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Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt

Titel: Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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lieber erst noch eine Woche üben, bevor ich mich in diese Welt aufmache. Für mich ist das alles etwas kompliziert.“ Sie neigte den Kopf leicht zur Seite. „Und Sie benutzen den Ofen tatsächlich?“
    Seine Erektion hatte sich wieder gelegt, also kam er um den Sessel herum und setzte sich. „Meine Brownies sind ziemlich mies. Meine Schokoladenplätzchen sind in Ordnung, aber auch nur, weil es da dieses Rezept auf der Tüte mit den Schokoladenchips gibt. Ich kann Kuchen backen, obwohl ich sie meist bei Nicole bestelle. Eine Torte habe ich noch nie versucht.“
    „Beeindruckend“, sagte sie. „Ein Allroundtalent.“
    „Ein alleinerziehender Vater. Shanna hat uns sitzen lassen, als Amy drei Monate alt war.“
    Damals war sein Zustand jenseits von Panik gewesen. Allein schon Vater zu werden, hatte ihm genügend Angst eingejagt, dann aber auch noch beide Elternrollen übernehmen zu sollen, war einfach unvorstellbar. Im ersten Jahr hatte er kaum geschlafen. Gott und die Welt hatte er verrückt gemacht. Gelesen, was er in die Finger bekam, Amy schon zum Kinderarzt geschleppt, wenn sie auch nur einmal etwas stärker seufzte, und alle Mütter regelrecht in die Mangel genommen, um Informationen zu erhalten. Aber sie hatten überlebt, und als Amy dann anfing zu laufen und sich in Gebärden auszudrücken, waren die Dinge leichter geworden. Zumindest konnte sie ihm endlich signalisieren, wenn etwas nicht in Ordnung war.
    „Wie konnte Ihre Frau das nur tun?“, fragte Claire. Ihr Blick umschattete sich vor Verständnislosigkeit. „Ihr Kind zu verlassen? Jedes Baby ist doch ein Wunder, und Amy ist fantastisch.“
    „Shanna hat es vorgezogen zu gehen“, sagte er, ohne dabei zu versuchen, aus seinem Ärger ein Geheimnis zu machen. Wyatt hatte diese Frau zwar nie vermisst, aber Amy brauchte ihre Mutter. „Nicht einmal zu Besuch kommt sie noch her. Amy hat sich damit abgefunden, weil sie es musste.“
    „Tut mir leid“, meinte Claire. „Da verpasst sie etwas. Amy ist tatsächlich ein Wunder. Es ist unglaublich, wie gut sie spricht.“
    „Sie besucht eine Sonderschule für gehörlose Kinder. Dort konzentriert man sich neben der Gebärdensprache besonders auf das Sprechen und Lippenlesen. Am Anfang war es schwer für sie, aber sie macht Fortschritte. Allerdings gibt es innerhalb der Gemeinschaft der Gehörlosen große Meinungsverschiedenheiten, was diese Verfahren angeht.“
    „Das Lippenlesen?“
    „Und das Sprechen. Ein großer Teil der Gehörlosengemeinschaft vertritt die Ansicht, dass sie eine existenzfähige Kultur besitzen, die respektiert werden sollte. Sie seien nicht behindert, sondern lediglich anders, und sie möchten nicht dazu gezwungen sein, die Kommunikationsweise der Hörenden zu erlernen. Aber ich mache mir Sorgen um Amys Leben, wenn sie einmal älter ist. Ihre ganze Familie gehört der Welt der Hörenden an, also wird sie sich irgendwie da einpassen müssen. Ich möchte ihr das so leicht wie möglich machen. Und dazu gehört auch, dass sie das Sprechen lernt, damit die Menschen außerhalb der Gehörlosengemeinschaft sie verstehen können.“
    Er unterbrach sich plötzlich. „Es tut mir leid. Ich werde gerade ausschweifend.“
    „Sie müssen sich doch nicht entschuldigen. Sie ist Ihre Tochter und natürlich machen Sie sich da Gedanken. Es ist alles so interessant. Und ich danke Ihnen, dass Sie sie mir anvertraut haben.“
    „Ich bin derjenige, der Ihnen zu danken hat.“
    Sie sahen sich gegenseitig an, und plötzlich lag Spannung in der Luft. Wyatt fühlte sein Verlangen wieder aufsteigen, und damit verbunden auch seine Gereiztheit. Bevor er jedoch wieder mit einer Erektion herumlaufen würde oder jemanden anblaffte, der es nicht verdient hatte, erhob er sich.
    „Ich schnapp mir Amy, und dann gehen wir.“
    „Ich geh sie holen.“
    Er sah Claire nach, wie sie aus dem Zimmer ging.
    Leichte, anmutige Schritte, dachte er und hätte sich gleich darauf am liebsten vor die Stirn geschlagen. Es hatte ihn böse erwischt. Mehr als schlimm. Er musste unbedingt einen Weg finden, darüber – und über sie – hinwegzukommen. Zwar war sie vielleicht gar nicht so schrecklich, wie er anfangs geglaubt hatte, aber er würde sich unter gar keinen Umständen mit ihr einlassen. Eine Komplikation wie sie konnte er nicht gebrauchen, selbst dann, wenn sie die Frau war, nach der er sich verzweifelt sehnte.
    Nicole verlagerte ihr Gewicht im Sessel. Das aufrechte Sitzen war der nächste Schritt in ihrem Heilungsprozess.

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