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Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Titel: Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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voranschritt, aber der Prozess dauerte doch sehr viel länger, als sie es sich gewünscht hätte. Da waren ...
    Auf einmal stürzten die Erinnerungen vom Vorabend auf sie ein. Ihr Streit mit Claire; das, was sie, Nicole, ihr an den Kopf geworfen hatte; dann Drew, der plötzlich aufgetaucht war, und wie Claire ihn angegriffen hatte.
    Wie eine Besessene war sie ihm auf den Rücken gesprungen und hatte diesen Pumps dabei wie ein Messer geschwungen. Sie hatte es geschafft, Drew zu Boden zu werfen, eine wirklich imponierende Leistung. Claire hatte sie beschützt, und das nach allem, was sie ihr vorgeworfen hatte.
    Nicole griff nach der Kanne, schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und trank die heiße Flüssigkeit in kleinen Schlucken.
    Claire kam ihr vor wie ein Hündchen, das einem immer wieder hinterherlief, egal wie oft man ihm sagte, es solle verschwinden. Nur – Claire war kein Hündchen, und Nicole hatte ihr auch nicht bloß gesagt, sie solle verschwinden, sie hatte ihr gesagt, sie wünschte, sie wäre tot.
    „Jemandem so etwas zu sagen, ist wirklich ziemlich scheußlich“, murmelte sie vor sich hin. Noch schlimmer aber war, dass sie es zu der Zeit auch so gemeint hatte. Nicht gestern, aber vor zwölf Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter. Damals hatte sie sich wirklich gewünscht, es hätte Claire an ihrer Stelle getroffen.
    So weit hätte es nie kommen dürfen, dachte Nicole traurig. Alles hätte anders sein müssen. Als sie klein waren, standen sie und Claire sich doch so nahe. Wie die meisten Zwillinge wussten sie immer, was die andere dachte. Sie waren füreinander da. Und dann war Claire eines Tages einfach weg und Nicole hatte sich gefühlt, als hätte man ihr einen Arm abgehackt.
    Wochenlang war sie weinend von Zimmer zu Zimmer gelaufen und hatte geglaubt, wenn sie nur lange genug suchte, würde sie ihre Schwester schon wieder finden. Aber Claire war wirklich nicht mehr da und, dachte Nicole bitter, hatte vermutlich derweil ihr neues Prinzessinnendasein in vollen Zügen genossen.
    Der übliche Ärger kam in ihr hoch, der Neid auf alles, was Claire erfahren durfte, der Verdruss darüber, dass sie, Nicole, überhaupt noch an ihr hing. Und richtige Wut, weil sie selbst in Seattle festsaß und sich um alles kümmern musste.
    Dann trank sie noch ein wenig mehr von dem Kaffee, den Claire gekocht und ihr hingestellt hatte. Nun gut, vielleicht war es ja nicht gleich der Beginn des Weltfriedens, aber Claire gab sich wirklich Mühe. Schließlich hätte sie auch schon beim ersten Mal, als Nicole sie dazu aufgefordert hatte, wieder abreisen können. Aber sie hatte es nicht getan. Sie hatte durchgehalten und es weiter versucht.
    Bei jedem anderen hätte Nicole ja gerne angenommen, dass es etwas zu bedeuten hatte. Aber bei Claire ...? Nicole konnte sich nicht darüber klar werden, ob dies nun alles ein Spiel war oder nicht. Vielleicht aber, und auch nur vielleicht, war es nun doch an der Zeit, nicht immer nur das Schlimmste anzunehmen.
    Kurz nach Mittag kam Claire die Treppe herauf. Sie klopfte kurz an Nicoles Tür, die offen stand, und trat ein.
    „Wie geht es dir?“, fragte sie.
    „Etwas besser.“
    „Das ist gut.“
    „Danke für den Kaffee und die Muffins. Die waren lecker.“
    Claire strahlte. „Gern geschehen. Es war mir ein Vergnügen.“
    Auf der Stelle explodierten in Nicoles Hirn tausend sarkastische Bemerkungen, die so schnell auf sie einstürzten, dass sie Schwierigkeiten gehabt hätte, sich eine davon auszusuchen. Aber sie erinnerte sich daran, was gestern geschehen war, an das, was sie zu Claire gesagt hatte und was Claire für sie getan hatte, und sie schwor sich zu versuchen, nicht mehr so ein Biest zu sein.
    „Du bist früh aufgestanden.“
    Claire machte es sich auf dem Stuhl beim Bett bequem. „Um halb fünf war ich in der Bäckerei. Sid hat fast einen Herzanfall bekommen. Ich habe ihm dann versprochen, dass ich ihm nichts mehr verderbe, und habe ihm gesagt, dass ich nur helfen will. Zuerst hat er mir gar nichts geglaubt, aber dann hat er mich arbeiten lassen. Ich habe die Zuckersprenkel verteilt und die Bagels sortiert. Solche Sachen halt.“
    Idiotenarbeit, dachte Nicole. Das, womit die Kids immer anfingen. Und „Kids“ war dann auch das Stichwort.
    „Wieso tust du das?“, fragte sie. „So früh aufstehen und dann dort hingehen und diese miesen Jobs machen?“
    Claire legte die Stirn in Falten. „Weil es ein Familiengeschäft ist und du im Moment selbst nicht dorthin kommst. Natürlich

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