Amy sah sie einen Moment lang prüfend an, dann hob sie eine Hand, die Finger geschlossen und den Daumen über die Handfläche gelegt. „Blau“, sagte sie und wackelte dabei mit der Hand hin und her.
Claire machte ihr das Zeichen nach und dachte, es stimmt tatsächlich. Beide hatten sie blaue Augen, und sie waren auch beide blond. Amy aber hatte das Glück, dass ihre schöne Haarfarbe natürlich war, während Claire alle vier Wochen ihren Ton aufhellen musste und neue Strähnchen brauchte.
„Meine Mutter ist weg“, sagte Amy „Sie ist fortgezogen.“
„Das tut mir leid.“
Amy zuckte die Schultern und sah auf die Liste, als machte es ihr nichts aus.
Sie setzten ihre Einkäufe fort. Nach einer Weile fiel Claire auf, dass sie dabei war, über Amys Mom nachzugrübeln. Wer brachte es denn fertig, dieses Kind zu verlassen? Wer konnte überhaupt eine Familie verlassen?
Schließlich war es genau das, was Claire sich von der Zeit ihres Aufenthalts hier erhoffte. Sie wollte die Verbindung zu Nicole und Jesse wiederherstellen, um irgendwo hinzugehören. Dann aber wünschte oder hoffte sie auch noch, für sich selbst jemanden zu finden, den sie lieben könnte. Einen Mann, der sie mochte, der sie liebte, der sie heiraten wollte. Allerdings war sie sich noch völlig im Unklaren, ob dies ein erreichbares Ziel war oder doch nur ein dummer Traum, der sich niemals erfüllen würde.
Gegen vier Uhr dreißig waren sie wieder zurück. Amy half Claire, die Sachen aus dem Auto zu tragen, und hüpfte dann die Treppe hinauf, um Nicole zu besuchen. Claire legte alle Lebensmittel, die sie gekauft hatten, auf den Küchentresen, stellte den Ofen an und schlug das Kochbuch auf. Da der Hackbraten fast eine Stunde brauchen würde, beschloss sie, gleich damit zu beginnen.
Sie vermengte, maß ab und rührte um, bis sie eine gute Mischung hatte. Dann kippte sie die Masse in eine Kastenform, glättete die Oberfläche, schob ihren Hackbraten in den vorgeheizten Ofen und stellte den Timer ein.
Als Nächstes sind die Kartoffeln an der Reihe, dachte sie, während sie die Flasche Rotwein auspackte, die sie gekauft hatte. Zuletzt dann die Möhren. Sogar an einen kleinen Beutel mit einer braunen Fertigsoße hatte sie gedacht.
Ein Abendessen, das sie selbst kochte. In ihrem ganzen Leben hatte sie so etwas noch nie getan. Und das, nachdem sie fast acht Stunden in der Bäckerei gearbeitet hatte, mit Amy im Einkaufszentrum war und Lebensmittel besorgt hatte. Alles völlig normal.
Sie fand einen Korkenzieher und öffnete die Flasche. Nachdem sie sich ein Glas eingeschenkt hatte, hielt sie es hoch, wie um sich selbst zuzuprosten.
„Auf die Anpassung“, flüsterte sie. „Darauf, dass ich bin wie jeder andere.“
7. KAPITEL
W yatt schloss sich selbst die Tür auf. Er war später als erwartet und hatte die letzten zwei Stunden damit verbracht, einer Kundin zu erklären, warum es, anders als die Heimwerkersendung im Fernsehen einen vielleicht glauben ließ, nicht so leicht sein würde, an dieser bestimmten Stelle im Gebäude ein Fenster einzufügen. Er war müde, er war sauer und das Letzte, was er sich jetzt wünschte, war Claire zu sehen.
Nicht, dass er nicht zu schätzen wusste, wie sie ihm mit Amy half. Das tat er. Überraschend hatte Nicoles Operation ihm gezeigt, dass er bei der Betreuung seiner Tochter viel zu sehr von seiner Freundin abhängig war und für ein paar Alternativen sorgen musste. Claire war in einer Notfallsituation eingesprungen, was großartig war, aber nun musste er sie auch sehen, und sie sehen bedeutete, Verlangen nach ihr zu haben.
Er wusste nicht, welche chemische Zusammensetzung dafür verantwortlich war, dass er so von ihr angezogen wurde. Aber sie war vorhanden. Wann immer sie zusammentrafen, fühlte er dieses nervende Begehren, und wenn er sie nicht sah, verbrachte er viel zu viel Zeit damit, davon zu fantasieren, wie sie nackt und nass aussehen und sich nach ihm verzehren würde. Es war schlimmer, als wäre er wieder zum Teenager
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